Plauen: AfD-Mitglieder verletzen Video-Filmer/Journalisten

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Ein Video, wie ein filmender Mann im sächsischen Plauen von fünf AfD-Anhängern körperlich attackiert wird, geht gerade in den sozialen Netzwerken viral:

Bei dem Versuch, bei der AfD-Parteiveranstaltung am vergangenen Donnerstag (9.7.2020) zu filmen, wurde der 28-Jährige mit körperlicher Gewalt an seiner Arbeit gehindert.

Streit auf YouTube veröffentlicht

Im Video, das auch bei YouTube zu finden ist, ist zu sehen, wie die filmende Person offenkundig von den Partei-AnhängernMitgliedern und Funktionären (s. Update unten) zu Fall gebracht und ins Gras gedrückt wird. Zuvor weist der Mann mit der Kamera die Veranstaltungsteilnehmenden noch darauf hin, dass er Journalist sei und dass sie sich auf einer öffentlichen Veranstaltung befinden – und er folglich das Recht hat zu filmen.

Mehrere Personen bedrängen den filmenden Mann dann und gehen auf ihn los, während die Kamera noch läuft.

Immer wieder fordert er die Personen auf, ihn loszulassen und seine Arbeit machen oder die Polizei rufen zu lassen. Zeitweise drehen sie ihm offenbar die Arme auf den Rücken.

Polizei-Meldung zum Vorfall

Die Polizei-Meldung vom 9.7.2020 trägt den Titel: "Auseinandersetzung zwischen einem Journalisten und mehreren Parteianhängern".

In der Polizei-Meldung heißt es:

"In einer Gaststätte an der Pfaffengutstraße kam es am Donnerstagabend im Rahmen einer Parteiveranstaltung zu einer Auseinandersetzung zwischen einem freien Journalisten und fünf Parteimitgliedern der AfD.

Im öffentlichen Bereich fertigte der 28-jährige Journalist Fotoaufnahmen von der AfD-Veranstaltung. Die Teilnehmer forderten ihn auf, dies zu unterlassen. Nach einem Wortwechsel zur Rechtmäßigkeit der Fotoaufnahmen kam es zu einem Handgemenge. Infolgedessen hielten die Veranstaltungsteilnehmer den 28-Jährigen bis zum Eintreffen der Beamten fest. Dabei wurde der freie Journalist leicht am Arm verletzt, benötigte vor Ort jedoch keine ärztliche Behandlung.

Gegen die fünf deutschen AfD-Mitglieder – eine Frau und vier Männer im Alter zwischen 48 und 65 Jahren – wurde ein Ermittlungsverfahren eingeleitet, um zu prüfen, ob es sich bei dem Sachverhalt um einen Fall von Nötigung und gefährlicher Körperverletzung handelt."

Medium nicht bekannt

Bei Twitter wurde das Video in mehreren Teilen auf dem Account "Independent Press" (@pr_independent) veröffentlicht. "Independent Press" wird auch im Video als Quelle eingeblendet. Die Google-Suche nach dem Medien-Namen ergibt - nach unserer Einschätzung - keine relevanten Treffer.

Für welches Medium also der Journalist unterwegs war oder arbeitet, geht weder aus dem Twitter-Account, noch dem Video hervor.

In der Twitter-Bio ist zu lesen: "Unabhängige Online-Zeitung zu Kriminologie im politischen Zeitgeschehen". Der Account befasst sich überwiegend mit der AfD und dem Thema Rassismus.

Der MDR berichtete bereits am Freitag über den Vorfall (vgl. mdr.de: "Journalist nach Rangelei bei AfD-Veranstaltung in Plauen verletzt" - auf Basis der Polizei-Meldung.

Hier das Video, wie es bei YouTube, in Facebook und Twitter zu finden ist:

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Update, 13.7.2020, 16:31 Uhr:

Mehrere Twitter-Nutzer weisen uns daraufhin, dass es sich nicht nur um "AfD-Anhänger", sondern auch Funktionäre und Mandatsträger handelt (hier nachzulesen).

Die Einschätzung bestätigt auch die Stellungnahme des Deutschen Journalisten Verband (DJV) Sachsen, die heute veröffentlicht wurde.

Darin heißt es:

"Nach dem was dem DJV Sachsen bekannt ist, waren auch die Medien zu der öffentlichen Veranstaltung der AfD eingeladen. Der betroffene Journalist hatte also das Recht die Veranstaltung zu besuchen und Ton- bzw. Bildaufnahmen zu machen.

'Nach unserer Kenntnis hat der Journalist außerhalb des Veranstaltungsraumes auf öffentlichem Grund versucht Bildaufnahmen zu machen. Daran wurde er gehindert, dabei körperlich bedrängt und verletzt', so Ine Dippmann, 1. Vorsitzende des DJV Sachsen. 'Dieses Vorgehen der Veranstaltungsteilnehmer ist durch nichts zu rechtfertigen. Es ist die Aufgabe von Journalistinnen und Journalisten, zu Angelegenheiten von allgemeiner Bedeutung, Informationen zu beschaffen und zu verbreiten, damit sich jeder Einzelne eine fundierte Meinung zu politischen Fragen bilden kann. Die Arbeit unserer Kolleginnen und Kollegen ist unverzichtbarer Bestandteil der freiheitlichen Demokratie.'"

Und weiter:

"Der Vorfall in Plauen stellt aus der Sicht des DJV Sachsen eine Missachtung der Presse- und Berichterstattungsfreiheit dar. Dass mehrere Mandatsträger der AfD mittelbar und unmittelbar beteiligt waren, zeige einmal mehr, wie nötig die kritische Berichterstattung hier ist, so die DJV-Vorsitzende."

Hier findet sich die Stellungnahme des DJV Sachsen: "Nach heftigem Angriff auf Journalisten…"

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