Bericht von der 9. öffentlichen MDR-Rundfunkratssitzung, 15.3.2021

Willkommen zurück! Heute (15.3.2021) tagt erneut der MDR-Rundfunkrat öffentlich - wie in der vorangegangenen Sitzung (vgl. FLURFUNK vom 1.2.2021) ist es erneut eine Online-Sitzung im Circuit. Sprich: Die Dokumentation erfolgt aus dem Home-Office heraus. Es ist die zweite Sitzung in digitaler Form, die neunte öffentliche Sitzung und die 197. Sitzung ingesamt.

Die Tagesordnung ist hier zu finden. Wer selbst mal an einer öffentlichen Sitzung teilnehmen will, findet hier die Informationen.

Die Rahmendaten für diese Begleitung der Sitzung im FLURFUNK-Blog sind wie gehabt: Ich schreibe einzelne Punkte live auf, die ich für relevant halte - das ist kein vollständiges Protokoll!

Rechtschreib- und andere Korrekturen finde nachträglich statt (bei Fehlern bitte ich um Hinweise). Außerdem darf der Transparenzhinweis nicht fehlen: Ich bin seit Januar 2020 auch für den MDR tätig, und zwar als Freier Mitarbeiter der Medienredaktion MDR MEDIEN360G.

Und noch ein Hinweis: Den Rundfunkräten liegen bestimmte Unterlagen vor, Vorlagen, die die Gäste nicht zu Gesicht bekommen. Außerdem haben Gäste kein Frage- oder Rederecht und Mitschnitte oder Bild- und Tonaufnahmen sind nicht erlaubt.

Es geht los: Gleich zum Beginn ein Hinweis zur Tagesordnung: Top 7 "ARD-Bericht 2019/20 und -Leitlinien 2021/22" findet heute nicht statt; Hintergrund ist, dass der Bericht noch nicht fertig ist. Die ARD benötigt mehr Zeit; der Bericht wird in neuer Form erstellt. Das habe der ARD-Vorsitzende Tom Buhrow mitgeteilt, berichtet die Vorsitzende des MDR-Rundfunkrats Gabriele Schade.

Top 3: Bericht der Rundfunkratsvorsitzenden

Gabriele Schade berichtet von einem Treffen der GVK-Vorsitzenden: Die Vorsitzenden der ARD-Gremien haben getagt und begleiten eng die aktuellen Konzepte bei der Weiterentwicklung der ARD-Big-Five (tageschau.de, Sportschau.de, Audiothek, Mediathek und Kika). In dem Treffen ging es u.a. um das Voranbringen der Konzepte für diese Angebote und die damit verbundenen der 3-Stufen-Tests (Wikipedia).

Der MDR-Rundfunkrat hat sein Personal im Gremienbüro schon in Richtung des aufwändigen Verfahrens aufgestockt - andere Rundfunkräte sind wohl noch dabei. Gabriele Schade merkt aber an, dass es mehr als unwahrscheinlich ist, dass der MDR-Rundfunkrat noch in dieser Legislatur-Periode das Verfahren abschließt (Hinweis: Ende des Jahres 2021 wird der Rundfunkrat neu konstituiert).

Jetzt berichtet die Vorsitzende noch von ihrer Stellungnahme, die sie im Rahmen des Anhörungsverfahrens des Thüringer Landtags zu den Änderungen des Rundfunkstaatsvertrag abgegeben hat.

Stichwort Externes Medienqualitätsmonitoring: Der Vorsitz des Rundfunkrats und die Landesgruppenvorsitzenden haben sich gemeinsam mit der Intendantin darauf verständigt, in diesem Punkt auf die Landesmedienanstalten zuzugehen, um so ein Qualitätsmonitoring auf den Weg zu bringen. Das Thema der Finanzierung wird wohl einer der Gesprächspunkte sein.

Top 4: Bericht der Intendantin

Nun berichtet die Intendantin Karola Wille - auch hier gebe ich nicht alle Punkte wieder. Sie nennt erstmal ein Punkt aus den MDR-Programmen: Diese Woche läuft eine Themenwoche - 1 Jahr Corona. Verschiedene Formate greifen das Thema auf.

