Rene Falkner, bislang Vorstand der Arbeitsgemeinschaft Regionalfernsehveranstalter in Sachsen (ARiS) und Vorstandsmitglied im Bundesverband Lokal-TV (BLTV), hat sich von beiden Ämtern zurückgezogen.
In einer internen Rundmail vom 28.4.2020, die FLURFUNK vorliegt, erklärt er den Rücktritt von seinem Vorstandsposten im BLTV.
Mit dem Schreiben kündigt Falkner, der die sächsische Lokal-TV-Szene seit Jahren im politischen Raum prägt, auch vorsorglich die Mitgliedschaft der ARiS im Bundesverband. Hintergrund ist, dass die BLTV-Mitgliedschaft der ARiS bislang über Falkners Firma gelaufen ist.
In der Mail schreibt Falkner dazu:
"Ich stelle am Montag meinen Posten als ARIS Vorsitzender zur Diskussion. Die Diskussion wird ergebnissoffen sein. Sollte die ARIS weitergeführt werden, werde ich empfehlen, wieder in den Verband einzutreten."
Die ARIS wird inzwischen kommissarisch von Frank Langer, Geschäftsführer von Mittelerzgebirgsfernsehen, geleitet. Der Austritt der ARiS aus dem Bundesverband dürfte damit erst einmal vom Tisch sein.
Falkner nennt persönliche Gründe
Auf Nachfrage nennt Falkner ausschließlich "persönliche Gründe" für den Rückzug von den Ämtern. Er wolle außerdem die Außendarstellung der Verbände und der Szene nicht beschädigen, formuliert er noch indirekt - dann beendet er das Gespräch.
Aus Branchenkreisen ist zu hören, dass es einen sehr konkreten Streit gab, der Auslöser für den Rückzug sein dürfte. Es geht um ein Angebot für Werbeschaltungen bei den Sendern, das Falkner an die Sächsische Staatskanzlei (SK) übermittelt hatte.
Mit dem Angebot waren aber nicht alle Lokal-TV-Veranstalter einverstanden. Insbesondere bei Frank Haring, Gesellschafter bei den drei Lokal-TV-Sendern in Chemnitz, Leipzig und Dresden, stieß das Angebot wohl auf wenig Begeisterung.
Zumindest in der zeitlichen Folge nach Harings Interventionen gegen das Angebot erklärte Falkner dann seinen Rücktritt.
Werbegelder von der Staatskanzlei für Lokal-TV?
Die sächsischen Lokal-TV-Anbieter treffen sich seit dem Höhepunkt der Corona-Krise wöchentlich mit Vertretern der Sächsischen Landesanmedienanstalt (SLM) und der Sächsischen Staatskanzlei (SK) zu Telefonkonferenzen. In den Gesprächen geht und ging es wohl auch immer wieder um die Frage, ob die SK die Sender mit einer Werbekampagne unterstützen könnte.
Vergleichbare Kampagnen sind bereits in den sächsischen Tageszeitungen gelaufen.
Hintergrund ist, dass alle Medienanbieter durch die Corona-Krise heftig getroffen sind. Viele gewerbliche Werbekunden sind - auch beim Lokalfernsehen - weggebrochen (vgl. MDR MEDIEN360G vom 15.4.2020: "Lokalfernsehen: Steigende Reichweiten, fehlende Werbegelder").
Tischtuch schon länger zerschnitten
Das Tischtuch zwischen Haring, der die drei großen Lokalfernsehsender in Chemnitz, Dresden und Leipzig und damit mit Abstand die größte Reichweite in der sächsischen Lokal-TV-Szene repräsentiert, und der durch Falkner vertretenen ARiS war schon länger zerschnitten.
Falkner hatte bis 2015 für Haring gearbeitet (vgl. FLURFUNK vom 24.9.2015: "René Falkner gibt Geschäftsführung von FIS und FID ab"). In der Folge nach seinem Abgang bei der sich damals formenden Sachsen-Fernsehen-Gruppe hatte er sich weiter zum Thema engagiert, u.a. in der Arbeitsgemeinschaft ARiS und im Bundesverband.
Vor zwei Jahren dann kam es zum offenen Bruch: Haring trat, nachdem Falkner zum Sprecher der ARiS gewählt worden war, aus der Arbeitsgemeinschaft aus. In der Folge agierte er zunächst allein gegenüber Politik und Institutionen.
Mit dem Abgang von Falkner deutet sich nun eine Annäherung zwischen ARiS und Sachsen-Fernsehen an - es ist hinter vorgehaltener Hand von Vermarktungskooperation und auch gemeinsamen Verbreitungswegen die Rede. Diese könnte etwa in Form der Satelliten-Verbreitung erfolgen - was wiederum die Sender nicht alleine finanzieren könnten.
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