Warum der MDR-Rundfunkrat der Personalie Brandt nicht zugestimmt hat

Heute Nachmittag durfte ich MediasRes, dem Medienmagazin des Deutschlandfunk, meine Sicht auf die Vorgänge im MDR-Rundfunkrat am vergangenen Montag darstellen (vgl. FLURFUNK vom 10.2.2025: "Bericht von der 225. Sitzung des MDR-Rundfunkrat").

Das ganze Interview ist hier zu hören: "Chaos beim MDR: Wahl der Programmdirektorin gescheitert – Interview mit Peter Stawowy" (Deutschlandfunk.de vom 17.2.2025).

Im Nachgang erhielt ich erneut - wie schon bei der Berichterstattung zuvor – eine ganze Reihe von Reaktionen. Eine davon bat darum, die Gründe noch einmal schriftlich zu dokumentieren. Dem komme ich gern nach – verbunden mit dem Hinweis, dass darin natürlich ein erheblicher Anteil Interpretation enthalten ist.

Grundlage für meine Einschätzung sind eine ganze Reihe von Telefonaten und direkten Kontakten mit Rundfunkräten – den kompletten Überblick, alle nach ihren Gründen und Einschätzungen abzufragen, kann ich nicht leisten.

Führungsstil, Erfahrung, Geld ...

Hier also meine Liste, warum Rundfunkräte ihre Zustimmung zur Personalie Jana Brandt nicht erteilt haben:

  • Kritik am Führungsstil: Das wird öffentlich bislang kaum kommuniziert, zumal es keine konkreten Belege gibt. Aber gegenüber einzelnen Rundfunkräten sind teils heftige Beschwerden über den Führungsstil von Jana Brandt als Programmdirektorin geäußert worden – darüber wird durchaus (vor allem hinter vorgehaltener Hand) auch innerhalb des Gremiums gesprochen.
  • Fehlende Erfahrung: Ist Jana Brandt die richtige Person für die Sanierung und so ein bedeutendes Projekt wie die Fusion zweiter Programmdirektionen? Hier geht es zum Beispiel um das Thema Stellen, die abgebaut oder umgewidmet werden müssen. Es geht aber auch um die programmliche Profilierung der Rundfunkanstalt. Einen journalistischen Stallgeruch bringt sie jedenfalls nicht mit, wird kritisiert.
  • Das Thema Geld: Wie viel Brandt nach der Übernahme der Position, die sie aktuell schon kommissarisch ausfüllt, verdienen wird, sorgte im Vorfeld für einige Unruhe im Rundfunkrat (und bei der Belegschaft). Kritisch wird da gesehen, dass sie schon mit der Übernahme der Vertretung von Klaus Brinkbäumer zusätzliches Geld verdient hat; aus Sicht einige Rundfunkräte sei es nicht vertretbar, dass sie mit Übernahme der neuen Funktion erheblich mehr Geld verdienen könnte. Dazu gab es einiges an Informationen, nur nichts konkretes. Einzelne Rundfunkräte haben kritisiert, dass sich die Hausspitze vor der Sitzung dazu nicht eingelassen habe.
  • Fehlendes Konzept: Jana Brandt und Intendant Ralf Ludwig hatten im Vorfeld eine Vorstellungstour durch die Landesgruppen des MDR-Rundfunkrats gemacht. Hier hatte sich Brandt vorgestellt und Fragen beantwortet. Erste konzeptionelle Überlegungen – etwa in Form von einer Präsentation – brachte sie aber nicht mit.
  • Die Kommunikation des Intendanten: Eine Reihe von Rundfunkräten hat sich kritisch darüber geäußert, warum die Personalie  – ohne Ausschreibung – so kurzfristig durchgedrückt werden sollte (also erst kurz vorher auf die Tagesordnung kam). Als unglücklich wird auch die Kommunikation des Intendanten zwischen den Wahlgängen kolportiert – er soll damit gedroht haben, dann die ganze Strukturreform, also die Zusammenlegung der beiden Direktionen, zu lassen. "Ich lasse mich doch nicht erpressen", sagt ein Rundfunkrat zu uns im Telefongespräch. "Hätten wir über die Strukturreform abgestimmt, hätte er eine breite Mehrheit gehabt - aber nicht mit der Führung", sagt eine andere Rundfunkrätin.
  • Und schließlich die Baustelle Brinkbäumer: Brandt wird angelastet, dass von dem angekündigten Groß-Projekt von Klaus Brinkbäumer, der im Mai 2024 vom Direktor zum bestbezahlten Journalisten des Hauses wurde (vgl. FLURFUNK vom 9.4.2025: "Klaus Brinkbäumer ab Mai kein MDR-Programmdirektor mehr"), bislang nichts mehr zu hören war. Das aber fällt in den Verantwortungsbereich der schon jetzt alleinigen, weil kommissarischen Programmdirektorin Jana Brandt.

Intendant ist nicht beschädigt

Hin- wie her: Im Interview mit dem Deutschlandfunk habe ich auch darauf hingewiesen, dass es eigentlich eine Mehrheit für Brandt gab – nur eben nicht die erforderliche 2/3 der anwesenden Mitglieder. Im ersten Wahlgang fehlten 2 Stimmen, im zweiten 1 – im dritten Durchgang dann wieder 2.

Die letzte Frage im DLF-Interview ist, ob meiner Meinung nach der Intendant durch die Geschichte selbst beschädigt ist. Ehrlich: Das halte ich für Quatsch. Nach wie vor hat er großen Rückhalt im Rundfunkrat für seinen Kurs und seine Arbeit. Er hat nur eben eine Abstimmung verloren – es war wohl ungeschickt, den dritten Wahlgang noch anzusetzen.

Im Interview stelle ich schließlich die These auf, dass Ludwig weiter an der Lösung Brandt festhalten wird. Mal schauen, ob ich damit richtig liege.

Ein Hinweis an Kommentatoren hier und bei den anderen Berichten: Bitte achten Sie darauf, sachlich zu bleiben. Kommentare mit – durch mich – nicht belegbare Tatsachenbehauptungen schalte ich nicht frei. Ich bitte um Verständnis. 

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