Bericht von der 2. öffentlichen MDR-Rundfunkratssitzung, 4.11.2019

Was ist eigentlich so spannend an einer MDR-Rundfunkratssitzung?

Die Frage habe ich im Nachgang zur vorangegangenen, ersten öffentlichen Sitzung des wichtigsten Gremiums des MDR (vgl. FLURFUNK vom 23.9.2019: "Live-Blog: 1. öffentliche MDR-Rundfunkratssitzung, 23.9.2019") gestellt bekommen.

Es gibt ein öffentliches Interesse

Andererseits habe ich auf meine Frage bei Facebook und Twitter so viele Reaktionen bekommen, dass ich mich entschieden habe, auch die zweite Sitzung zu besuchen (bitte beachten Sie den Banner am Rande: Sie dürfen meine Arbeit gern bei Steady unterstützen - wenigstens die Spritkosten wären nett!).

Tatsächlich ist es für Kenner vergleichsweise vorhersehbar, was heute hier in der Sitzung so passiert. Die zentralen, entscheidenden Punkte hätte ich vermutlich auch von zu Hause schreiben können.

Aber: Man kann in so einer Sitzung viel über Demokratie und auch die Staatsnähe und -ferne des Öffentlich-Rechtlichen Rundfunks lernen - allein an den kleinen Schlagabtäuschen zwischen MDR-Leitung (Intendantin, Direktoren) und den Gremienmitgliedern.

Heute nur begrenzt "live"

Anders als bei der ersten Sitzung werde ich heute aber nicht chronologisch mitschreiben, sondern nur dokumentieren, was mir spannend und interessant erscheint. Orientiert an der Tagesordnung der heutigen Sitzung habe ich einzelne Themenaspekte auch vorbereitet (z.B. den richtigen Absatz in der MDR-Satzung rausgesucht).

Auf der Tagesordnung stehen heute die üblichen Dinge - richtig spannend wird es nicht. Der Vorsitz des Rundfunkrats wird turnusgemäß neu gewählt - laut Satzung alle zwei Jahre, laut Satzung ist als nächstes das Bundesland Thüringen dran. Hier sind aber keine Überraschungen zu erwarten.

10.13 Uhr: Kann losgehen

Die Begrüßung und Eröffnung ist durch - der RR-Vorsitzende Horst Saage hat auch die Gäste und Medienvertreter begrüßt (nach meiner Zählung: vier Personen).

Wir sind schon bei Top 3: Bericht des Vorsitzenden. Steffen Flath hat von seiner Teilnahme an der GVK-Sitzung der ARD (GVK = Gremienvorsitzendenkonferenz) berichtet, bei der sich leitende Vertreterinnen und Vertreter von Rundfunkräten der ÖRR treffen.

Zitat: "Die Teilnahme an so einer Sitzung ist für einen Ehrenamtler ganz schön aufwendig." Bei dem Treffen ging es um DAB+ und Hassrede.

Prof. Dr. Gabriele Schade berichtet jetzt vom Treffen der Telemedienausschuss-Vorsitzenden im Rahmen der GVK. Sie liest den Text vor - könnte die Reihe vor mir das Flüstern bitte mal einstellen?

Schade berichtet über die Entwicklung bei den Mediatheken und Überlegungen, wie mit dem großen Erfolg der Streamingdiensten umzugehen sei. Dabei hat ein Programmverantwortlicher seine Ideen vorgestellt, bspw. eine Serienoffensive. Weiter ging es bei der Sitzung in München um Social-Media und den Umgang mit Kommentaren - dazu ist  uns gerade eine gemeinsame Erklärung der Gremienvorsitzendenkonferenz (GVK) von Landesmedienanstalten und ARD verteilt worden.

Titel: "Die Gesellschaft darf eine Verrohung in der öffentlichen Diskussion nicht tolerieren".

10:24 Uhr: Horst Saage hat auch noch von dem Besuch bei verschiedenen Terminen berichtet. Am Schluss appelliert er an alle Rundfunkrats-Mitglieder, zum Jahresende die säumigen Reisekosten noch einzureichen.

10.25 Uhr: Jetzt folgt der Bericht der Intendantin. Sie begrüßt zunächst die neue Kommunikationschefin des MDR (vgl. FLURFUNK vom 30.9.2019: "MDR: Julia Krittian wird neue Unternehmenssprecherin"). Ihr erstes Thema: Die Berichterstattung des MDR über den Anschlag in Halle. Aus der Sputnik-Redaktion sei der Vorschlag gekommen, ein Gedenkkonzert für die Anschlagsopfer auf die Beine zu stellen - Titel: #HalleZusammen.

