Das Sächsische Lokal-Radio WSW hat einen Antrag darauf gestellt, künftig als nicht-kommerzielles Lokalradio (NKL) zu senden. Das teilt Sachsen-Fernsehen-Chef Frank Haring mit.
Er wolle sein Vorgehen auch als Diskussionsbeitrag verstanden wissen – auf welche Konzepte der Freistaat künftig bei der Unterstützung von lokalen Medien setzt und welche Konzepte er wirklich fördern will.
Haring hat WSW Radio, dass seit 1992 ein lokales Radio- und Fernsehprogramm für die Region Weißwasser erstellt, erst zum Jahreswechsel übernommen (vgl. FLURFUNK vom 9.6.2023: "Oberlausitz TV und WSW Radio gehören jetzt zu Sachsen Fernsehen").
Antrag auf Lizenz-Umwandlung gestellt
Der Antrag, die Lizenz umzuwandeln, liegt bereits bei der zuständigen Sächsischen Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien (SLM), so Haring weiter. Dazu hat er außerdem einen Antrag auf Fördermittel für WSW aus den NKL-Töpfen gestellt.
Wörtlich sagt er: "Es ist doch absurd, wenn man inzwischen für ein NKL-Projekt mehr Geld bekommen kann, als man in einem lokalen Markt wie Weißwasser für ein lokales Radio mit Werbung erlösen kann. Diese Entwicklung ist seit Jahren in Zahlen deutlich sichtbar und trifft als erstes kleinere Projekte in eher strukturschwachen Gebieten, aber die Entwicklung wird in Zukunft auch alle anderen Medienhäuser erreichen."
Aktuell sei WSW noch ein klar ausgerichtetes Formatradio mit täglicher Morgensendung, aber sonst wenig Wortanteil. Dass soll sich mit der Umwandlung zum NKL ändern. "Mit der Umwandlung zum NKL werden wir den Fokus auf weit mehr lokalen Inhalt ausrichten", verrät Redaktionsleiter Jan Kaufhold.
Antrag ist auch Kritik an Förderpolitik
Aus Sicht von Haring gebe es in der Politik unterschiedliche Vorstellungen, was eigentlich ein NKL sei. Nach seiner Definition sei es lokaler Rundfunk ohne Werbung.
Als Beispiel für die bereits bestehende Vielfalt führt er den Vergleich der inzwischen vier klassischen NKL-Radios in Sachsen und Mephisto, dem Ausbildungsradio der Universität Leipzig, an. „Bei Mephisto kann auch nicht jeder kommen und einfach sein eigenes Programm machen“, so Haring. Die bisherigen NKL seien außerdem gar nicht so offen, objektiv und zugänglich, wie sie gern behaupten.
Das ist dort kein journalistisches Konzept, sondern ein politisches", sagt Haring. Und fügt an: WSW werde als NKL ein Programm machen, dass "unkommerziell, aber nicht unprofessionell" sein werde.
Er denke auch darüber nach, seine Lokal-Fernseh-Programme auf nicht kommerziell umzubauen, sagt Haring weiter: „Wir machen in der Firmengruppe Dinge, mit denen wir Geld verdienen. Dazu gehört die Vermarktung und Bespielung von Digitalen Außenflächen, etwa in Straßenbahnen oder Supermärkten oder die Produktion von professionellen Filmen oder Livestreams für Dritte. Lokal-Fernsehen hingegen zu machen und die Menschen mit lokalen Informationen zu versorgen – das ist faktisch unser Ehrenamt und im Grunde seit langer Zeit schon ökonomischer Wahnsinn."
Die Entscheidung, ob WSW Mittel aus den NKL-Töpfen bekomme, fällt vermutlich noch diese Woche der SLM-Medienrat.
Juni 26, 2023
... "Lokal-Fernsehen hingegen zu machen und die Menschen mit lokalen Informationen zu versorgen – das ist faktisch unser Ehrenamt und im Grunde seit langer Zeit schon ökonomischer Wahnsinn."... => Herr Haring bei der Qualität die Ihr Team abliefert wundern Sie sich das es ökonomischer Wahnsinn ist ? Fangen Sie erstmal an ordentliches LokasTV zu produzieren ! Sie bringen nur Beiträge Ihrer zahlenden Kunden, das ganze in einer Qualität die jeder Schülerfunk besser macht. Kritik wird an ihren Programm wird seitens Ihrer CVD am Telefon ignoriert bzw niedergemacht.
