"Der Deutschlandradio-Hörfunkrat widerspricht einer Studie der Otto-Brenner-Stiftung zur Zusammensetzung der Aufsichtsgremien im öffentlich-rechtlichen Rundfunk",
schreibt epd-Medien in einem Beitrag vom Freitag (7.3.2025). Wörtlich ist da zu lesen:
"Deren Befund, es gebe noch immer einen zu großen Einfluss der Politik in den Rundfunkräten und anderen Gremien, decke sich nicht mit den Erfahrungen in der Gremienarbeit, erklärten Mitglieder des Hörfunkrats in der Sitzung am Donnerstag laut einer Mitteilung vom Freitag. Ehrenamtliches Engagement in Parteien sei nicht mit der früher zu Recht kritisierten dominanten "Staatsbank" zu verwechseln."
Der epd-Beitrag vom 7.3.2025 trägt den Titel: "Deutschlandfunk-Hörfunkrat widerspricht Studie zu Gremien".
Es ist eine der ersten offiziellen Reaktionen eines der untersuchten Gremien auf die von mir erstellte Studie "Im öffentlichen Auftrag. Zusammensetzung und Arbeitsweise der öffentlich-rechtlichen Rundfunkgremien" (vgl. FLURFUNK vom 27.2.2025). Darüber hinaus gab es eine ganze Reihe Rückmeldungen einzelner Gremienmitglieder in meinem Postfach – sowie einen sehr wertschätzenden öffentlichen Kommentar eines MDR-Rundfunkratsmitglieds hier im Blog.
Kritik vom ARD-GVK-Vorsitz
Auf den Seiten der Gremienvorsitzendenkonferenz der ARD (GVK) ist inzwischen eine sehr ausführliche Befassung und Kritik an der OBS-Studie erschienen. Autor ist Klaus Sondergeld, der aktuell in seiner Funktion als Vorsitzender des Rundfunkrats von Radio Bremen auch Vorsitzender der ARD-GVK ist.
Er leitet seinen Text ein mit:
"Die Studie kritisiert zurecht die durchaus ausbaufähige Bekanntheit der Gremien des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Schon allein deshalb ist die Veröffentlichung zu begrüßen. Sie führt zu Medienberichterstattung und zu Diskussionen auch über den inner circle der medienpolitisch Engagierten und Betroffenen hinaus. Außerdem enthält sie wertvolle Anregungen für weitere Reformen zur Stärkung der Aufsicht. Bei allem Nutzeffekt und trotz des erkennbar konstruktiven Bemühens hat das OBS-Arbeitspapier aber auch Schwächen in Theorie und Empirie. Einigen von ihnen soll im Folgenden ebenfalls im Sinne eines kritisch-konstruktiven Austauschs nachgegangen werden."
Sondergeld hat u.a. eine ganze Reihe Gegenargumente und Kritikpunkte aufgelistet.
Unter anderem schreibt er:
„Was auf Seiten der Medienwissenschaft fehlt, ist eine Theorie gelingender Repräsentation der Beitragszahler:innen in den Aufsichtsgremien des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Jedenfalls ist mir noch keine untergekommen, auch nicht bei der Lektüre des OBS-Arbeitspapiers.“
Sein Zwischenruf trägt den Titel: "Zwischenruf zum Arbeitspapier der Otto-Brenner-Stiftung (OBS) über die 'Zusammensetzung und Arbeitsweise der öffentlich-rechtlichen Rundfunkgremien'".
Von FAZ, SZ, ZEIT bis zu Übermedien: breite Medienberichterstattung
Die Berichterstattung von epd-Medien und der Zwischenruf von Klaus Sondergeld sind ein guter Anlass, kurz die Medienresonanz auf die Veröffentlichung der Studie zu dokumentieren. Dabei gleich der Hinweis: Der Übermedien-Podcast "Holger ruft an" steht sehr bewusst an erster Stelle, arbeiten wir dort doch m.E. mit am besten alle Schattierungen des Themas:
- Übermedien-Podcast "Holger ruft an": "Wie staatsfern sind die Rundfunkräte?"
- FAZ.de (27.2.): "Rundfunkräte sind kein Spiegelbild der Gesellschaft"
- Deutschlandradio MediasRes (27.2.): "Peter Stawowy zu seiner Untersuchung der Rundfunkgremien im ÖRR"
- Radio1 Medienmagazin (1.3.) ab Min. 24:13: "GREMIEN: Neue OBS-Studie 'Im öffentlichen Auftrag. Zusammensetzung und Arbeitsweisen der öffentlich-rechtlichen Rundfunkgremien' - Peter Stawowy"
- Süddeutsche Zeitung (27.2.): "Politisches Übergewicht in den Rundfunkräten"
- Zeit.de (27.2.): „Studie sieht zu hohen politischen Einfluss auf Rundfunkräte“
- Turi2 (27.2.): "Gremien-Blackbox: OBS-Studie attestiert ÖRR-Rundfunk- und Verwaltungsräten Transparenz-Defizit"
- taz (27.2.): "Wie unabhängig sind eigentlich die Rundfunkräte?"
- Telepolis (27.2.): "Öffentlich-rechtliche Rundfunkräte: Parteibuch statt Publikumsnähe"
- DWDL (27.2.): "Studie weist auf Mängel in öffentlich-rechtlichen Gremien hin"
- Blickpunkt Film (27.2.): "Otto Brenner Stiftung kritisiert die Rundfunkräte"
- MDR-Altpapier (27.2.): "Redet mit uns, ihr Räte!"
- M - Menschen Machen Medien (28.2.): "Viel Parteienfunk, wenig Transparenz" (auch im BildBlog verlinkt)
- Der Standard (6.3.): "ORF-Räte würden deutsche Staatsferne-Vorgabe auch nach Umbau nicht bestehen"
Korrektur zu Zahlen des Deutschlandradios
Die Studie steht auf den Webseiten der Otto Brenner Stiftung zum Download bereit. Dort haben wir inzwischen auch einen Korrektur-Hinweis eingefügt, den ich hier auch noch mal wiedergeben will:
"Hinweis: Leider hatten sich in der ursprünglichen Fassung zwei Fehler eingeschlichen. Der Anteil der Staatsvertreter*innen im Rundfunkrat des Deutschlandradio zum Erhebungszeitpunkt wurde mit 16 Personen angegeben, korrekt sind 15 Personen. Auch wurden 9 Mitgliedern des Rundfunkrats des Hessischen Rundfunks zusätzlich eine Parteizugehörigkeit zugesprochen, korrekt sind 8 Personen. Wir haben die entsprechenden Stellen in den Onlinefassungen der Studie bzw. der Kurzfassung korrigiert und die Dateien am 06.03.2025 neu hochgeladen."
Hier findet sich die Studie auf den Seiten der Otto Brenner Stiftung.
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