Im Juli hatte ich hier im Blog verkündet, künftig exklusive Inhalte hinter einer Bezahlschranke verschwinden zu lassen (vgl. FLURFUNK vom 9.7.2019: "In eigener Sache: FLURFUNK wird kostenpflichtig").
Die Überlegung, die Entwicklung hier im Blog transparent zu machen, ist in der Folge dummerweise etwas auf der Strecke geblieben - womit wir schon mitten im Thema sind.
Fakt ist, dass ich doch immer mal wieder gefragt werde, wie es denn so läuft mit unserem Steady-Angebot.
Ziel: mehr recherchierte Beiträge
Also, leben kann man davon nicht - aber das war ja auch nicht das Ziel.
Zur Erinnerung, ich hatte im Juli geschrieben:
"Wir hätten selbst gern wesentlich mehr recherchierte Geschichten im Blog. Immer wieder aber kommt es vor, dass uns dafür die Zeit fehlt, weil an anderer Stelle Geld verdient werden muss.... Und die Vergabe von Aufträge an Autorinnen und Autoren ist wiederum mit Honorarkosten verbunden."
Also, das, ähm... dafür könnte es auf der Einnahmenseite doch noch etwas mehr werden.
Erste Erwartungen (nahezu) erfüllt
Zunächst die nackten Zahlen: Im Vergleich zur absolut freiwilligen Bezahloption über Steady, die wir zum Start des FLURFUNK-Podcast (vgl. FLURFUNK vom 12.9.2019) eingerichtet hatten, hat sich die Zahl drastisch nach oben verändert.
Es kommt was rein, es wird langsam (!) mehr.
- Dümpelten die Steady-Einnahmen im Vorfeld immer so bei monatlich 8, 12 oder 16 Euro plus Zerquetschte (also unter 200 Euro im Jahr) rum, kommen wir aktuell auf 126 Euro im Monat – das sind über 1.500 Euro im Jahr! (Und: Wir haben eine "Wissen ist Macht!"-Bestellung aus einem Ministerium ohne Kreditkarte und Paypal – 174 Euro im Jahr – das läuft dann direkt über Rechnung und ist hier nicht berücksichtigt).
- Von den 41 Steady-Mitgliedern sind tatsächlich nur 24 zahlende - die übrigen sind Gäste (im "Wissen ist Macht!"-Paket sind jeweils insgesamt 4 Accounts enthalten; außerdem habe ich alle Autorinnen und Autoren eingeladen).
- Meine Erwartungen für die Anfangsphase sind damit (nahezu) erfüllt: Ich hatte im Vorfeld gesagt, wenn ich bis Jahresende 100 Euro reinbekommen, bin ich zufrieden - ich habe Geduld und einen langen Atem und auch keinen Druck. "Nahezu" deshalb, weil von den 126 Euro noch Steuern und der Steady-Anteil abgehen.
Leistung nur gegen Geld oder Geld nur gegen Leistung?
Dann ein paar "Learnings", wie man neudeutsch jetzt so sagt:
- Technische Probleme hatte ich nicht einkalkuliert: In der Anfangsphase gab es einen Bug, der dafür sorgte, dass die Geschichten hinter der Schranke nicht komplett angezeigt wurden. Das Thema ist inzwischen gelöst, hat mir aber in der Anfangsphase ziemlich die Motivation genommen, weil ich Geschichten dann doch einfach freistellen musste.
- Stichwort Motivation: Nach der Steady-Einführung ging zwar die Zahl der verbloggten Geschichten wie auch der Abos zunächst deutlich nach oben (hatte ich noch nicht gesagt: Steady soll ja auch intern, selbstmotivierend wirken ;-) ). Im Oktober hatte ich dann aber plötzlich so viele Beratungsmandate (damit verdiene ich sonst mein Geld), dass der Blog mal wieder etwas gelitten hat. Und die Einnahmen reichten noch nicht für viele bezahlte AutorInnen-Stücke...
- Dranbleiben ist wichtig: Während ich die Zeilen schreibe, frage ich mich, warum ich beispielsweise die sehr gut geklickten (wer hätte das gedacht!) Live-Ticker aus den ersten öffentlichen Sitzungen des MDR-Rundfunkrats (hier und hier) eigentlich nicht hinter die Bezahlschranke gestellt habe. Vielleicht, weil ich wollte, dass es viele Leser*innen erreicht? Gleiches gilt für die Kritik zur Halle-Berichterstattung mit über 3.000 Nutzer*innen an einem Tag... Das ist so ein bisschen die Frage: Erst anfüttern oder gleich dichtmachen?
Und: In den ersten Wochen hat jede und jeder neue Abonnent*in von mir eine Begrüßungsmail bekommen - auch das habe ich nicht konsequent weiterverfolgt. Sorry an alle neu Dazugekommenen, aber da mir fehlt schlicht die Zeit. - Es gibt außerdem gefühlt einige Fragezeichen etwa bei Journalistinnen und Journalisten-Kollegen, welches Paket jetzt angemessen ist – also, ob sie von mir "Mecker" bekommen, wenn Sie "nur" das "Für Qualitätsbewusste"-Paket (4 Euro im Monat) statt des teuren Abos nehmen - weil sie den FLURFUNK ja auch dienstlich nutzen.
Werte Kolleginnen/Kollegen, wenn Ihr es aus der eigenen Tasche bezahlen müsst: Ich freue mich auch über Abschlüsse mit dem kleinen Paket ("Für Hungertuchnagende" - 2,49 Euro/Monat)! - Dabei auch gelernt: Ich hatte mir im Vorfeld vorgenommen, einen sehr langen Atem zu haben. Mein Motto war: "Irgendwann kommt eine Geschichte, da sind die Leute es dann leid, durch die Gegend zu telefonieren und sich den Text irgendwie zu organisieren. Dann schließen sie ab..." Tatsächlich bin ich noch mal darauf hingewiesen worden: Es geht hier nicht um Erpressung (Geschichte nur gegen Geld!), liebe Leserin, liebe Leser. Es geht um ihre freiwillige Unterstützung für qualitativ hochwertige Arbeit. Wenn Sie meine, unsere Arbeit hier schätzen und gern mehr davon hätten - dann schließen Sie bitte wenigstens das Abo-Paket "Für Hungertuchnagende" ab. Das ist deutlich günstiger als ein Latte Macciato an der Autobahnraststätte oder der Bahnhofsbäckerei!
- Schließlich: Der Steady-Cheffe hatte in einem seiner Vorträge gesagt, man muss die Leute 5x fragen. Ich bin - eigene Einschätzung - erst beim 3. oder 4. Mal. Ich bekomme viel Feedback in der Art: "Ja, ich wollte ja auch längst..." Aber man kennt das ja von sich selbst (Wink an die KollegInnen von der DNN: Ich bin schon 2x an Eurer Technik gescheitert - das fluppt auf dem Mobiltelefon irgendwie nicht so richtig!). Ja, wir wollen alle irgendwie zum Jagen getragen werden... Vielleicht hilft ja dieser Beitrag etwas?
Also, wer in Richtung Nachahmung denkt (und auch da bin ich überrascht, wie viele das sind): Steady braucht Zeit. Das Abo-Modell ist sicher nicht die Neuerfindung der Finanzierung des Journalismus - aber es ist ein Anfang.
Und, wer jetzt über eine Unterstützung nachdenkt: Einfach unten oder oben im Beitrag oder rechts in der Spalte auf den Banner klicken!
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