Juni 26, 2023
Eine Menge pauschaler Behauptungen, ich weiß auch nicht von welchem CvD Sie am Telefon niedergemacht oder ignoriert wurden. Wenn dem so war, kann ich mich nur für den Kollegen entschuldigen, es ist immer viel zu tun beim "Schülerfunk", möglicherweise hatte da irgendwer nicht die Nerven im Moment Ihres Anrufs. War sicher nicht böse gemeint.
Mich haben Sie leider nicht angerufen, machen Sie das aber gern, ich scheue keine Kritik und nehme mir gern die Zeit für Ihre Anregungen und Hinweise.
https://www.sachsen-fernsehen.de/team/frank-haring/
Viele Grüße
FH
Juni 26, 2023
Deswegen ist das RundfunkKombinat ja auch schon seit Monaten erfolgreich auf Sendung, Zwinkersmiley. Sollte das Erfolg haben, würde die sächsische NKL-Landschaft ordentlich durcheinander gebracht werden. Bereits durch die Förderung von Radio Zett Zittau wurden allen anderen NKLs die Mittel gekürzt. Die SLM fördert bereits in erheblichem Maße die Fernsehprogramme und insbesondere die ASTRA-Ausstrahlung des SACHSEN FERNSEHEN mit finanziellen Mitteln.
Meiner Meinung nach steht hier der Ruf der Freien Radios auf dem Spiel und Radio WSW tritt die harte Arbeit von uns allen Freiwilligen mit Füßen!
Juni 26, 2023
unkommerziell, aber nicht unprofessionell" achja?
Hier bekommen die Redaktionen von Radio BLAU, Radio T und coloRadio einen Schlag ins Gesicht!
Die drei etablierten NKLs haben sehr wohl eine journalistische Grundlage, deren Ergebnis man werktags von 7-10 Uhr mit Morgenmagazin hören kann. Eine Frechheit durch die Blume zu behaupten, man sei politisch und nicht journalistisch. Das ist einfach nicht der Fall. Radio WSW glänzte bisher mit einer Dudelfunk-Rotation, die sich von Radio PSR, Hitradio RTL und Konsorten nicht unterscheidet. Journalistische Inhalte suchte ich auf dem Sender vergebens. Man hat einfach die Stadtradio-EINSer auf DAB+ in ein WSW umgewandelt und weiß selber nicht, was man damit vorhat. Die SLM sollte hier wirklich dringend überlegen, was sie macht. Radio WSW hat keinen Anspruch auf Gelder des Rundfunkbeitrags.
Ich weiß nicht, was Haring genommen hat, aber dass er sich das Recht herausnimmt sich ÜBER die Arbeit von hunderten ehrenamtlichen Mitarbeitenden in Freien Radios zu stellen ist einfach nur respektlos und realitätsfern.
Juni 27, 2023
Also als jemand vom Freien Radio kann nur erstaunt gucken. Die Arbeit von 30 Jahre alten Community Radios wird mit Füßen getreten durch subtile Äußerungen, wir wären unprofessionell, unjournalistisch, allenfalls politisch. Das ist einfach unwahr. Hat Haring mal für ne halbe Stunde das Morgenmagazin gehört und das dann zum Bilden seiner Meinung über Freie Radios verwendet?
Juni 27, 2023
Haring-Kaufhold, eure Aktivitäten stoßen schon länger sauer auf, siehe NDR Zapp: https://youtu.be/M8-FxPgrxdA
Ausnahme-Talente wie Benno Bartsch oder die TJNow-Jungs Jack-William und Tino haben euren Laden zuletzt beim Laufen gehalten. Dass euer Boomerfernsehen niemand mehr schauen möchte ist jetzt schuld der etablierten Community Radios? Sachlich ist euer "Protest" jedenfalls nicht. Früher musste man ein seitenlanges durchdachtes Konzept vorlegen um als NKL anerkannt zu werden, jetzt reich reine Geldgier und der subjektive Vorwurf, die existierenden Freien haben nicht die richtige politische Ausrichtung? Gerade weil die AfD gefährlich stärker wird, braucht es unabhängige werbefreie ehrenamtliche Programme. WSW gehört definitiv nicht dazu.
Juni 28, 2023
Alle hier in den Kommentaren scheinen sich einig, dass Herr Haring falsch liegt, schlechte journalistische Arbeit leistet, allen anderen am Markt gegenüber unsolidarisch agiert und die NKL verleumdet.