Der MDR hat seit 1. März eine neue Gleichstellungsbeauftragte: Claudia Barnhofer-Schuppe. Sie folgt auf Claudia Müller, die sich bald in den Ruhestand verabschiedet. Die neue Gleichstellungsbeauftragte war lange Jahre Büroleiterin der Landesgruppe Sachsen-Anhalt des MDR-Rundfunkrats. Ihr Stellvertreter heißt Olaf Heilemann und kommt aus Leipzig, er wird auch Diversitätsbeauftragter.

Dieses Jahr wird es auch wieder einen Etat geben, mit dem Filmschaffende in der Corona-Krise unterstützt werden. Deswegen lobt der MDR 100.000 Euro unter dem Motto "Dok kreativ" aus, mit dem Dokumentarfilmerinnen und -filmer Projekte gefördert werden. Thema dieser Runde: "Neustart". Es gibt auch noch Förderungen von Musikern.

Nun spricht die Intendantin über die Corona-Situation innerhalb des Hauses: Die Zahlen befinden sich auf niedrigem Niveau - insgesamt sind aktuell sieben MitarbeiterInnen in Quarantäne. Aktuell prüft der Corona-Stab an der logistischen Umsetzung der wöchentlichen Tests, die nun vorgeschrieben sind - dafür müssen erst einmal Tests beschafft werden.

Stichwort Außeneinsatz: Auf der Demonstration am vergangenen Samstag in Dresden sind auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des MDR beschimpft worden. Sie waren mit Sicherheitsteams unterwegs.

Morgen (16.3.2021) startet eine neue Ära im Internet: Die drei Landesfunkhäuser und MDR Aktuell arbeiten künftig stärker zusammen. Ab übermorgen wird das auch im Design sichtbar werden. Das neue digitale Informationsangebot wird über das Web hinausgehen; geplant ist auch eine App und Angebote für Drittangebote. Die redaktionelle Hoheit der Landesfunkhäuser bleibt davon allerdings unberührt.

Jetzt hat die Intendantin gerade MEDIEN360G erwähnt - das ist mir eine eigene Zeile wert ;-) (Obacht, Eigenwerbung!)

Es geht um den Rundfunkstaatsvertrag in Thüringen, darüber habe ich bereits ausführlich berichtet.

Die Intendantin geht davon aus, dass der Staatsvertrag Ende März durch die Parlamente ist und Anfang Juni in Kraft tritt. Mehr dazu sagt sie nicht - etwa ist ja noch die Frage im Raum, ob der MDR irgendwie juristisch im Raum. In Bezug auf das Beitrags-Verfahren (liegt beim Bundesverfassungsgericht) ist ein Thema, der ARD-interne Finanzausgleich; dieser ruht erst einmal, wenn ich das richtig verstanden habe. Aktuell befindet sich die ARD im nächsten Anmeldeverfahren bei der KEF, dass spätestens am Ende April eingereicht sein muss.

Der Sportrechte-Erwerb wird die nächste Zeit in den ARD-Gremien, der Rundfunkrat hat bei solchen Entscheidungen einigen Einfluss.

Abschließend weist die Intendantin noch auf ein neues Angebot hin: die MDR-Studiotour. Hier zu finden: mdr-die-studiotour.de. Das Angebot soll noch ausgebaut werden, es ist mit Unterstützung der ida erstellt worden.

Nun geht es in die Diskussion bzw. es ist Zeit für Nachfragen - vorher aber:

Gabriele Schade fügt noch einen Punkt ein, den sie in ihrem Bericht der Rundfunkratsvorsitzenden nicht genannt hatte: Die Institutionen, die bislang für den MDR-Rundfunkrat Entsende-Rechte hatten, sind von ihr Anfang März angeschrieben worden - wie von ihr in der vorangegangenen Sitzung angekündigt. Der Punkt ist: Der neue Staatsvertrag, der voraussichtlich am 1.6. in Kraft tritt, ändert das Verfahren.

Die Nachfragen der Rundfunkräte haben folgende Themen: Der Link "Bildung" auf der Webseite; die redaktionelle Begleitung der Bundesgartenschau; das kommende neue Internetangebot. Da ist zum Beispiel die Frage, ob denn der Streit mit den Verlegern inzwischen beigelegt sei (da geht es vor allem um Textlängen im Netz - die Zeitungsverleger monieren immer mal, dass die ÖRR zu viel Text produzieren). Man befinde sich weiter im Gespräch, berichtet die Intendantin.

