Der Journalist Arndt Ginzel, der Kameramann Gerald Gerber und der österreichische TV-Moderator Armin Wolf sind am Dienstagabend in Leipzig mit dem "Preis für die Freiheit und Zukunft der Medien" ausgezeichnet worden (vgl. FLURFUNK vom 25.6.2019).
Die drei Journalisten erhielten die mit insgesamt 30.000 Euro dotierte Auszeichnung am Abend bei einer Festveranstaltung auf dem Mediencampus Villa Ida.
Alle drei Preisträger beklagten auf einer Pressekonferenz vor der Verleihung eine zunehmende Feindlichkeit gegenüber der Presse. Armin Wolf, Moderator der ORF-Sendung "ZIB 2" und Österreichs wohl bekanntester Nachrichtenjournalist, sagte: "Das größte Problem sehe ich darin, dass unsere Arbeit diffamiert wird. Das geschieht in Österreich hauptsächlich durch die FPÖ und in Deutschland durch AfD und Pegida. Teilweise beteiligen sich daran aber auch Regierungen, wie in den USA mit Donald Trump."
Schlichte Tatsachen würden mehr und mehr in Frage gestellt, erklärte Wolf. "Wir brauchen aber für unseren gesellschaftlichen Diskurs eine gemeinsame Faktenlage."
Hass in bürgerlichen Schichten
Arndt Ginzel und Gerald Gerber, die durch die "Hutbürger"-Affäre 2018 eine bundesweite Debatte um die Pressefreiheit auslösten, pflichteten Wolf bei. Sie kritisierten, dass der Respekt für die Arbeit von Journalistinnen und Journalisten in immer größeren Teilen der Gesellschaft verloren gehe.
Insbesondere in Ostdeutschland gebe es ein "pressefeindliches Klima", erklärte Ginzel. "Es ist inzwischen in bürgerlichen Schichten normal geworden, auf Berichterstattung, die nicht der eigenen Meinung entspricht, mit Hass zu reagieren."
Vor diesem Hintergrund sei es besonders ärgerlich, wenn staatliche Stellen "Journalisten als ihre Feinde ansehen", erklärte Gerber. Der Vorfall um den Dresdner Hutbürger sei dabei nur ein kleines Beispiel von vielen. "Wenn ich auf einer Demonstration 30 Mal nach meinem Presseausweis gefragt werde, empfinde ich das als Willkür. Ich habe auch noch von keinem Beamten eine vernünftige Erklärung für ein solches Vorgehen gehört."
Fortschritte bei der Polizei
Der sächsischen Polizei bescheinigten Ginzel und Gerber immerhin, dass sie im vergangenen Jahr dazugelernt habe. "Es gibt inzwischen bei vielen Beamten ein Bewusstsein für die Arbeit von Journalisten", sagte Ginzel. Dies sei beispielsweise im Sommer bei Rechtsrockkonzerten und Demonstrationen erlebbar gewesen.
Andererseits berichteten die beiden Medienmacher, dass sie bis heute auf eine weitere Äußerung des wiedergewählten sächsischen Ministerpräsidenten Michael Kretschmer zur Hutbürger-Affäre warten.
Der CDU-Politiker hatte damals in einem Tweet zu dem weithin bekannten Video geschrieben: "Die einzigen Personen, die in diesem Video seriös auftreten, sind Polizisten."
Ginzel: "Es ist traurig, dass der Ministerpräsident nicht bereit ist, sich zu korrigieren."
Ungewöhnliche Preisträger
Es ist ungewöhnlich, dass der Leipziger Medienpreis dieses Jahr an drei deutschsprachige Journalisten geht. Die 2001 gestiftete Auszeichnung erhalten meistens Journalisten aus Ländern jenseits der EU-Grenzen, deren Leib und Leben aufgrund ihrer journalistischen Tätigkeit bedroht ist.
Dr. Harald Langenfeld, Vorstandsvorsitzender der Leipziger Medienstiftung, erklärte die Preisvergabe damit, dass die Pressefreiheit zunehmend auch in Mitteleuropa in Gefahr gerate: "Der gesellschaftliche Konsens darüber, was Pressefreiheit ausmacht und warum sie für unsere Demokratie wichtig ist, scheint immer mehr zu schwinden."
Dieser Entwicklung müssten sich Demokraten entgegenstellen und Position beziehen.
Alexander Laboda
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