Das Modellprojekt für die Zeitungszustellung per Drohne in Altenburg (vgl. FLURFUNK vom 9.1.2020: "Modellprojekt in Thüringen: Drohnen als Zeitungsboten") steht kurz vor dem erfolgreichen Abschluss.
"Im November werden wir einmalig je einen Haushalt in den Gemeinden Lödla und Ponitz per Drohne mit einer Zeitung beliefern", sagt der Initiator des Projekts und Informationstechniker Klaus Hiller auf Nachfrage des FLURFUNK.
Bereits Ende September gab es einen erfolgreichen Probeflug. Eine Drohne warf dabei auf dem Flugplatz Altenburg-Nobitz mehrere Zeitungen in Hülsen an vorbestimmten Stellen ab. Darüber berichtete unter anderem der MDR. Bei den Kollegen von Antenne Thüringen gibt es ein kurzes Video.
Weitere Forschung am Standort Altenburg
Nach dem Abschluss des Projekts im November soll die Forschung und Entwicklung am Europäischen Drohnenzentrum in Altenburg weitergehen. Klaus Hiller: "Wir haben dann einen Prototyp. Zusammen mit dem Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) wollen wir dann weitere Praxisfragen angehen."
Dabei gehe es unter anderem um benötigten Reichweiten und die damit zusammenhängende Akkugröße.
Für den BDZV äußerte sich Christian Eggert, Leiter Verlagswirtschaft, zu dem Projekt: "In zersiedelten Gebieten ist eine Zeitungszustellung vielfach nur zu unverhältnismäßigen Kosten zu realisieren. Dort, wo Zusteller weite Wege zu einzelnen Abonnenten zurücklegen müssen, könnte eine Drohne ihre Vorzüge ausspielen."
Rechtliche Fragen weiterhin offen
Um rechtliche Fragen, etwa über Flugkorridore und Flugsicherheit zu klären, ist im Januar eine Konferenz in Altenburg geplant. Diese hatte eigentlich bereits im Juli stattfinden sollen, wurde aber wegen der Pandemie verschoben.
Skeptikern, die ein Durcheinander am Himmel, Ruhestörungen oder Ähnliches befürchten, tritt Klaus Hiller entschieden entgegen: "Wir bewegen uns rechtlich im Bereich der unbemannten Luftfahrt. Wie überall in der zivilen Luftfahrt gelten Gesetze, Regeln und Vorschriften."
Keine Drohne werde künftig unkontrolliert über die Landschaft fliegen. Drohnen könnten bei technischen Problemen eigenständig landen oder hätten zur Not einen Fallschirm.
Internationaler Wettlauf
Bis Drohnen schließlich im großen Umfang bei der Zustellung im Einsatz sind, werden allerdings noch viele Zeitungsausgaben durch die Presse gehen. "Zu Beginn des Projekts habe ich gesagt, wir werden insgesamt drei bis fünf Jahre brauchen. Das halte ich immer noch für machbar", prognostiziert Hiller.
Weltweit wird derzeit an der Technik und dem nötigen Rechtsrahmen gebastelt. In den USA erhielt am 1.9. Amazon die Zulassung der US-Flugsicherheitsbehörde FAA, Pakete per Drohne auszuliefern. Nach Angaben des Internet-Giganten sollen in den kommenden Monaten testweise Pakete ausgeliefert werden.
Von einem Alltagsbetrieb sei man aber noch weit entfernt, schränkte Amazon ein. Auch in den Vereinigten Staaten fehlen zum Beispiel noch gesetzliche Bestimmungen zu Flugkorridoren, den Flughöhen und der erlaubten Lautstärke.
Foto: HILLER & FRÖHLICH media solution
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