Karola Wille wiederholt in Anbetracht der Zusammenarbeit zu diesem Event, was Steffen Flath vorher schon bei seinem Bericht aus München gesagt hatte: "Die Zeit der ideologischen Grabenkämpfe mit den Privaten ist vorbei." Das Event habe auch gezeigt, dass es viele Menschen in Ostdeutschland gebe, die für eine solidarische Gesellschaft und ein friedliches Zusammenleben stehen (sinngemäß).

Jetzt wird mit einem Einspieler ein Eindruck von dem Termin vermittelt - hier einige Eindrücke, die im Netz zu finden sind.

Karola Wille spricht weiter darüber, wie so etwas wie #Halle0910 zustandekommen könne - sie habe die drei Ministerpräsidenten des MDR-Gebiets angesprochen, ein vergleichbares Projekt "Verfolgen statt löschen" auf die Beine zu stellen, wie es in NRW gibt.

Willes nächstes Thema: Wahlberichterstattung über Thüringen.

10.34 Uhr: "Wir haben umfangreicher als jemals zuvor berichtet", sagt Wille. Es seien auch eine ganze Reihe neuer Formate entwickelt worden. Der MDR hat - als einzige Anstalt der ARD - wieder seine Konzepte zur Wahlberichterstattung transparent (öffentlich) gemacht. Wille zieht eine positive Bilanz der Berichterstattung.

Habe ich eigentlich schon den Steady-Button eingefügt (Wink mit dem Zaunpfahl - hier der Link für Scroll-Faule).

Wille spricht jetzt über die Veränderungen bei den Nutzungszahlen im Netz - dazu hatte sie den Rundfunkratsmitgliedern vorab Ergebnisse einer Nutzungsstudie zuschicken lassen. Aber der MDR habe auch ein positives Wachstum im linearen Programm zu verzeichnen.

Ihr dritter Berichtspunkt ist die Unterstützung des DOK-Festivals in Leipzig.

10.43 Uhr: Nun spricht die Intendantin über medienpolitische Themen. Erstes Thema: Der neue Rundfunkstaatsvertrag (RStV), bei dem es Änderungen für die Befreiungen vom Rundfunkbeitrag geht. Der von den Ministerpräsidenten der Länder verabschiedete Staatsvertrag muss noch durch die Landtage.

Weiteres Thema des RStV: Der Gesetzgeber hat noch mal umfangreiche Prüfaufträge verteilt, Wille hofft aber, dass nach acht Jahren der RStV endlich verabschiedet wird und Suchmaschinen, soziale Netzwerke, Sprachassistenten etc. endlich so behandelt werden, dass Diskriminierungsfreiheit für die ÖRR-Anstalten gilt.

KEF-Verfahren läuft. Mitte November haben die ARD-Anstalten den Entwurf und dann Gelegenheit, Stellung zu nehmen - bei der nächsten Sitzung wird der Rundfunkrat viele Punkte haben, den KEF-Vorschlag zu diskutieren.

Noch ein Thema: Veränderungen beim Sportrechte-Erwerb.

Abschließend weist Wille noch auf einen Termin hin - eine internationale Public-Value-Konferenz in Leipzig.

10.50 Uhr: Es folgt die Nachfragerunde der Rundfunkräte. Erste Frage: Warum die Initiative "Anzeigen statt Löschen" - gibt es da denn so viele Kommentare, die schon die Vorabfilterung nicht rauszieht? Es gibt ein paar Zahlen aus der Intendanz, wie viele Kommentare zur Anzeige gebracht worden sind.

Nächste Meldung - der Fragende geht noch mal auf das Thema von der vorangegangenen Sitzung ein: den Umgang mit öffentlichen Off-Air-Veranstaltungen. Keine weiteren Wortmeldungen.

10.53 Uhr: Top 5 - Berichte der Landesgruppen-Vorsitzenden und Ausschuss-Vorsitzenden. Mehr Infos zur Struktur des Rundfunkrates finden sich hier: Ausschüsse und Landesgruppen.

