MDR: “Debatte” um die Funkhäuser in Halle und Dresden

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Wird die Zahl der MDR-Standorte von fünf auf drei sinken? Sind also die Funkhäuser in Halle und Dresden in Gefahr? Oder gar die Zentrale in Leipzig?

Da läuft gerade eine etwas seltsame mediale (Schein-)Debatte zum Thema MDR und Einsparungen.

Um es vorwegzunehmen: Nein, der MDR kann keinen Standort einfach so schließen. Dafür müssten erst die drei beteiligten Bundesländer den Staatsvertrag entsprechend ändern. Denn dort sind die zentralen Standorte Leipzig und Halle sowie die drei Landesfunkhäuser in Dresden, Leipzig Erfurt (8.12., 9:09 Uhr korrigiert, owy) und Magdeburg festgeschrieben (s. Screenshot, das Bild ist zum Staatsvertrag verlinkt).

Screenshot: §2 Abs. 2 des MDR-Staatsvertrags.

"Interpretationen sind falsch"

Entsprechend äußerte sich die Hausspitze heute (7.12.2023) in einer Intranet-Meldung, die FLURFUNK vorliegt.

Wörtlich heißt es dort u.a.:

"Der MDR beabsichtigt keineswegs, den Medienstandort Halle sowie seine eigene regionale Berichterstattung von dort in Frage zu stellen. Derartige Interpretationen sind falsch. MDR-Intendant Ralf Ludwig war am 30.11.2023 in der Enquete-Kommission zur Zukunft des öffentlich-rechtlichen Rundfunks im Landtag Magdeburg eingeladen zu einem Austausch von Gedanken, Anregungen und Impulsen. Angesichts der aktuellen Diskussion zu den künftigen finanziellen Rahmenbedingungen, unter anderem auch für den MDR, hat der MDR-Intendant mit den Abgeordneten verschiedene Möglichkeiten diskutiert."

Die Mitteldeutsche Zeitung hatte zuvor berichtet, dass MDR-Intendant Ralf Ludwig im Rahmen der Anhörung vor der Enquete-Kommission zur Zukunft des ÖRR in Sachsen-Anhalt (genauer Titel: "Das Vertrauen in den öffentlich-rechtlichen Rundfunk durch Transparenz und Reformwillen stärken") entsprechende Aussagen getroffen hatte.

Die Zeitung titelte also am 7.12.2023: "MDR-Funkhaus Halle in Gefahr" (Print) bzw. "MDR-Intendant Ludwig stellt Funkhäuser infrage - trifft es Halle?" (Online/€).

Laut dem Zeitungsbericht hatte Ludwig in der Anhörung gesagt: "In jedem Land ein Standort wäre auch eine gute Perspektive für die Zukunft". Und: "Das würde dazu führen, Fixkosten zu reduzieren".

Und ja, da kann man schon daraus ableiten, dass Ludwig die Standorte in Frage stellt – man sollte aber vielleicht den Kontext berücksichtigen, wenn man darüber berichtet.

Die daraus abgeleitete Formulierung der Kollegen von dubisthalle.de vom 7.12.2023 jedenfalls: "Der Mitteldeutsche Rundfunk (mdr) denkt darüber nach, die Zahl seiner Funkhäuser von 5 auf 3 zu reduzieren. Gerüchten zufolge steht dabei der Standort Halle (Saale) zur Debatte", ist faktisch falsch (hier nachzulesen: "Schließt der MDR sein Funkhaus in Halle? Bürgermeister Geier: Schwächung des Medienstandortes Halle (Saale) muss verhindert werden").

Wütende Belegschaft

Die Nachricht brachte schnell die Gemüter in den einzelnen MDR-Standorten in Wallung. Wild diskutiert wurde die Frage, ob Ludwig das alles möglicherweise etwas unbedacht geäußert hatte.

Denn bereits in der Woche zuvor hatten er und die Hausleitung die Belegschaft ordentlich vor den Kopf gestoßen, als aus den Medien zu erfahren war, dass der MDR "offenbar ab 2025 einen Stellenabbau und Einsparungen in Millionenhöhe" plane (vgl. Spiegel vom 30.11.2023: "MDR plant offenbar Millioneneinsparungen und Stellenabbau").

Und doch: Unbedacht erscheint uns doch recht unwahrscheinlich.

Denn: Dass (deutliche) Einsparungen anstehen, sollte der Rundfunkbeitrag nicht steigen (wie es aktuell immer wieder öffentlich von Parlamentariern angekündigt wird), ist lange bekannt.

Nach wie vor offen ist außerdem die Frage, was der Zukunftsrat der Länder vorschlagen wird – wir prognostizieren mal: eine deutliche Reduzierung der Beiträge. Dass es da also über kurz oder lang auch ans Eingemachte gehen muss, sollte allen Beteiligten – auch den Betroffenen in der Belegschaft – klar sein.

Wo zuerst sparen?

Das gilt auch für die Standort-Frage: Natürlich macht es überhaupt keinen Sinn, an großen und teuren Strukturen festzuhalten, wenn die Inhalte und das Programm im Vordergrund stehen sollen – und eben weniger Mittel zur Verfügung stehen!

Am Ende hat Ludwig gerade den Ball an die Politik zurückgespielt: Wer Einsparungen will, muss vielleicht auch einen Standort hergeben. Wer sich mit Politik auskennt und weiß, wie lange die drei Bundesländer um die jüngste Novellierung des MDR-Staatsvertrags gerungen haben, hat eine Ahnung: Das könnte eine sehr interessante Debatte werden!

So oder so – die richtige Frage in der Berichterstattung sollte lauten:

Sind die drei am MDR beteiligten Bundesländer dazu bereit, dauerhaft einzelne MDR-Standorte zu schließen, zum Beispiel den in Dresden, Leipzig oder Halle?

 

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