Nachtrag 1.4.2022: Bitte berücksichtigen Sie auch unseren Beitrag: "Wie der FLURFUNK mal zum 'Kronzeugen' für Fake-News wurde" vom 1.4.2022.
Bislang arbeiten Torsten Peuker und Jana Hahn als trimediale Chefredakteure der Hauptabteilung Information des Mitteldeutschen Rundfunk (MDR). Hahn verantwortet den Hörfunk, Peuker die Fernsehabteilung.
Am Mittwoch (23.3.2022) berichtete die Mitteldeutschen Zeitung, dass beide vor der Ablösung stehen (mz.de: "Überraschendes Aus: MDR-Aushängeschild Stephan Michme nicht mehr auf Sendung", Artikel nur mit Pay-Zugang lesbar).
Den Bericht will man in der MDR-Pressestelle nicht kommentieren - keine Spekulationen über Personalien, heißt es von dort.
Allerdings hat nach FLURFUNK-Informationen Peuker jüngst in eine Rundmail an seine Mitarbeitenden und mit Bezug auf die aktuellen Spekulationen bestätigt, dass sein Vertrag zum 30.6.2022 endet. Zum gleichen Datum endet auch der Vertrag von Jana Hahn. Auch sie hat nach FLURFUNK-Informationen ihr Team per Mail informiert.
Über 100 Unterschriften für Hahn
Das Datum für ihr Vertragsende geht auch aus einem Brief hervor, den die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter "der Redaktion des Nachrichtenradios MDR Aktuell" an Intendantin Karola Wille geschrieben haben und der FLURFUNK vorliegt.
Der Brief soll innerhalb einer Woche von über 100 Kolleginnen und Kollegen unterschrieben worden sein - er ist auf den 18.3. datiert und wohl gestern (23.3.) an die Intendantin übermittelt worden.
In dem Schreiben heißt es:
"Wir haben erfahren, dass Jana Hahn ab Juli nicht mehr das Programm als Chefredakteurin und Hauptabteilungsleiterin leiten soll. Diese Nachricht hat in der Redaktion große Bestürzung ausgelöst. Wir können diese Entscheidung nicht nachvollziehen."
Hahn, so die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, habe das Nachrichtenradio sehr erfolgreich geführt, es beständig weiterentwickelt und als ein anerkanntes Informationsangebot in Mitteldeutschland etabliert. Auch die Entwicklung von digitalen und dialogischen Formen und der massive Ausbau der regionalen Kompetenz wird als Erfolg genannt.
Und weiter:
"Jana Hahn hat zudem eine vorbildliche Führungskultur in der Redaktion aufgebaut, die auf Wertschätzung und Transparenz setzt. Sie hat allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern viel abgefordert, war dabei durch ihr enormes persönliches Engagement immer ein Vorbild. Sie genießt in der Redaktion großen Respekt und Loyalität."
Der Brief endet mit der Bitte, "diese Entscheidung auf den Prüfstand zu stellen und Jana Hahn weiterhin an der Spitze des Nachrichtenradios zu belassen."
Informationspolitik sorgt für Unmut
Für großen Unmut sorgt dabei auch die Informationspolitik des MDR-Direktoriums bezüglich der Personalien: So sei zunächst ein Redaktionsmitglied von außen darauf angesprochen worden, was denn an dem Gerücht vom Ende von Hahn als Chefredakteurin dran sei. (Hinweis: Absatz nachträglich geändert, 18.51 Uhr, owy).
Dann hatten sich die Chefs vom Dienst in Form eines Briefes an die Intendantin geäußert, der aber bislang ohne Antwort blieb. "Es gibt keine Gründe und es wird nichts kommuniziert", sagt ein Mitarbeiter kopfschüttelnd.
Zuständiger Direktor ist Klaus Brinkbäumer, über dessen Motive nun wild spekuliert wird. Beobachter vermuten, dass Hahn und Peuker zu viel mit dem Management der Abteilungen zu tun gehabt und zu wenig als Chefredakteure nach außen gewirkt hätten - etwa in Form von Kommentaren.
Spekuliert wird auch, ob die Chefredakteurs-Position künftig nur in einer Hand liegen soll und es darunter entsprechende Managementpositionen geben soll.
Namen für die Nachfolge kursieren derzeit jedenfalls noch nicht.
Reinhard Bärenz verlässt MDR Kultur
Und noch eine Top-Personalie steht im Bericht der Mitteldeutschen Zeitung: Reinhard Bärenz, bislang Chef von MDR Kultur, leitet künftig das Qualitätsmanagement der Programmdirektion Halle. Aus Redaktionskreisen heißt es, Bärenz und die Halle-Programmdirektorin Jana Brandt hätten nicht miteinander gekonnt.
Seine Zeit als Chef von MDR-Kultur endet Ende Juni, die Stelle wird neu ausgeschrieben.
Transparenzhinweis: Ich habe von Januar 2020 bis November 2021 für die MDR-Redaktion MEDIEN360G gearbeitet.
März 28, 2022
Ich habe es mir aus gutem Grund seit langem zu eigen gemacht, in solchen Fällen, in denen begehrte bzw. hochdotierte Führungspositionen in Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur neu besetzt werden sollen, zu allererst auf die Sozialisierungsdaten der "Entlassenen" und die der "Neuen" zu schauen. Meine Vermutung traf in nahezu 100 %(!) der Fälle zu (diese Zahl ist gefühlt und persönlich berechnet worden und entbehrt natürlich jeglicher Beweise):
Die "Neuen" waren nahezu durchweg in den alten Bundesländern aufgewachsen und "geschult" worden-die "Alten" waren "nur aus dem Osten" . Auch bei Hahn und Peuker ist es m. E. wieder so. Und wer bestimmt's?... Nun sagt, Leute, was ist hier los? Warum sagt denn niemand was?
April 5, 2022
Zum Kommentar von Frau Eberhardt: ich empfehle dazu unbedingt das Buch von Yana Milev, Das Treuhand Trauma - es erklärt auch die jetzige Qualität unserer Politik in Deutschland