In der Landesgruppe Sachsen-Anhalt ging es u.a. über den Haushalt des MDR, #Halle0910, einen Ideenwettbewerb für mehr Regionalisierung (?) innerhalb des MDR-Landesfunkhauses. In der Sachsen-Gruppe ging es auch um den Wirtschaftsplan - der positiv beschieden wurde.

Aber an zwei Punkten wurde diskutiert: Regionalisierung müsste beständig vorangetrieben werden. Außerdem geht es um eine Verfahrensfrage, wenn einzelne Haushaltspunkte aus dem Ruder laufen - hier müsste das Gremium früher informiert werden.

Im Dezember wünscht die Sachsen-Gruppe, die Idee der Qualitätsmessung der Inhalte im Dezember im Rundfunkrat zu diskutieren.

Thüringen: Auch hier war der Wirtschaftsplan Thema. Die Wahlberichterstattung wurde ausgewertet: "eine sehr, sehr gute - in Quantität und auch Qualität" - "die beste der vergangenen Jahre".

Der Vorsitzende aus Thüringen berichtet außerdem, dass gegenüber einem Journalisten eine Morddrohung im Landesfunkhaus ausgesprochen worden ist, der Sicherheitsdienst sei eingeschritten, zwei Strafanzeigen wurden ausgelöst. Außerdem wurde die Wahl zum Rundfunkratsvorsitz diskutiert (Thüringen ist an der Reihe, dazu später mehr).

11.03 Uhr: Es geht weiter mit Berichten aus den Ausschüssen. Sorry, Leute, zu viel, zu schnell. Grundsätzlich: Da sind eine Reihe spannender Themen dabei, was in den einzelnen Ausschüssen besprochen wurde. Wirtschaftsplan des MDR, #Halle0910, Online-Auftritt des KiKA... Aus dem Telemedien-Ausschuss kommt die Empfehlung, dass die Redaktionen, die online Kinder-Inhalte aufbereiten, enger zusammenarbeiten sollen.

Der Bericht aus dem Haushaltsausschuss folgt jetzt, der den Wirtschaftsplan des MDR beraten hat. Mit zwei Enthaltungen sei beschlossen worden, dem Rundfunkrat zu empfehlen, den Haushaltsplan zu beschließen - sofern er nicht mehr geändert wird und der Verwaltungsrat zustimmt.

11.12 Uhr: Es folgt der Bericht aus dem Verwaltungsrat. Der Vorsitzende weist darauf hin, dass das Verfahren eingehalten wird... ich habe nix verstanden. Es geht jetzt um den Jahresabschluss des MDR und die Entlastung der Intendantin. Hier mal der Link mit mehr Infos zu Verwaltungsrat, der vor allem die Geschäftsführung der Intendantin zu überwachen hat.

11.17 Uhr: Rückfragen aus dem Gremium. Es gibt eine Rückfrage zum Tarifvertrag, den der Verwaltungsratsvorsitzende kommentiert hatte. Von dort kommt der Hinweis, dass der Verwaltungsrat nicht Verhandlungspartner des Tarifvertrags war - der Verwaltungsdirektor des MDR spricht jetzt dazu.

11:19 Uhr: Top 7 - Wahl des Rundfunkratsvorsitzes. Das Verfahren ist über die Satzung des MDR festgelegt (Artikel 3, Wahl des Vorsitzenden oder der Vorsitzenden und der Stellvertreter oder Stellvertreterinnen). Thüringen ist demnach mit dem Vorsitz dran, Sachsen bekommt den ersten Stellvertretenden. Mit anderen Worten: Eigentlich ist absehbar, wer die Wahl beginnt. der amtierende Vorsitzende Horst Saage aus Sachsen-Anhalt hat gerade vorgeschlagen, alle drei Posten mit einem Wahlgang zu wählen. Die Gremienmitglieder wünschen die geheime Wahl.

Jetzt muss - ganz formell - um Vorschläge gebeten werden. Wie erwartet wird von der Landesgruppe Thüringen Prof. Gabriele Schade vorgeschlagen (Spoiler: Sie wird auch gewinnen!).

Aus der Landesgruppe Sachsen kommt der Vorschlag, Steffen Flath als ersten stellvertretenden Rundfunkratsvorsitzenden zu wählen (bei einer Enthaltung (?)). Zuvor hat der Vorsitzende aus Sachsen darauf hingewiesen, dass die Landesgruppen das Vorschlagsrecht haben und Sachsen also die Vorschläge der anderen Landesgruppen unterstützen wird. Horst Saage, der amtierende Vorsitzende, wird von der LG Sachsen-Anhalt vorgeschlagen.