Entgegen der Behauptungen von Herrn Haring gibt es klare Parameter, die NKL international definieren. Dazu gehört neben Nichtkommerzialität eben auch, dass Bürger*innen dazu ausgebildet werden, selbst zu senden (selbst wenn diese Bürger*innen im Falle von Studierendensendern eine Altersbeschränkung unterliegen), dass die redaktionelle Arbeit ehrenamtlich gemacht wird, dass sie eine inhaltliche Alternative zu ÖR und Privatrundfunk darstellen, gemeinnützig sind und frei von jeglichen wirtschaftlichen Interessen.
Besonders erstaunlich daran ist ja nun aber, dass die SLM dem Antrag von Radio Weißwasser gefolgt ist und deren Förderung aus dem Topf für NKL bewilligt hat, obwohl der Sender diese Merkmale nichtkommerziellen Lokalfunks bisher in absolut gar keinster Weise erfüllen will. Da fragt man sich schon, wieviel Medienkompetenz die Verwaltung oder der Medienrat der SLM besitzen, wenn diese nicht mal einen Wikipedia-Artikel zu NKL lesen, um zu verstehen, was NKL sind und ob ein Antragsteller diese Parameter erfüllt.
Juli 7, 2023
Es ist geradezu bewundernswert, wie Frank Haring sein Dudelfunk-Programm radio WSW als NKL angemeldet hat, um zusätzliche Gelder aus der Förderkasse zu ziehen. Da soll noch einer sagen, dass Kreativität und Einfallsreichtum in der Medienlandschaft keine Belohnung verdienen! Währenddessen kämpfen etablierte Freie Radios mit ihren niedrigschwelligen Zugangsmöglichkeiten und sorgfältig durchdachten Konzepten weiterhin um finanzielle Unterstützung.
Es ist wirklich erstaunlich, wie die Fördermittel für die etablierten Freien Radios immer noch zurückgehalten werden. Sender wie Radio Blau, Radio T, coloRadio und Radio Zett haben seit Jahren einen unvergleichlichen Mehrwert für die Medienlandschaft geschaffen. Doch statt sie angemessen zu würdigen, scheinen die Gelder lieber in Dudelfunk-Programme zu fließen, die das breite Mainstream-Publikum bedienen und keine wirkliche Vielfalt bieten.
Während radio WSW die Sicherheit hat, dass Sende- und Leitungskosten sowie GEMA- und GVL-Abgaben von der SLM finanziert werden, kämpfen Sender wie das RundFunkKombinat Sachsen immer noch darum, auf Sendung gehen zu können. Mit einem durchdachten Konzept und einer sorgfältigen Organisation würden sie zweifellos eine wertvolle Bereicherung für die sächsische Medienlandschaft darstellen. Aber scheinbar werden solche Initiativen nicht mit der gleichen Begeisterung und Unterstützung bedacht wie kommerzielle Dudelfunk-Programme.
Es ist an der Zeit, dass die SLM ihre Vergaberichtlinien und ihre Vorstellung von Vielfalt und Qualität überdenkt. Es ist an der Zeit, dass Sender, die sich dem nichtkommerziellen Rundfunk verschrieben haben und einen echten Mehrwert bieten, angemessen gefördert werden. Die niedrigschwelligen Zugangsmöglichkeiten und die kreative Vielfalt, die Sender wie das RundFunkKombinat Sachsen repräsentieren, verdienen unsere Unterstützung und Anerkennung.
Ich hoffe aufrichtig, dass wir eine Zukunft sehen werden, in der die Fördermittel gerecht und transparent verteilt werden und die Vielfalt der sächsischen Medienlandschaft tatsächlich gefördert wird.
Februar 8, 2024
Naja, das Ganz wird ja auch " bezahlt" von der Sächsischen Landesregierung, - aktuell ist wieder der Medienetat ausgeschrieben für die Kommunikation der Landesregierung.
Es wird spannend ob wieder der gleiche Anbieter, einer der Firmen von Frank Haaring gewinnt. Das letzte mal 2019 war es so. Es wurde ja eine "Extra" Einheit gegründet:
Hengstfilm.....
Im Sinne der Trennung zwischen Staat und Medien ist dies sicherlich absolut nicht förderlich.
Aber schauen wir einmal, was die Entscheidung bringen wird.
Vielleicht hilft ja wirklich mal nur eine "kleine" Klage bei dem Vergabeprozess.