Fünf Fakten zum Agenturstandort Sachsen

Für DasCampMagazin des AgenturCamp Leipzig habe ich mich mit der Agenturlandschaft in Sachsen befasst.

Mein Fazit: Die Branche ist ausgesprochen vielfältig. Damit sie aber mehr Sichtbarkeit bekommt, müsste sie sich selbst wohl mehr zeigen.

I.

Sachsen und die Nachbarländer Thüringen und Sachsen-Anhalt sind sicherlich keine Mega-Hotspots für Agenturen, die mit Standorten wie Hamburg, Düsseldorf, Frankfurt oder München mithalten können – gleich ob man nach Werbe-, Kommunikations- oder Digitalagenturen sucht. In überregionalen Rankings findet man nur vereinzelte Agenturen aus Sachsen wie etwa EWerk, queo, Zebra oder Mindbox (gehört zu Zebra). Auch was das Abräumen von nationalen oder internationalen Awards betrifft, findet sich wenig bis sehr wenig.

II.

Trotzdem müssen sich die mitteldeutschen Länder nicht verstecken, gibt es doch hier eine Vielzahl an kleinen und mittleren Agenturen. So weist der 2. Kultur- und Kreativwirtschaftsbericht 2017 (KKW) des Freistaats Sachsen über 333 Mio. Euro Umsatz allein für die Branche „Werbemarkt“ aus – da sind die Bereiche Design und Internetkommunikation noch nicht mitgezählt. Rund 10.000 Menschen arbeiten allein in Sachsen im Werbemarkt, davon ein Drittel selbstständig. Weitere 10.000 sind im Design-Markt tätig, der Bereich Internetagenturen ist im KKW nicht ausgewertet.

III.

Geht man noch weiter ins Detail, findet man auch die eine oder andere „Perle“. Bekanntestes Beispiel ist die zebra group aus Chemnitz, die – 1991 direkt nach der Wende gegründet – heute im bundesdeutschen Vergleich durchaus mithalten können. 2019 belegten die Chemnitzer Platz 27 im W&V Umsatzranking inhabergeführter Agenturen. Zebra bespielt seit 2014 nach einer Reihe von Übernahmen (u. a. die Digitalagentur Mindbox in Dresden) auch die Standorte Dresden und Leipzig und zählt (nicht nur) bekannte Ost-Marke wie Florena oder Bautz’ner zu ihren Kunden. Auf Platz 28 im Umsatzranking steht queo aus Dresden. Die 2004 gegründete Agentur arbeitet in den Bereichen Kommunikation, Web und Individualsoftware. Rund 150 Köpfe arbeiten an den Standorten Dresden, Berlin und Solothurn (Schweiz). Zu den Kunden gehören die AOK, Fraunhofer, citi oder Glashütte ORIGINAL.

IV.

Überhaupt, Standorte: Die Hotspots der sächsischen Agenturen-Szene sind laut Kultur- und Kreativwirtschaftsbericht tatsächlich Chemnitz (vermutlich vor allem wegen Zebra) und Leipzig bzw. das Leipziger Land. Die Leipziger Digitalagentur EWerk belegt immerhin Platz 10 im Subranking „Digitale Transformation und Strategie“ des Bundesverbands Digitale Wirtschaft (BVDW). Dazu kommen eine Reihe weiterer PR- und Kommunikationsagenturen. Dresden als Landeshauptstadt spielt auch eine Rolle, nicht zuletzt, weil queo, Mindbox, die Telekom-Tochter T-Systems Multimedia Solutions sowie Ketchum Pleon hier ihren Sitz haben. Vor noch gar nicht langer Zeit hat außerdem eine Dependance von Ressourcenmangel ein Büro in Dresden eröffnet. Ketchum Pleon verwaltet übrigens den größten Etat weit und breit – die Standortkampagne „So geht sächsisch.“ Dafür hat der Freistaat allein zwischen 2014 und 2017 rund 38,5 Mio. Euro auf den Tisch gelegt (was erst vor wenigen Wochen für einen Rüffel des Sächsischen Rechnungshofs gesorgt hat - vgl. mdr.de 9.12.2019).

IV.

Die Vernetzung der Szene in Sachsen und drumherum ist noch ausbaufähig. Das AgenturCamp 2019 (vgl. FLURFUNK vom 1.10.2019) war tatsächlich nicht der erste Versuch, die Szene enger zusammenzubringen: 2010 und 2011 bemühten sich Dresdner und Leipziger Agenturen, mit dem „Agenturentreffen“ eine gemeinsame Veranstaltungsreihe auf die Beine zu stellen - was offenkundig nicht gelang. 2009 bis 2019 gab es sogar ein eigenes Internetportal für die Branche: Das als privates Blog gestartete und dann zum Online-Magazin ausgebaute Angebot „Sputnika“ (vgl. FLURFUNK vom 1.11.2012) hat allerdings erst vor kurzem seinen Betrieb eingestellt (Seite nicht mehr erreichbar).

Dafür sind eine ganze Reihe Branchen-Verbände und -Akteure aktiv: Die Marketingclubs in Chemnitz, Dresden und Leipzig vergeben etwa jährlich Auszeichnungen, der Dresdner Marketingpreis seit wenigen Jahren sogar einen eigenen Agenturpreis. Der KKW zählt außerdem eine Reihe namhafter Branchenverbände auf, die auch in Mitteldeutschland vertreten sind, darunter der Gesamtverband Kommunikationsagenturen GWA e.V. und der Zentralverband der deutschen Werbewirtschaft ZAW e.V.. Ganz frisch: Der Art Directors Club hat erst vor wenigen Wochen seine Satzung geändert und Ostdeutschland jetzt als siebte Sektion aufgenommen (Interview folgt in Kürze).

Im noch nicht verabschiedeten Koalitionsvertrag der künftigen Sächsischen Regierung ist zu lesen: „Wir wollen die begonnene Förderung der Kultur- und Kreativwirtschaft fortsetzen und weiterentwickeln. Dabei setzen wir auf die Erhöhung der Sichtbarkeit der Branche, die Zusammenarbeit mit den starken und wachsenden Branchennetzwerken und eine stärkere regionale Vernetzung.“ Hier besteht also weiteres Potenzial, die Branche voranzubringen - sofern diese sich entsprechend einbringt, etwa über Engagement in den lokalen KKW-Verbänden. Peter Stawowy, FLURFUNK

Hinweis: Diesen Beitrag habe ich für das Magazin des AgenturCamp Leipzig als Gastbeitrag verfasst. Dort ist er auch zuerst erschienen. FLURFUNK war Medienpartner des AgenturCamp Leipzig 2019. Das nächste AgenturCamp in Leipzig findet am 8. und 9.10.2020 statt. 

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