Mit dem neuen Angebot verschwindet wohl auf der MDR-Startseite auch der Link "Wirtschaft", das führt zu einer Nachfrage. Das langfristig gemplante Programmvorhaben "Die DNA des Ostens" führt zu dem Vorschlag, Menschen einzubeziehen, die sich wissenschaftlich mit dem Thema befassen; die Sorge ist, dass das Image des Jammer-Ossis gezeichnet wird. Der Vorschlag ist, einen kleinen Beirat bei dem Thema mit einzubeziehen.

Top 5: Berichte der Vorsitzenden der Ausschüsse und der Landesgruppen

Die Berichte der Gremien liegen den Rundfunkräten schriftlich vor; deswegen referieren die Vorsitzenden jetzt nur in Stichpunkten. Das gebe ich hier nicht im Detail wieder - auch wenn einzelne Aspekte das sicherlich wert wären.

Zwischendurch mal ein Hinweis auf eine Reaktion bei Twitter auf die Berichterstattung über die Sitzung:

Den Punkt doch: Verwaltungsdirektor Ulrich Liebenow beantwortet die Frage, ob es einen Abschaltstermin für UKW gibt. Er antwortet: Nein, gibt es nicht. Aber der MDR investiert nicht mehr in UKW. Über die Abschaltung könne die Rundfunkanstalt auch nicht allein befinden, da hat der Gesetzgeber ein ordentliches Wort mitzureden. Darüber werde auch erst geredet, wenn die Nutzung von UKW unter 50 Prozent liegt - das erfolge dann aber in enger Absprache mit den privaten Anbietern.

Top 6: Bericht aus dem Verwaltungsrat

Es spricht Joachim Dirschka, Vorsitzender des Verwaltungsrats. Er berichtet über die jüngste Sitzung des Gremiums - auch das hier gebe ich nicht im Detail wieder.

Ein Punkt: Der Thüringer Rechnungshof hat die Klangkörper des MDR geprüft - daraus sind wohl einige Hausaufgaben entstanden.

Zum Abschluss gibt Dirschka noch einen Hinweis: Die nächste Sitzung des Verwaltungsrats könnte schon auf Basis des neuen Rundfunkstaatsvertrags erfolgen - dann wäre das Gremium größer (mit Vertretern der drei Rechtsaufsichts-Institutionen, also der Staatskanzleien der Mitteldeutschen Rundfunkländer). Man ist gespannt, wie das wird.

Es gibt Nachfragen: Der Verwaltungsrat befasst sich auch mit dem Gehalt der Intendantin. Dirschka antwortet wortreich, aber so richtig wird mir nicht klar, was seine Aussage ist. Er will das Gremium wohl nicht nur auf diese eine Frage reduziert wissen - man prüfe solche Fragen sehr genau und winke die nicht einfach nur durch.

Ein anderer Punkt: Die Pensionskasse der öffentlich-rechtlichen Anstalten - hierzu hat er auch referiert. Die Pensionskasse (Baden Badener Pensionskasse, kurz: BBP) ist Thema bei der BaFin gewesen – Hintergrund ist die anhaltende Niedrigzinsphase. Die BaFin hat eine Patronatserklärung von den ARD-Rundfunkanstalten gefordert, die der Verwaltungsrat besprochen hat.

Das Thema wird hier gerade fleißig diskutiert, es gibt einige Nachfragen von Rundfunkräten - und gleichzeitig abwiegelnde Hinweise von offenkundig tiefer Involvierten, dass das keineswegs ein dramatischer Vorgang ist.

Die Diskussion ist jetzt rübergeschappt zum Thema Vergütung AT - das steht für Außer-Tarif. Ein Rundfunkrat weist darauf hin, dass ein Direktor des WDR doppelt so viel verdiene wie ein Direktor des MDR – und dass man vorsichtig sein müsse, den MDR nicht zum "Billigheimer" der ARD machen dürfe (Nachtrag 16.3.2021: Es mehren sich die Hinweise, dass das Verhältnis so nicht richtig benannt ist. Eine Übersicht über die Gehälter in der ARD findet sich hier: www.ard.de/die-ard/#/Gehaelter-und-Verguetungen-102. Daraus geht hervor, dass andere ARD-Anstalten für DirektorInnen zwar teilweise deutlich mehr bezahlen, aber nicht doppelt so viel; owy).

