Online only: Leipziger Zeitung stellt Print-Ausgabe ein

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Kein Aprilscherz: Der Aufmacher der 111. Ausgabe der Leipziger Zeitung (LZ), die am morgigen Freitag (31.3.2023) erscheint, kündigt das Ende der Print-Ausgabe an.

Ab April 2023 ist Schluss mit der gedruckten Ausgabe der Monatszeitung.

In Zukunft erhalten die laut Verlagsangaben rund 1.000 Abonnentinnen und Abonnenten dann ein ePaper, dass der Verlag derzeit entwickelt. Die LZ Media GmbH will sich aber vor allem auf die Online-Aktivitäten aus Video-, Bild- und Textinhalten unter L-IZ.de konzentrieren.

Aktuell bestehe das Team aus rund 15 Leuten, verrät Gründer und Geschäftsführer Robert Dobschütz im Gespräch mit FLURFUNK. "Daran wird sich auch nichts ändern. Im Gegenteil, wie suchen neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter", sagt er.

Anspruchsvoller Start, Insolvenz, Neustart

Die Leipziger Zeitung war im Jahr 2014 aus drei lokaljournalistischen Medien hervorgegangen und hatte zunächst versucht, als Wochenzeitung mit rund 12.000 Abos an den Start zu gehen. Im März 2015 schließlich ging es los - mit deutlich kleinerer Abo-Zahl (vgl. FLURFUNK vom 2.3.2015: "'Leipziger Zeitung': erste Nullnummer noch im März, bislang 521 Abos").

Nach dem Start erfolgte erstmal ein heftiger interner Streit und eine Insolvenz (vgl. FLURFUNK vom 28.8.2015: "“Leipziger Zeitung” meldet Insolvenz an – Geschäftsbetrieb wird fortgeführt").

Mit verändertem Konzept und verkleinertem Team entwickelte sich die LZ in der Folge zu einer festen Größe in der Leipziger Medienlandschaft, die seit dem auch immer wieder für lokaljournalistische Geschichten mit Gesprächsstoff sorgt.

Defizit von rund 18.500 Euro

Die Gründe für den Abschied von Print sind (branchen-)bekannt und nicht neu: hohe Herstellungskosten allein aufgrund der Papierpreise, stagnierende Abo-Zahlen (wovon manche andere Zeitung träumt), mangelnde Werbeeinnahmen.

In der Print-Abschieds-Ausgabe schreibt Dobschütz ausführlich über die Kosten. Wörtlich ist da zu lesen:

"Ohne diese Vereinbarung und weitere Querfinanzierungen von Online zu Print stünde der Verkaufspreis für eine Einzelausgabe der gedruckten Leipziger Zeitung heute bereits bei 5 Euro, das Jahresabonnement bei 55 statt 29,50 Euro. Und das in Zeiten, in welchen die gesamte Printbranche keine Abonnent/-innen hinzugewinnt, sondern immer rasanter verliert. Gleichzeitig ist der freie Verkauf von Zeitungen in den zunehmend verschwindenden Presseshops – nicht nur durch Corona, aber auch in dieser Zeit beschleunigt, nachhaltig verändertes (Online)Konsumverhalten – quasi flächendeckend eingebrochen."

Sein Text ist mit einer Grafik bebildert, aus der hervorgeht, dass die Herstellung der Printausgabe aktuell ein jährliches Defizit von rund 18.500 Euro erbracht hat - das über Online-Einnahmen quer finanziert worden sei.

Die "letzte" Ausgabe befasst sich auch an anderen Stellen mit der Entwicklung des Lokal-Journalismus und speziell der Print-Branche. Antonia Weber schreibt über die "Prognose: Nachrichtenwüsten", René Loch beschreibt in "Zurück ins Getümmel", was ihn in den ersten Jahren bei LZ beschäftigt hat. Und der Besuch bei Michael Ferau, Direktor der Deutschen Nationalbibliothek Leipzig trägt den Titel: "Was bleibt von der Zeitung?"

Geplant: ePaper mit Tiefgang

In seinem Abschiedsbeitrag schreibt Geschäftsführer Dobschütz, wie die Planung für die Zukunft aussieht:

"Ab Ende April 2023 wollen wir uns in einem bildschirmlesbaren Format vor allem mit jeweils einem Thema pro Monat in der Tiefe befassen, mit Experten über Theorie und Praxis der jeweiligen Fragestellung unterhalten, davon mindestens ein Podcast zum Nachhören der Gespräche einbetten, eigene Recherchen anstellen und dazu eine Videoreportage zum Thema anbieten. ... Gleichzeitig werden wir neben der Weiterführung von Printklassikern wie unsere Kolumnen verstärkt wieder Fragen unserer Leser/-innen nachgehen und die freiwerdenden finanziellen Ressourcen zur Ausdehnung unserer lokalen Inhalte nutzen können. Hinzu kommt auch eine Wiederkehr der bekannten LZ-Zeitreisen – dieses Mal in das überaus spannende (Inflations-)Jahr 1923."

Und wirbt unter den bestehenden Abo-Kunden, der Leipziger Zeitung treu zu bleiben:

"Dieser inhaltliche Ausbau wird natürlich nur gelingen, wenn uns unsere Abonnent/-innen treu bleiben oder auf diesem neuen Weg gar mehr werden. Um es allen dabei einfach zu machen, werden wir am Jahrespreis von 29,50 Euro für 12 Ausgaben des ePapers und am Einzelpreis von 2,60 Euro auch weiterhin nichts ändern. Ob aus dieser Veränderung ein Abschied wird, liegt nun ganz bei Ihnen. Wir zählen auf Sie und Ihr Verständnis, dass es schon immer um lokalen, handgemachten Journalismus vor Ort aus Leipzig und in Leipzig ging. Nie um die Form der Überbringung."

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