Prinovis schließt Tiefdruckerei in Dresden

Von 1 , , , ,

Wie der MDR bei Twitter meldet (18.11.2021), schließt die Prinovis-Gruppe (gehört zu Bertelsmann) zum Ende des kommenden Jahres ihre Dresdner Großdruckerei.

Von der Schließung betroffen sind laut Süddeutscher Zeitung 470 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ("Druckerei Prinovis schließt Dresdner Werk").

Bei der Druckerei handelt es sich um eine Tiefdruckerei, die auf Kataloge und Zeitschriften in hoher Auflage spezialisiert ist. Erst 2019 hatte Prinovis verkündet, zu Anfang 2021 den Standort in Nürnberg zu schließen.

Die Schließung erfolgte im April 2021 (vgl. BR vom 30.4.2021: "Früherer Katalog-Gigant: Prinovis-Druckerei in Nürnberg schließt"). Nach der Schließung des Dresdner Werks verbleibt in Deutschland dann noch ein Prinovis-Tiefdruck-Standort in Ahrensburg in Schleswig-Holstein.

Tiefdruckgeschäft rückläufig

Hintergrund für die Schließung ist das rückläufige Tiefdruck-Geschäft. Tiefdruck lohnt sich laut Branchenvertretern erst ab einer Auflage von rund einer halben Millionen Exemplaren. Früher seien an den verschiedenen Standorten viele Versandkataloge oder auch Zeitschriften gedruckt worden, etwa von Versandhändlern wie Otto oder Neckermann.

In der Branche wird vermutet, dass das Tiefdruckgeschäft in den kommenden vier bis fünf Jahren komplett verschwindet. Grund dafür dürfte auch sein, dass der Offset-Druck mit der Zeit qualitativ immer besser geworden ist.

In einem Bericht von Wirtschaft in Sachsen (gehört zu Sächsische.de) über die Schließung des Werks in Nürnberg 2019 ist über den sächsischen Standort zu lesen ("Werk im Osten schlägt Werk im Westen"):

"Prinovis Dresden dagegen ist auf Zeitschriften spezialisiert, vor allem wöchentlich erscheinende. Allerdings wurde 2014 bekannt, dass das Wochenmagazin Spiegel seinen Vertrag mit Prinovis nicht verlängerte – etwa die halbe Auflage war in Dresden gedruckt worden, zeitweilig mehr als eine halbe Million Hefte pro Woche."

Druckerei von Sächsischer Zeitung auf gleichem Grundstück

Die Druckerei der Sächsischen Zeitung und Morgenpost (gehören beide zur DDV-Mediengruppe), die sich auf dem gleichen Gelände wie die Prinovis-Druckerei befindet, ist von der Abwicklung nur indirekt betroffen. Es gibt laut FLURFUNK-Informationen zwischen beiden Unternehmen um die 30 Dienstleistungsverträge wie die gemeinsame Nutzung des Pförtnerdienstes, der Müllentsorgung oder des Stroms, die nun in den kommenden 14 Monaten neu geregelt werden müssen.

Gesellschaftsrechtlich sind die beiden Druckereien nicht direkt verbunden. Allerdings gehört die Prinovis-Gruppe zum Bertelsmann-Konzern. Die DDV-Mediengruppe wiederum gehört bislang zu 60 Prozent zur Bertelsmann-Tochter Gruner+Jahr, dass im August an RTL verkauft worden ist. Laut Berichten (z.B. FAZ vom 6.8.2021) wandern die Unternehmensbeteiligungen von Gruner+Jahr an der DDV Mediengruppe wie auch am Spiegel-Verlag unter das Dach von Bertelsmann. Bei Wikipedia ist zu lesen:

"Die Fusion steht noch unter dem Vorbehalt der Kartellbehörden und soll zum 1. Januar 2022 abgeschlossen sein."

1 Kommentar
  • fsc
    November 18, 2021

    Das eine Schließung unvermeidlich war - geschenkt - das war jedem klar. Überraschend fällt die Geschwindigkeit aus, mit der hier eine Schließung forciert wird. Preisexplosionen am z.B. Papiermarkt fordern nun ihren Tribut. So sei es.

    Jedoch, hinsichtlich der gesamten Flexibilität des Standortes, der zum Teil in Dresden zentralisierten Abteilungen und der dualen Druckverfahren (Offset + Tiefdruck), welche alle als Standortvorteile zu betonen sind, lässt die Entscheidung Dresden statt Ahrensburg zu schließen, ziemliches Unverständnis bei der Belegschaft zurück. Untermauert von einem dahin gestammeltem, ins Leere gelaufenen Erklärungsversuch der Geschäftsführung.

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.