Die Sächsische Staatsregierung hat heute (23.1.2024) den 5. Sachsen-Monitor für 2023 vorgestellt. Dafür wurden von Juni bis September insgesamt 2.041 Personen in ganz Sachsen befragt.
Wie bei früheren Sachsen-Monitoren wurde die Befragung mittels eines standardisierten Fragebogens in persönlichen Interviews durchgeführt. Die Ergebnisse sind repräsentativ für die sächsische Bevölkerung ab 18 Jahren.
Glaubwürdigkeit der Medien
Ein Kapitel befasst sich dabei auch mit der Glaubwürdigkeit der Medien (2.7 Mediennutzung und Informationsquellen). Und die Ergebnisse sind durchaus brisant:
Nur noch knapp die Hälfte der Befragten hält Tageszeitungen in Print- oder Online-Form für glaubwürdig (49 Prozent). Das ist ein Rückgang um 10 Prozentpunkte zum vorangegangenen Sachsen-Monitor (2021/22).
- 48 Prozent (+15 Prozent) halten Tageszeitungen dafür für weniger glaubwürdig.
- Die höchste Glaubwürdigkeit haben die Angebote des öffentlich-rechtlichen Rundfunks mit 51 Prozent (47 Prozent: "weniger glaubwürdig").
- Deutlich schlechter schneiden die Angebote von privaten Sendern ab (37 Prozent "glaubwürdig"/61 Prozent „wenig glaubwürdig").
- Zeitschriften und Magazine erzielen ebenfalls schlechte Glaubwürdigkeitswerte (29 wenig glaubwürdig"/67 Prozent „wenig glaubwürdig").
- Und die Boulevardpresse bekommt ein vernichtendes Urteil: Ihr wird fast einhellig mangelnde Glaubwürdigkeit attestiert (90 Prozent).
Spannend: Auch Social-Media-Angebote werden ausgesprochen kritisch gesehen. Nur 14 Prozent halten die Kanäle für glaubwürdig, während 78 Prozent hier wenig Glaubwürdigkeit vermuten.
Allerdings ist diese Skepsis laut Bericht bei der jüngsten Altersgruppe der 18-29-Jährigen weniger stark ausgeprägt. Wörtlich heißt es in dem Bericht:
"Insgesamt gilt dabei: Je pessimistischer der Blick in die Zukunft bei den Befragten ist, desto weniger Glaubwürdigkeit wird den verschiedenen Medienkanälen gezollt."
Informationsquellen
Über die Nutzung der Informationsquellen heißt es in dem Bericht:
"Die Befragten informieren sich eher aus öffentlich-rechtlichen Angeboten des Fernsehens (47 Prozent) und des Radios (28 Prozent), ferner aus Tageszeitungen (27 Prozent) oder auch aus dem privaten Fernsehen (26 Prozent). Das Internet allgemein spielt als Nachrichtenquelle bei der Älteren nach wie vor nur eine untergeordnete Rolle, auch bei den Jüngeren steht es mit 25 Prozent noch hinter dem Fernsehen (öffentlich rechtlich sowie privat)."
Heißt: Nach wie vor spielen die sozialen Medien bei der großen Mehrheit nur eine geringe Rolle bei der Informationsbeschaffung über politische Themen. Allerdings beziehen knapp ein Viertel der 18-29Jährigen ihre Informationen aus sozialen Medien (YouTube, Facebook, lnstagram).
Zitat aus der Studie:
"Angebote der Bundesregierung oder von Parteien spielen bei der Informationsbeschaffung in Sachsen keine Rolle."
Verschwörungstheorien
Das Kapitel 2.8.1 befasst sich außerdem mit Aussagen zu Verschwörungstheorien. 55 Prozent stimmten die Befragten stimmten der Aussage zu, dass die „Regierung ... der Bevölkerung die Wahrheit verschweigt". "Darüber hinaus sind 35 Prozent teilweise überzeugt, dass diese Aussage stimmt."
Und weiter:
"Lediglich ein knappes Fünftel der Befragten ist gegenteiliger Ansicht, darunter etwas mehr Befragte in Großstädten und etwas mehr jüngere Menschen. Der Blick auf die Parteien ist ebenfalls von Nüchternheit, ja bisweilen harscher Ablehnung geprägt. 40 Prozent der der Befragten stimmen 'voll oder eher zu', dass die regierenden Parteien das Volk 'betrügen', darüber hinaus nochmals 27 Prozent, die diese Sichtweise ,'teilweise' teilen. Lediglich ein Drittel stimmt dieser pauschalen Verurteilung 'eher oder gar nicht' zu."
