“Forscher sind überrascht” – erster Medienspiegel zur TLM-Vielfaltsstudie

Unsere Studie zur lokalen Medienvielfalt in Thüringen (vgl. FLURFUNK vom 10.1.2025: "Ohne Zeitung geht nicht viel: TLM-Forschungsgutachten zur lokalen Medienvielfalt vorgestellt") hat einige Berichterstattung zur Folge, die ich hier zumindest in Auszügen dokumentieren will – auch vor dem Hintergrund, dass sich eine Kontroverse abzeichnet, was die Diskussion über die Inhalte-Förderung für Medien betrifft.

Besonders aber ein fundierter Kommentar bei LinkedIn hat es mir angetan (s. am Ende des Beitrags).

Zunächst die Medienberichte:

Beiträge vom 14.1.2025

Michael Hanfeld schreibt heute (14.1.2025) in der FAZ über unsere Studie. Unter dem Titel: "Was tun gegen 'Nachrichtenwüsten'? (€)" ist zu lesen:

"Dabei ist die Bedeutung der Zeitungen für die Berichterstattung über Politik und Gesellschaft der Untersuchung zufolge überragend. Nirgendwo sonst wird die Lokalpolitik so intensiv gespiegelt wie hier, nicht in Radio und Fernsehen, nicht in Anzeigen- und Amtsblättern, nicht von privaten Initiativen und Blogs im Netz. Öffentliche Gruppen oder Profile auf Social Media lieferten 'so gut wie keine gehaltvollen Informationen zur Meinungsbildung', insbesondere sei über die Lokalwahlen „nicht näherungsweise angemessen informiert“ worden."

Beiträge vom 10.1.2025

epd medien berichtet über die Studie unter dem Titel: "Zeitungen weiterhin führend bei der Lokalberichterstattung"

"Laut der Studie nutzen Teile der Bevölkerung Tageszeitungen nicht mehr als Informationsquelle. Dabei berichteten diese noch immer weitgehend exklusiv über die lokalpolitischen Themen, sagte Hagen. Öffentliche Gruppen oder Profile in den sozialen Medien lieferten dagegen im Untersuchungszeitraum der Studie kaum gehaltvolle Informationen zur politischen Meinungsbildung."

Die Thüringer Allgemeine betont in ihrer Berichterstattung – kein Wunder – die Bedeutung der Zeitung. Titel: "Forscher untersuchen Thüringer Medien und sind überrascht". Sie schreibt:

"Eine Auswertung der Inhalte und des Nutzungsverhaltens der Menschen habe jedoch ergeben, dass klassische Medien im Vergleich etwa zu reinen Onlineportalen einerseits ein Vielfaches an Themen aufgreifen, andererseits hohes Vertrauen genießen und durch fast alle Bevölkerungsschichten stärker genutzt werden."

Das MDR-Thüringen-Journal dagegen fokussiert - auch keine Überraschung – auf die Bedeutung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Der Beitrag hat Prof. Dr. Lutz Hagen im O-Ton. Hier ist der Beitrag des MDR-Thüringen-Journal in der Mediathek anzuschauen: "Welche Medien in Thüringen die meiste Bedeutung haben" (Fr 10.01.2025, 19 Uhr).

Das MENT – Mediennetzwerk in Thüringen e.V. hat der Studie in einem langen Posting bei LinkedIn aufgegriffen. Hier nachzulesen. Zitat:

"Gegenüber MENT zeigte sich TLM-Direktor Jochen Fasco erfreut über das starke Interesse der Thüringer:innen an lokalen und regionalen Informationen. Nun gelte es, die bestehenden lokalen Akteur:innen zu unterstützen und zukunftsfest zu machen sowie die Angebote der Hashtag#Medienbildung für alle Altersgruppen weiter voranzubringen."

Sind fehlende Lokalzeitung eine Gefahr für die Demokratie? Forscher: "Reine Spekulation"

Spannend: Mein Blogbeitrag vom Freitag führte bei LinkedIn zu einem Kommentar des Medienwissenschaftlers Prod. Dr. Manfred Knoche, der sich bestens im Thema Pressekonzentration auskennt. Er schreibt:

"Methodisch vorbildliche empirische Untersuchung, verantwortet von theoretisch-empirisch ausgewiesenen Kollegen Lutz Hagen und Jens Woelke. Besser als von USA in falscher Analogie übergeschwappte 'Nachrichtenwüsten'-Studien. Jetzt müsste nur noch die verbreitete seltsame Hypothese inhaltlich geprüft werden, dass fehlende Lokalzeitungen 'unsere' Demokratie gefährden und die AFD fördern. Oder umgekehrt geprüft: ob dort, wo es Lokalzeitungs-Journalismus von etablierten regionalen (Monopol-)Verlagen (schon lange und noch) gibt, 'die' Demokratie gefördert und AfD verhindert wurde und wird. Und dies nicht nur in Ostdeutschland - auch für die Vergangenheit - untersucht. Müsste erst mal Definitionsarbeit zu 'Demokratie-Gefährdung/Förderung' geleistet und das prinzipielle Kausalproblem empirischer Forschung gelöst werden. Ansonsten bleibt's bei unbewiesenen Behauptungen von negativen 'Nachrichtenwüsten'-Folgen oder 'ohne Zeitungen geht nicht viel'. Der neuerdings vermehrt propagierte Kausalfaktor 'keine Lokalzeitung' ('Zeitungssterben') = Gefährdung Demokratie+Förderung AfD ist rein spekulativ."

Knoches ist hier nachzulesen.

Die Ergebnisse unserer Untersuchung sind auf den Seiten der Thüringer Landesmedienanstalt (TLM) zu finden Hier gibt es eine Zusammenfassung der Ergebnisse als PDF (6 Folien), und eine längere Fassung (38 Folien, ebenfalls als PDF).

Noch keine Kommentare.

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.