Das gibt es nicht oft: Auf Bitten des MDR-Intendanten Ralf Ludwig ist zum Ende der vergangenen Woche und sehr kurzfristig die Tagesordnung der MDR-Rundfunkratssitzung für kommenden Montag (10.2.2025) geändert worden. Neu auf dem Plan steht jetzt der Vorschlag, der Leiterin der Programmdirektion Halle, Jana Brandt, auch die Programmdirektion Leipzig zu unterstellen.
Und zwar schon ab 1.3.2025 – sofern der Rundfunkrat zustimmt.
Brandt leitet die Programmdirektion Leipzig bereits seit 1.5.2024 kommissarisch, nachdem der Vertrag des bisherigen Direktors Klaus Brinkbäumer "angepasst" worden war (vgl. FLURFUNK vom 9.4.2025: "Klaus Brinkbäumer ab Mai kein MDR-Programmdirektor mehr").
Programmdirektionen fusionieren
Ludwigs Ziel ist es, aus zwei den Programmdirektionen (früher mal: Hörfunk und Fernsehen) eine zu machen und so langfristig Overhead-Kosten und einen Direktorenposten einzusparen. Dieses Szenario hatte er mehrfach im Rahmen von Rundfunkratssitzungen skizziert.
Für die neue Aufgabe ist vorgesehen, dass Brandt einen neuen 3-Jahres-Vertrag bekommt; ihr bisheriger gilt noch knapp ein Jahr. Für die Zeit danach soll es die Absprache geben, so ist aus Rundfunkratskreisen zu hören, dass Brandt sich dann wohl zurückziehen werde.
Im Haus bei den Mitarbeitenden selbst stößt das Vorgehen des Intendanten auf teilweise sehr heftige Reaktionen. Was bei uns ankommt, reicht von deutlicher Verwunderung bis Wut – wobei das natürlich keineswegs repräsentativ sein dürfte.
Auf Unverständnis stößt etwa die Tatsache, dass Brandt künftig vermutlich noch mehr Geld verdienen dürfte als bisher; schon jetzt liegen ihre Bezüge bei 248.977 Euro inkl. Aufwandsentschädigung und Sachbezügen (Quelle: MDR-Geschäftsbericht 2023, S. 44 – hier auf mdr.de zum Download). Damit liegen ihre Bezüge dann über denen der RBB-Intendantin (220.000 Euro), wird moniert.
Unverständnis bei den Freien
Einzelne Mitarbeitende des MDR äußern ihren Missmut darüber, dass Brandt schon für die kommissarische Leitung der Direktion zusätzliche Bezüge erhalten habe – während beispielsweise Sachsens Funkhausdirektor Sandro Viroli für die kommissarische Leitung des Funkhauses in Sachsen-Anhalt auf zusätzliches Geld verzichtet hätte (vgl.FLURFUNK vom 25.8.2022: "MDR: Ines Hoge-Lorenz, Landesfunkhausdirektorin Sachsen-Anhalt, legt Amt nieder").
"Wir bräuchten das Geld dringend im Programm! Es wird an allen Ecken und Enden gespart. Die kann doch verzichten!", schimpft einer unserer Gesprächspartner. Eine FLURFUNK-Anfrage vom Freitagnachmittag, wie viel Brandt künftig genau verdient, beantwortete der MDR bislang nicht. Unklar ist, ob es dazu schon Vertragsverhandlungen mit dem Verwaltungsrat gab.
"Womit hat sie sich denn profiliert?" Und: "Wo bleibt denn das angekündigte Sonderprojekt von Klaus Brinkbäumer - dieses falle schließlich in die Verantwortung von Brandt?", fragt einer unserer Gesprächspartner am Freitagnachmittag und -abend. Sie sei in jedem Falle eine "hervorragende Regisseurin der Macht", sagt eine andere Gesprächspartnerin.
Vom Abbau der Verwaltungsstrukturen dürften viele Festangestellte betroffen sein, für die erst einmal Lösungen gefunden werden müssen – das sorgt allgemein für starke Verunsicherung.
Vorstellung in Landesgruppen
In den Vorstellungen bei den drei Landesgruppe des Rundfunkrats sei die Personalie unterschiedlich aufgenommen worden, ist von verschiedenen Mitgliedern des Gremiums zu hören. Einige teilen die Ansicht des Intendanten, dass mit der Personalie langfristig Geld gespart werde. Sie halten das Vorgehen für eine gute Lösung. Andere kritisieren, Brandt habe in den Sitzungen der Landesgruppen geredet, aber für die Fusionspläne der beiden Programmdirektionen keinerlei konkrete Zahlen oder Konzepte vorgelegt. "Es gab noch nicht einmal eine Präsentation", sagt ein Rundfunkrat.
Die Entscheidung zur Personalie Brandt fällt der MDR-Rundfunkrat am Montag – im dann wohl nicht-öffentlichen Teil der Sitzung.
Hinweis: Wir sind für die Sitzung am Montag für den Gästebereich angemeldet und berichten wieder live im Ticker.
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