Es geht noch weiter. Zitat aus der Studie:
"Der verschwörungstheoretischen Fragestellung, dass 'Politiker ... nur Marionetten der dahinterstehenden Mächte' seien, stimmen 43 Prozent der Befragten 'eher oder voll' zu, eine ablehnende Haltung vertreten lediglich 32 Prozent. Festzuhalten ist dabei, dass diese Werte sich in allen soziodemografischen Gruppen anteilig widerspiegeln. Ergänzend dazu sind die Antworten auf die Behauptung, dass 'geheime Organisationen ... großen Einfluss auf politische Entscheidungen haben', zu sehen: 36 Prozent der Befragten zeigen sich zustimmend, 41 Prozent ablehnend, der Rest will sich nicht festlegen."
Auch die Aussage, dass „Medien und Politik ... unter einer Decke stecken", erhält 42 Prozent Zustimmung und nur 27 Prozent Ablehnung.
Und, ein weiterer Befund:
Ein Drittel der Befragten ist der Auffassung, dass Deutschland mehr einer Diktatur als einer Demokratie gleiche, 47 Prozent weisen dies zurück, ein Fünftel der Befragten bleibt ambivalent.
Stimmungsbild des Sommers 2023
Die Befunde des aktuellen Sachsen-Monitors stellen das Meinungsbild des Sommers und Spätsommers Juli bis September 2023 dar. Die Vergleichswerte beziehen sich auf die vorangegangene Befragung aus dem Winter 2021/22.
In der Zusammenfassung heißt es:
"Die Ergebnisse zeigen, dass der Grundoptimismus der Befragten, was ihre persönliche Situation und auch die persönliche Zukunft angeht, grundsätzlich erhalten geblieben ist, trotz Abstrichen im Einzelnen."
Auch die Demokratie schneidet als Staatsform im Grunde sehr gut ab. Auch, wenn Deutschlands Verfasstheit von den Befragten zunehmend kritisch gesehen.
Das geht mit einem abnehmenden Interesse an Politik einher.
Hier sind die Ergebnisse online einsehbar: www.staatsregierung.sachsen.de/sachsen-monitor-2023-8897.html
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Januar 25, 2024
Die sinkende Glaubwürdigkeit der Medien in Sachsen, insbesondere in einem politischen Klima, das von der AfD beeinflusst wird, ist in der Tat besorgniserregend. Die AfD hat in der Vergangenheit Medien und Journalisten kritisiert und versucht, das bestehende Mediensystem zu untergraben. Dies könnte potenziell die freien Radios und andere unabhängige Medien bedrohen.
Sollte die AfD an die Macht kommen, könnte dies tiefgreifende Auswirkungen auf das Mediensystem in Sachsen und möglicherweise auch auf das in der gesamten Bundesrepublik haben. Es besteht die Gefahr, dass populistische Tendenzen die Medienlandschaft prägen und die Informationsfreiheit einschränken könnten.
In diesem Kontext könnte die neue Partei von Sahra Wagenknecht, das "Bündnis Sahra Wagenknecht" (BSW), eine wichtige Rolle spielen. Die Partei könnte eine Alternative für Wähler bieten, die mit der aktuellen politischen Landschaft unzufrieden sind, und könnte dazu beitragen, das Vertrauen in die Medien wiederherzustellen. Durch die Förderung von Transparenz, Verantwortlichkeit und einer offenen Diskussionskultur könnte die BSW dazu beitragen, den Populismus einzudämmen und die Demokratie zu stärken.
Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass die Stärkung der Medienkompetenz und der politischen Bildung entscheidend sind, um sicherzustellen, dass die Wähler informierte Entscheidungen treffen können. Unabhängig davon, welche Partei an die Macht kommt, ist es von größter Bedeutung, dass die Grundprinzipien der Demokratie, einschließlich der Achtung der Menschenrechte und der Rechtsstaatlichkeit, gewahrt bleiben. Nur so können wir sicherstellen, dass unsere Demokratie stark und widerstandsfähig bleibt.