Nun geht es weiter mit Top 7, vorher Top 8:

Top 7: Bericht des Beirats der Intendantin

Jetzt geht es um die innere Pressefreiheit - was passiert, wenn innerhalb der Redaktionen Konflikte über Inhalte entstehen? Dazu dieser Hinweis, wo das Gremium erklärt ist: FLURFUNK vom 2.11.2014: "Innere Rundfunkfreiheit: MDR-Mitarbeiter wählen Beirat der Intendantin". Es referieren die Vorsitzenden Gunnar Gerstel und Birgit Hettwer.

Sie berichten über zwei Programmkonflikte: Einmal gab es einen Hörfunkbeitrag, der von einer Redaktion beauftragt, aber nicht ausgestrahlt worden ist. Dort hat der Beirat mit den Betroffenen gesprochen und eine Empfehlung abgegeben.

Ein anderer Fall befasste sich mit der nicht ausreichenden Würdigung von AutorInnen-Rechten; ein Skript war verändert worden, die Autoren aber nicht wieder genannt worden. Das kommt wohl öfter vor: Das AutorInnen nicht einverstanden sind mit dem, was aus ihrem ursprünglichen Werk gemacht worden ist.

Es gab außerdem noch "Nachsorge" bei einem Konflikt beim KiKA, der wohl intern durch Gespräche aufgearbeitet worden ist.

Es gibt keine Nachfragen durch Rundfunkräte.

Top 8: Bericht aus dem ARD-Programmbeirat

Nicole Anger berichtet von der Arbeit dieses Gremiums. Es gibt einen schriftlichen Bericht; Nicole Anger spricht deswegen nur über einzelne Aspekte, etwa die ARD-Themenwoche, das Ferdinand-von-Schirach-Stück oder die Umbenennung des Tagesthemen-Kommentars in "Meinung". Das sind nur einzelne Punkte; man hat wohl diskutiert, dass sich eine Moderatorin des Programms offenkundig einer Schönheitsoperation unterzogen hat - und welches Frauenbild damit vermittelt werden würde.

Top 9: Beschwerde- und Eingabenbericht des MDR-Rundfunkrates 2020

Gabriele Schade spricht nun über die Beschwerden und Eingaben, die den Rundfunkrat gegangen sind - das ist eine der originären Aufgaben des Gremiums: Programmbeschwerden zu bearbeiten.

Jetzt sind erstmals die Beschwerden mit großem Aufwand kategorisiert worden. Die Form des Berichts ist aber keine rechtliche Vorgabe, betont Schade. Konkrete Zahlen nennt sie nun nicht, sondern es geht gleich in die Diskussion über den Bericht - etwa mit dem Vorschlag, den Bericht jährlich anzufertigen.

Schade fügt noch an: Eine Zusammenfassung des Berichts soll dann demnächst auch für die Öffentlichkeit aufbereitet werden.

Jetzt nennt die Intendantin auch noch Zahlen: Im Jahr 2020 gab es 84.320 Direktkontakte mit dem Sender - das sind 40 Prozent mehr als 2019. Schade erwähnt, dass der Rundfunkrat das auch hatte: 10.000 Mails mit dem gleichen Inhalt. Oha.

Wir sind schon bei:

Top 10: Vorschläge zu Pressemeldungen des Rundfunkrates

Es soll dieses Mal keine Pressemitteilung geben - man könne ja auch die Dokumentation bei Herrn Stawowy nachlesen, sagt Gabriele Schade. Huch, danke, ich fühle mich geschmeichelt! Gleich dazu der Hinweis: Sollte ich etwas missverstanden haben, korrigiere ich nachträglich und nachvollziehbar (sofern ich das für angezeigt halte, es muss ja auch nicht ausarten).

Eine Nachfrage kommt noch: Ob der MDR auch Gelder bei der Greensill-Bank investiert hätte, die jüngst in eine Schieflage geraten ist (vgl. faz.net: "105 Millionen Euro Rundfunkbeitrag auf der Pleite-Bank"). Die Antwort der Intendantin: Nein.

Wir sind in der Schlussrunde: Anfang Mai geht es in der Sitzung u.a. um die Sportrechte - deswegen gibt es Überlegungen, die Sitzung mit realer Präsenz durchzuführen.

So, das war's für heute - bis zum nächsten Mal!

