Gunnar Mothes: “Vorort-Präsenz spielt eine untergeordnete Rolle”

Im Januar 2021 berichteten wir darüber, dass die Bayreuther Markenagentur Opus ein Büro in Dresden eröffnet (vgl. FLURFUNK vom 19.2.2021). Zwei Jahre später haben wir Gunnar Mothes wiedergetroffen und gefragt, was die Hintergründe sind und wie es so zwischen Ost und West läuft.

"Das »Sinnlos-Telefon« kannten unsere lieben Franken schon"

FLURFUNK: Ihr habt die Zentrale in Bayreuth und eine Außenstelle in Dresden. Das ist eine eher ungewöhnliche Konstellation. Wie kommt das? 

3x Sachsen und 2x Bayern beim OPUS-Treff in Dresden: v.l.n.r. Gunnar Mothes (Creative Director, Head of Creative Hub), Steffi Petersen (Art Director), Isabel Brandes (Art Director), Nils Bonenberger (Digital Solutions Consultant), Philipp Scherer (Geschäftsführer, CFO)

Gunnar Mothes: Das kommt daher, dass wir gern gemeinsame Sache machen wollten, mein Lebensmittelpunkt aber nun mal in der sächsischen Landeshauptstadt liegt. So wurde die Idee des OPUS Creative Hub geboren und mit vereinten Kräften in die Tat umgesetzt. Wir ergänzen einander über die Grenzen zweier Bundesländer hinweg. Das ist eine kraftvolle Erfahrung, denn wir lernen und wachsen gemeinsam.

FLURFUNK: Wie viele Leute arbeiten denn in Dresden? Wie groß ist das Büro?
Meine Kollegin Steffi Petersen, Art Director, und ich wirken hier seit zwei Jahren zusammen. Am 1. Februar haben wir noch Verstärkung von meiner ehemaligen Kollegin Isabel Brandes erhalten. Isabel hat schon früher in meinem Kreativteam gearbeitet und zaubert nun ebenfalls als Art Director bei OPUS gestalterische Kunststückchen aus dem Zylinder, was mich sehr freut.
Unser Kreativbüro ist klein, aber fein. Wo unser Hauptsitz in Bayreuth 55 Kolleginnen und Kollegen beherbergt, zählen wir in Dresden gerade 55 Quadratmeter. Mehr brauchen wir nicht. Der Fokus unserer Arbeit liegt – wie die Bezeichnung »Creative Hub« schon sagt – schwerpunktmäßig auf Beratung, Konzeption und Initialkreation für das Neukunden- und Bestandskundengeschäft. So verfügen wir über einen Beratungs- und einen Kreativraum sowie über die Räumlichkeiten, die ein Büro sonst noch erfordert. Nicht zu vergessen unseren wundervollen Garten, den wir täglich vor Augen haben und dessen Grün uns bei der Arbeit inspiriert.

FLURFUNK: Euch gibt es seit 2 Jahren am Standort Dresden. Wie fällt die Bilanz aus?
Sie fällt erfreulich aus. In 22 Monaten haben wir gemeinsam mit unseren Buddies in Bayreuth acht Agentur-Pitches nach Hause geholt, sechs Neukunden mittels Kaltakquise für uns gewonnen – vier davon in den östlichen Bundesländern – und mehr als 25 Bestandskundenprojekte auf die Beine gestellt. Abgesehen von den Zahlen – und das ist mindestens ebenso wichtig – hat sich ein vertrauensvolles und kraftvolles Miteinander zwischen Bayreuth und Dresden entwickelt, ohne das diese Ergebnisse kaum möglich gewesen wären. Die geografische Distanz ist in unserer Zusammenarbeit praktisch nicht zu spüren. It's all about the mindset. Mehr Details zum Zwei-Jahres-Rückblick gibt's im OPUS-Blog: "BT X DD – RÜCKBLICK AUF 2 JAHRE STANDORT DRESDEN".

FLURFUNK: Gibt es einen oder mehrere Kunden, die an beiden Standorten aktiv sind und betreut werden wollen?
Die international aufgestellte KAP AG zum Beispiel verfügt über Standorte in Ost und West und wird von uns auch aus Ost und West betreut. Allerdings spielen unsere Vorort-Präsenzen nur eine untergeordnete Rolle. Ich finde, dass sich die Bedeutung des Standortes einer Agentur seit 2020 wesentlich verändert hat. Durch Corona hat jedes Unternehmen am Markt so wie auch jede Institution die Erfahrung machen dürfen, dass die Vorort-Präsenz nicht unbedingt das entscheidende Kriterium für eine erfüllende und erfolgreiche Zusammenarbeit ist. Viel wichtiger sind doch die Menschen und ihr Mindset.
Deshalb betreuen wir unsere Kundinnen und Kunden aus Ost und West häufig im Sparring Dresden-Bayreuth. Wir sind ein Team, und das baut in seinem Zusammenwirken vor allem auf die bedarfsgerechte Bündelung seiner Kompetenzen. Zwei Beispiele: Der ZVON Zweckverband Verkehrsverbund Oberlausitz-Niederschlesien hat seinen Sitz in Bautzen/Sachsen. Strategie und Beratung zum »Euro-Nahverkehr« kommt aus Dresden-Bayreuth, Konzept und Kreation aus Dresden, Social-Media-Betreuung aus Bayreuth. Das ZPG Zentrum für Prävention und Gesundheitsförderung hat seinen Sitz in München/Bayern. Strategie und Beratung zur Wanderausstellung »Spaß ohne Punkt und Koma« kommt aus Dresden-Bayreuth, Konzept aus Dresden, Kreation und Roll-out aus Dresden-Bayreuth.