Nur mal so am Rande: Das läuft alles wie erwartet - aber trotzdem ist (für den Zuschauer) ein kurzer Moment der Spannung im Raum, ob vielleicht ein abweichender Vorschlag kommen könnte... Jetzt sind die beiden Mitarbeiterinnen des Gremienbüros gerade als Wahlausschuss bestätigt worden.

Das Wahlverfahren: Jeder Abgeordnete bekommt drei verschiedene Stimmzettel für die Wahl des/der Vorsitzenden sowie der beiden Stellvertretenden.

11:39 Uhr: Im Moment läuft die Wahl, die Rundfunkräte werden einzeln aufgerufen.

11:54 Uhr: Horst Saage verkündet das Wahlergebnis: 30 Ja-Stimmen, 4 Nein-Stimmen, keine Enthaltung (Zahl der Ja-Stimmen nachträglich korrigiert). Schade bekommt gerade einen Blumenstrauß.

Auch Steffen Flath ist gewählt worden: 26 Ja-Stimmen, 8 Gegenstimmen, keine Enthaltung. Auch er bekommt Blumen.

Jetzt verliest Schade das Ergebnis für Horst Saage als dritten Vorsitzenden: 30 Ja-Stimmen, 4 Nein-Stimmen. Saages Amtszeit endet am 8. Dezember - die Sitzung am 9. wird schon von Gabriele Schade geleitet werden.

11:58 Uhr: Es geht weiter mit Top 8 und 9. Hier werden Richtlinien- und Satzungsänderungen diskutiert. Die Änderungen ergeben sich aus dem 22. Rundfunkänderungsstaatsvertrag. Konkret sollen die "Richtlinien für die Verbreitung von Telemedienangeboten auf Drittplattformen" ARD-weit vereinheitlicht werden.

Top 9 betrifft die "Änderung der Drei-Stufen-Test-Satzungen" für "a) ARD-Genehmigungsverfahren für neue oder veränderte Gemeinschaftsangebote von Telemedien" und "b) Genehmigungsverfahren des Mitteldeutschen Rundfunks für neue oder veränderte Telemedien sowie für ausschließlich im Internet verbreitete Hörfunkprogramme". Sie soll wohl, wenn ich das richtig verstanden habe, zunächst dem Verwaltungsrat vorgelegt - also heute nicht abgestimmt - werden.

Der juristische Direktor des MDR, Jens-Ole Schröder, erläutert gerade das Thema. Es ist zuvor schon im Telemedienausschuss diskutiert worden.

Gerade wird die Nachfrage einer Rundfunkrätin behandelt, dass die ARD-Inhalte möglichst in werbefreiem Umfeld platziert werden sollen - wie das gehen solle. Schröder erläutert, dass es sich bei der Formulierung um einen Kompromiss handelt - die Drittplattformanbieter zeigten sich gesprächsbereit.

Es ginge auch darum, die Inhalte in die Drittplattform zu platzieren, damit diese langfristig in die Regulierung mit aufgenommen werden. Weitere Nachfrage - ob das wirklich ratsam sei, die ARD-Inhalte etwa bei YouTube einzustellen. Schröder plädiert dafür, um die Nutzerinnen und Nutzer nicht zu verlieren und eher den Umgang der Drittplattformanbieter mit zu gestalten. Frau Schade erklärt, dass im Telemedienausschuss die gleiche Frage diskutiert worden sei - sie schlägt vor, im Nachgang auch eine Kontrolle/Auswertung vorzunehmen.

Endlich wird mal diskutiert! Wie erreichen die ÖRR die Zielgruppen? Geht man auf Drittplattformen oder versucht man, eigene zu schaffen - um dann einen wichtigen Kanal in die Zielgruppen zu verlieren? Es kommt noch der Hinweis, dass der Verbreitung der Inhalte nur auf Basis eines redaktionellen Konzeptes erfolgen darf.

Die Rundfunkrätin fragt noch mal nach: Könnte nicht der MDR die Drittplattformen zu mehr Verbindlichkeit bspw. im Datenschutz zu zwingen? Schröder antwortet: Die Grundlage ist das Telemedienkonzept des MDR, auf dessen Basis die Einstellung der Inhalte erfolgt.