3 Kommentare
  • Heiko
    März 16, 2021

    Zitat, Top 10: Vorschläge zu Pressemeldungen des Rundfunkrates
    "Es soll dieses Mal keine Pressemitteilung geben - man könne ja auch die Dokumentation bei Herrn Stawowy nachlesen, sagt Gabriele Schade. "

    Bestünde nicht eine Aufgabe des Rundfunkrates darin, die Bürger unseres Landes umfassend über ihre Arbeit zu informieren? Dazu zähle ich rechtzeitiges Vorlegen der Tagesordnung, weniger Gehemniskrämerei mittels Tischvorlagen sowie eine -für Laien nachvollziehbare- Berichterstattung nach der jeweiligen Sitzung.
    Warum muss sich Peter Stawowy so einem Aufwand unterziehen, ggf. sogar nach Leipzig fahren, um für ihn interessante Dinge aus der Medienlandschaft zu erfahren? Warum wird Peter Stawowy noch großmütterlich über die Stirn gefahren, wenn er sich Selbstverständlichkeiten mühevoll in seiner Freizeit erarbeitet und diese noch für weitere Interessanten (z.B. mich) aufbereitet?
    Warum bekommt der Berichterstatter manchmal einen anerkennenden (virtuellen) Klaps auf die Schulter und manchmal sogar Interna in den Briefkasten? Gibt es Ängste unter den Rundfunkräten? Traut man sich in unserer Demokratie nicht mehr, zu seiner Meinung zu stehen?

    Die 43 Rundfunkräte bekommen eine Aufwandsentschädigung, die für einkommensschwache MDR-Zuschauer und Höhrer für einen Monat das Leben sichern dürfte. Ein Mindestlöhner müsste fast zwei Wochen dafür arbeiten gehen.

    Aber um das Geld soll es hier eigentlich gar nicht gehen: Warum schafft es der 43-köpfige Rat nicht aus eigener Kraft, umfassend und verständlich zu informieren? Warum finde ich sofort eine direkte Kontaktmöglichkeit zu Peter Stawowy, aber nur eine allgemeine Adresse zum Rundfunkrat?

    Manchmal kann ich die Kritiker verstehen, die die Kostenstrukturen der öffentlichrechtlichen Medien laut infrage stellen. Und da wurde noch mit keiner Silbe über den Programminhalt nachgedacht.

  • Gabriele Schade
    März 23, 2021

    Lieber Heiko,

    da Sie Ihren Beitrag mit Bezug zu einer Aussage einleiten, die ich während der Rundfunkratssitzung gemacht habe, möchte ich Ihnen gerne direkt antworten.

    Als Vorsitzende des Rundfunkrates unterbreite ich dem Rundfunkrat einen Vorschlag, ob und zu welchen Themen Pressemitteilungen aus einer Sitzung des Rundfunkrates veröffentlicht werden. Ganz unabhängig von Pressemitteilungen veröffentlicht der Rundfunkrat seit Dezember 2014 die wesentlichen Ergebnisse zeitnah nach der jeweiligen Sitzung auf der Website des Rundfunkrates (www.mdr-rundfunkrat.de). Dort finden Sie ebenso in der Regel eine Woche vor der Sitzung die Tagesordnung und viele weitere Informationen zur Gremienarbeit.

    Die journalistische Begleitung und „Live-Berichterstattung“ der öffentlichen Sitzungen durch Peter Stawowy freut uns, gleichwohl ist unsere Öffentlichkeitsarbeit davon unabhängig.

    Die zu behandelnden Vorlagen dienen als Beratungsgrundlage für die Mitglieder des Rundfunkrates und sind diesen vorbehalten. Grundlegende Informationen werden in den Sitzungen durch mündliche Vorträge auch den Gästen der öffentlichen Sitzung dargelegt und die Diskussionen sind ebenfalls nachvollziehbar.

    Über die allgemeine Adresse des Rundfunkrates (rundfunkrat@mdr.de), die Sie erwähnen, können Sie jederzeit direkt Kontakt zum MDR-Rundfunkrat aufnehmen. Schreiben Sie uns, wenn Sie Fragen oder Anregungen zur Arbeit des Rundfunkrates haben und seien Sie gern unser Gast zu einer der kommenden Rundfunkratssitzungen.