FLURFUNK: Gibt es Kunden, die nur speziell hier aus der Region Sachsen und Nachbarländer kommen? Und werden die dann nur in Dresden bearbeitet?
Der VVO Verkehrsverbund Oberelbe oder die LEDAK kommen zum Beispiel aus Sachsen. Die Auftakttreffen für Projekte führen wir deshalb gern in Dresden durch, die Betreuung erfolgt dann oft im Sparring Dresden-Bayreuth. Umgekehrt verhält es sich mit Projekten aus Bayern oder anderen westlichen Bundesländern häufig ebenso. Die Käserei Champignon mit Sitz in Lauben/Allgäu ist da ein schönes Beispiel.

FLURFUNK: Was sind denn so die Unterschiede zwischen Ost und West? Gibt es da überhaupt welche?
Zum einen ist da die sehr kurzweilige menschliche Komponente der Dialekte. Natürlich ziehen wir uns permanent gegenseitig damit auf. So lernt man auch sprachlich noch etwas dazu. Nur das »Sinnlos-Telefon« von Radio PSR kannten auch unsere lieben Franken schon. Das hat mich sehr überrascht und beeindruckt. Zum anderen ist da die wirtschaftliche Komponente des Interesses an Fördermöglichkeiten. Aus unserer Erfahrung als RKW-Berater erkundigen sich Unternehmen aus den östlichen Bundesländern häufiger und detaillierter nach Fördermöglichkeiten, als es Unternehmen aus den westlichen Bundesländern tun. So dürfen wir diesem Interesse auch eher regelmäßig als ausnahmsweise mit Lösungen begegnen.

FLURFUNK: Was sind die Ziele für die nächsten zwei Jahre?
Wir möchten unseren Purpose »Unleash the potential of people and brands. For a better together.« weiter mit Leben füllen und mit konkreten Taten untermauern. Der Purpose dient uns als Leitplanke für zukünftige Handlungen und zeigt, wofür wir stehen – intern wie extern. Neben unserem Projektgeschäft waren die vergangenen anderthalb Jahre geprägt von einem intensiven Prozess der Auseinandersetzung mit dem Wesen von OPUS als Ganzem: Identität, Zusammenarbeit, Ausrichtung. Aufgrund der Vielschichtigkeit der Themeninhalte und Handlungsfelder waren und sind alle Kolleginnen und Kollegen in diesen Prozess eingebunden – nur so kann er gelingen. Parallel zum Projektgeschäft ist das durchaus ein Kraftakt, aber die guten Ziele rechtfertigen ihn und die ersten Früchte gedeihen bereits.
Zum Beispiel widmen wir uns der Weiterentwicklung der Arbeitskultur im Team. Themen sind das stärkenfokussierte eigenverantwortliche Arbeiten, die Schaffung langfristiger Entwicklungsperspektiven und die gute Vereinbarkeit von Job und Privatleben. Eine Generation Z begegnet dem Thema Work-Life-Balance doch mit einem ganz anderen Selbstbewusstsein als frühere Generationen es taten. Hätte man etwa vor, einen Studienabgänger heute zum Bewerbungsgespräch einzuladen, um ihm nachher Überstunden ohne Ausgleich zu offerieren, dann könnte man sich die Einladung ebenso gut sparen. Möchte man auch der nächsten Generation eine attraktive Berufsheimat bieten, dann muss man sich diesen Themen als Arbeitgeber stellen.
Auch die Weiterentwicklung der Arbeitskultur mit unseren Kundinnen und Kunden steht auf dem Programm. In vielen Unternehmen hat Bewegung stattgefunden. Geschäftsführer, Marketeers und deren Unitleiter sind heute oft deutlich fortschrittlicher unterwegs als noch vor ein paar Jahren. Die gesellschaftliche Entwicklung, die Generationenwechsel und sicher auch die Pandemie haben da einiges verändert. Das eröffnet Chancen und Möglichkeiten für eine Zusammenarbeit, die für alle Beteiligten von Vorteil sind. Hier geht es um agile Projektrealisierung und kreative Kollaborationen. Unsere Kundinnen und Kunden sind längst nicht mehr nur außen vor und harren der Ergebnisse, die ihnen am Tag X präsentiert werden – sie sind ein aktiver Teil des Projekts. Dadurch entstehen wertvolle Synergien, die sich auch in den Ergebnissen widerspiegeln. Unterm Strich wünschen sich doch alle begeisternde Lösungen – aber halt auch eine gute Zeit bei deren Entstehung.
Nicht zuletzt stellen wir uns bei OPUS oft die Frage, mit wem und für was wir arbeiten möchten – insbesondere, wenn es um das Neugeschäft geht. Wir begeistern uns für sinnstiftende Projekte und Kundinnen und Kunden, die etwas bewegen möchten und bestenfalls unsere Werte Menschlichkeit, Zusammenhalt und Mut teilen. Das werden wir weiter ausbauen. Ein schönes Beispiel ist das bereits angesprochene Projekt »Spaß ohne Punkt und Koma«. Die Wanderausstellung tourt ab dem Frühjahr in dreifacher Ausführung durch die Schulen des Freistaates Bayern. Sie soll Schüler im Alter zwischen 12 und 16 Jahren mit den Risiken und Wirkungen von Alkohol vertraut machen. Wenn es gelingt, auch nur einen jungen Menschen vor der Abwärtsspirale zu bewahren, dann hat diese Wanderausstellung bereits etwas Positives bewirkt.

FLURFUNK: Vielen Dank für das Interview. 

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