Er plädiert dafür, sehr gezielt vorzugehen, und sich die Entwicklung anzuschauen, anstatt sich die Chance entgehen zu lassen, die Zielgruppen der Drittplattformen mit zu erreichen. Schade verweist darauf, dass etwa im KiKA-Konzept klar steht, wie der Umgang mit Drittplattformen zu erfolgen hat - und dass sich daraus der Anspruch des Gremiums ergibt, dieses nachträglich zu kontrollieren.

Jetzt wird über Top 8 abgestimmt: 1 Gegenstimme, 2 Enthaltungen - die Richtlinien-Änderungen sind angenommen.

12:15 Uhr: Top 9 wird gleich im Anschluss abgestimmt - die Diskussion über die beiden Tops ist gemeinsam erfolgt. Saage verliest die Beschlussvorlage. 1 Enthaltung, keine Gegenstimme - angenommen. Jetzt wird noch abgestimmt, dass der Verwaltungsrat zu dem Thema "gehört" werden soll.

Top 8 und 9 sind abgestimmt.

12:17 Uhr: Top 10 - der Gleichstellungsbericht des MDR wird jetzt diskutiert. Der Bericht befasst sich mit dem Jahr 2018.

Zum Thema spricht zunächst die Intendantin - und fasst zusammen: "Wir haben große Fortschritte gemacht, aber es ist noch ein Weg zu gehen" (sinngemäß zitiert). Sie nennt zwei Herausforderungen, die mit konkreten Programmen angegangen worden sind: Arbeitszeitflexibilität und Abbildung der Geschlechter auf dem Bildschirm.

Der Bericht wird, wenn ich mich nicht täusche, demnächst veröffentlicht.

Die Gleichstellungsbeauftragte des MDR Claudia Müller präsentiert jetzt die Ergebnisse - etwa mit einem Chart der Führungskräfte nach Ebenen (Stand: 30.9.2019 - ich würde es ja fotografieren, aber hier gilt: Fotoverbot!).

Lustig: 1. Ebene: 100 Prozent Frauen (gemeint ist die Intendantin). In den folgenden Ebenen schwankt die Zahl zwischen 25 (2. Ebene) und 38 (4. Ebene) Prozent. Die Zahlen können sich erstmal sehen lassen, sagt die Gleichstellungsbeauftragte.

Kleiner Hinweis am Rande: Der Rundfunkrat selbst ist krass männlich dominiert: acht Frauen treffen auf 35 Männer. Hier wäre mal der Gesetzgeber gefragt...

Fazit des Berichts von Müller (stark verkürzt): Frauen sind immer noch unterrepräsentiert. Zwei Leuchttürme nennt die Gleichstellungsbeauftragte - den Förderpreis für technische Leistungen und die redaktionelle Richtlinie. Es muss aber noch viel mehr passieren, sagt sie. Sie fordert weitere Strategien, um Talente zu fördern, und verlässliche Rahmenbedingungen, etwa bei der Flexibilisierung der Arbeitswelt (dazu gibt es schon ein bestehendes Konzept, von dem sich Müller, so wirkt das, wohl die Verlängerung wünscht).

Müller appelliert daran, dass Gleichstellung die Unterstützung der Männer erfordert und eine Führungsaufgabe ist.

Jetzt geht es noch um die Vielfalt im Programm. Den Redaktionen liegt ein kurzer Fragebogen vor, um Diversität im Programm zu garantieren. Müller stellt eine ganze Reihe von Maßnahmen und Aktivitäten vor, um die Themen Geschlechtergerechtigkeit und Diversität voranzubringen. Fazit: Es gibt eine gute Entwicklung, aber es ist noch viel zu tun.

12:36 Uhr: Jetzt wird kurz diskutiert. Eine Rundfunkrätin kommentiert den Bericht, die Ergebnisse hätten sie sehr erfreut. Sie wünscht sich aber eine breitere Aufstellung des Themas und eine intensivere Begleitung durch den Rundfunkrat.

Uwe Krüger weist daraufhin, dass der Rundfunkrat selbst nur einen Frauenanteil von 18 Prozent habe - er regt an, darüber nachzudenken, ob der Rundfunkrat einen Appell an die Entsende-Institutionen verabschieden könne. Eine Rundfunkrätin mahnt an, dass der Bericht (er bezieht sich auf 2018) im November zu spät komme - sie wünscht sich, dass dieser viel früher erscheint.

Der AfD-Vertreter im Rundfunkrat aus Thüringen hat ebenfalls zwei Nachfragen - offenkundig ist er kein Freund der gendergerechten Sprache.