    Freundliche Grüße
    Gabriele Schade
    Vorsitzende des MDR-Rundfunkrates

  • Heiko
    März 25, 2021

    Sehr geehrte Frau Gabriele Schade,
    zuerst möchte ich mich für Ihre ausführlichen Zeilen bedanken. Aber Ihre Worte vermitteln den Eindruck, dass alles gut wäre und man sich keine Gedanken machen bräuchte. Ist es wirklich so, oder wollen wir durch einen Gedankenaustausch (nicht nur mit mir) neue Impulse in die Arbeit des Rundfunkrates bringen?

    Bis Tilo Jung anfing, Bundespressekonferenzen in voller Länge im Internet zu veröffentlichen, interessierte diese Veranstaltungen nur einen erlauchten Kreis von Journalisten. Mittlerweile erreicht Jung & Naiv regelmäßige Zugriffszahlen von mehreren 10.000. Die speziellen Interviews knabbern schon mal an der halben Million Klicks.
    Und jetzt fragen wir mal auf der Straße, wer den MDR-Rundfunkrat und dessen Aufgaben kennt?

    „Die zu behandelnden Vorlagen dienen als Beratungsgrundlage für die Mitglieder des Rundfunkrates und sind diesen vorbehalten. Grundlegende Informationen werden in den Sitzungen durch mündliche Vorträge auch den Gästen der öffentlichen Sitzung dargelegt und die Diskussionen sind ebenfalls nachvollziehbar.“
    Warum sind die (nichtöffentlichen) Vorlagen bei Ihnen das Normale, während nur Grundlegendes dem MDR-Gebührenzahler zur Kenntnis gegeben wird? Warum drehen Sie nicht den Spieß und machen alles öffentlich?

    Leider kenne ich dieses Handlungsschema aus unserem regionalen Parlament. Als ich dort anfing, über die Diskussionen und Meinungen der einzelnen Räte zu berichten, wurde dies als Meinungsfindung und Beratung in den Nichtöffentlichen Teil der Sitzungen verlegt. Im öffentlichen Teil gingen dann ohne Diskussion die Hände hoch – oder blieben eben unten, ohne dass man die Meinungen seiner gewählten Vertreter erfahren konnte. Das wurde mit dem Passus der Sächsischen Gemeindeordnung erklärt, dass Beratungen und Meinungsfindungen durchaus nichtöffentlich durchgeführt werden können.
    Tischvorlagen sind mir seitdem ebenfalls suspekt, weil diese mitnichten den Gästen zur Verfügung gestellt werden und nach meiner Erfahrung auch nicht mehr im Nachgang veröffentlich werden.

    Soweit mir bekannt ist, findet man außer der allgemeinen Tagesordnung nahezu keine Beschlussvorlagen auf der Homepage des Rundfunkrates, die doch durchaus bekannt sein sollten. Ohne Kenntnis von Beschlussvorlagen kann man als Gast die angesprochenen Themen einer Konferenz kaum nachvollziehen. Aber anstatt einem Protokoll veröffentlichen Sie auch nur lediglich die „Wesentliche Ergebnisse“. Diese Berichte erscheinen mir sehr oft mit der „rosaroten Brille“ geschrieben. Es gibt keinen Widerspruch, keine inhaltlichen Differenzen – es klingt alles irgendwie … langweilig und einschläfernd und uniform.

    Während sich Landesparlamente gegen eine Erhöhung der Rundfunkbeiträge aussprechen, während Bürger „KLIMA vor acht“ fordern, während das öffentlich-rechtliche Fernsehen arg für Inhalte kritisiert wird und Zuschauer an das Internet verliert, habe ich zumindest keine lebhafte Diskussion in Ihrem Gremium erkennen können. Zumindest nicht bei Ihren „Wesentlichen Ergebnissen“.

    Vielleicht noch ein Beispiel für meine Kritik: In Ihrer 194. Sitzung am 12. Oktober 2020 befassten Sie sich mit dem Kooperationsbericht 2019. „Der Kooperationsbericht dient dazu, die Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Bereichen des MDR und Dritten transparent zu machen.“ Abgesehen davon, dass hier die Daten der Jahreszahlen auf das Jahr 2018 verwiesen, sind keine weiteren Infos vorhanden. Und was ist jetzt dabei transparent?

    Im Moment bleibe ich bei meiner Meinung, dass es Ihre Aufgabe wäre, den Bürger und Gebührenzahler umfassend und auch detailliert zu informieren.

    Freundliche Grüße

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