Karola Wille antwortet: Als Medienhaus sind wir dazu verpflichtet, diskriminierungsfreie Sprache zu benutzen. Sie verweist darauf, dass der MDR verpflichtet ist, präzise und diskriminierungsfreie Sprache zu benutzen.

Natürlich habe der MDR auch die Verpflichtung, eine geschlechtergerechte Sprache zu verwenden - man nutze lieber die neutrale Formulierung "Belegschaft" als Mitarbeiter. Bei Stellenausschreibungen nutze der MDR die gesetzlich vorgeschriebenen Regelungen und schließe auch das dritte Geschlecht mit ein. Sie betont, dass die verwendete Sprache präzise zu sein habe.

Auch die Gleichstellungsbeauftragte geht auf die Nachfrage ein - sie verweist darauf, dass sich Sprache über Jahrhunderte entwickelt habe und sprachliche Regelungen nicht in Stein gemeißelt seien.

12:48 Uhr: Es gibt eine weitere Nachfrage von einer Rundfunkrätin - sie fragt nach der dritten Option bei der Geschlechternennung - konkret: Wie steht es um die Nutzung des Gendersternchen? Die Gleichstellungsbeauftragte antwortet: Das Sternchen sei nur eine Option, die diskutiert worden sei - der MDR nutze es aber vorerst nicht (sie hätte wohl nichts dagegen). Die eigentliche Aufgabe aber beginne ja schon bei der Recherche.

12:52 Uhr: Kurze Abstimmung: Der Rundfunkrat nimmt den Bericht einstimmig zur Kenntnis.

12:53 Uhr: Es folgt Top 11: Der 6. MDR-Produzentenbericht (befasst sich mit dem Jahr 2018). Wille referiert die aus ihrer Sicht wichtigsten Punkte - wenn ich mich nicht täusche, wird dieser Bericht ebenfalls in der Folge veröffentlicht. Auch der Bericht wird zur Diskussion gestellt.

12:54 Uhr: Jetzt geht es um den Kooperationsbericht, für den es ebenfalls eine Vorlage an die Mitglieder des Gremiums gab. Jens-Ole Schröder referiert. Zuel des Berichts: Die Zusammenarbeit des MDR mit Partnern transparent zu machen. Es geht zum Beispiel um regionale und überregionale Veranstaltungen und die Zusammenarbeit mit wissenschaftlichen Einrichtungen.

Der Rundfunkrat stimmt jetzt ab, den Bericht zur Kenntnis zu nehmen - keine Gegenstimmen, keine Enthaltungen.

So, die Sitzung neigt sich dem Ende, jetzt kommt noch Top 13 - Vorschläge für Pressemitteilungen.

12:03 Uhr: Top 14 - Anfragen und Meinungen. Einzelne Rundfunkratsvorsitzende sprechen Terminprobleme an, was die Festlegung von Ausschuss-Sitzungen betrifft - die Tätigkeit sei ehrenamtlich, man könne etwa den Arbeitgeber nicht weiter strapazieren. Außerdem gibt es Wünsche, was die elektronische Bereitstellung von Unterlagen betrifft (zum Beispiel die Benennung der Unterlagen).

13:07 Uhr: Jetzt bittet der Vorsitzende noch einmal um das Wort, um ein paar Worte des Dankes zu sagen - es ist nach zwei Jahren Vorsitz seine letzte Sitzung (demnächst ist er dann zweiter Stellvertreter, s.o.).

Er bedankt sich zum Beispiel bei seinen Stellvertretenden, dem Verwaltungsrats-Mitgliedern und vor allem bei den Landesgruppen-Vorsitzenden, die die Sitzung im Anschluss immer mit ihm ausgewertet haben. Er zählt auch weiter auf die Intendantin und ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie das Gremienbüro.

Jetzt antwortet noch die Intendantin und bedankt sich bei Horst Saage ("Wo sind die zwei Jahre hin!"). Sie nennt ihn einen Botschafter des Öffentlich-Rechtlichen Rundfunks - und lobt seinen unermüdlichen Einsatz. Eine weitere Danksagung erfolgt auch vom Gremienbüro - übermittelt von Prof. Schade. Saage bekommt ein Geschenk... u.a. eine Flasche Wein.

So, das reicht für heute – abschließender Hinweis: Die nächste Sitzung findet am 9.12.2019 statt!

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