Das neu gegründete Zentrum für Journalismus und Demokratie an der Universität Leipzig (vgl. FLURFUNK vom 5.7.2019: "Leipzig bekommt ein Zentrum für Journalismus und Demokratie") wird mit Geldern des Freistaates Sachsen finanziert.
Das ist seit kurzem der Internetseite des Instituts für Kommunikations- und Medienwissenschaft (ifKMW) zu entnehmen. "Das Zentrum wurde 2019 gegründet und wird aus Landesmitteln finanziert", heißt es dort.
Das Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst (SMWK) bestätigte die Finanzierung auf FLURFUNK-Anfrage. Demnach bewilligte das Ministerium der Universität für dieses Jahr Zuwendungen in Höhe von 210.000 Euro.
Außerdem stellte das SMWK eine weitere Förderung bis zum Jahr 2024 in Aussicht. Diese Mittel stehen aber noch unter Haushaltsvorbehalt. Insgesamt geht es um eine Summe von über einer Million Euro.
Das Geld kommt aus dem Initiativbudget des Ministeriums. Diese Mittel stehen dem SMWK "als Anschubfinanzierung und für die Finanzierung hochschulübergreifender Programme oder einzelner Maßnahmen von besonderer Bedeutung für die Hochschulen" zur Verfügung.
Zurückhaltende Öffentlichkeitsarbeit
Trotz der besonderen Bedeutung verfolgen Universität und Freistaat bisher eine zurückhaltende Öffentlichkeitsarbeit. Bis heute gibt es keine offiziellen Medieninformationen oder öffentlichen Stellungnahmen zum neuen Zentrum.
Auf Anfrage des FLURFUNK verwiesen IfKMW und die Pressestelle der Universität Anfang Juli auf eine eigene Website des Zentrums, die in Kürze online gehen sollte. Diese Seite gibt es aber auch gut zwei Monate später noch nicht.
Ursachen von Skepsis und Misstrauen verstehen
Den Informationen auf der Internetseite des IfKMW sind nun gleichwohl weitere Details zum Projekt zu entnehmen. Zum Zweck der Einrichtung heißt es dort:
"Ziel ist es, die Ursachen von Skepsis und Misstrauen in ihrer Komplexität zu verstehen und Bürgerinnen und Bürgern die nötigen Kompetenzen zu vermitteln, um Medien und Politik sachkundig zu kritisieren und sich in demokratische Prozesse und die Produktion von journalistischer Berichterstattung selbstwirksam einzubringen."
Befragungen von Bürgern
Auch die von FLURFUNK im Juli bereits skizzierten Arbeitsschwerpunkte sind näher ausgeführt: Demnach wird das Zentrum für Journalismus und Demokratie – auf der Seite abgekürzt als JoDem – in Sachsen Bürgerinnen und Bürger in Gruppendiskussionen zu ihrem Verhältnis zu Politik und Medien befragen.
Wörtlich heißt es dazu:
"Wahrnehmungen, Bedürfnisse und Interessen werden erhoben und in Beziehung gesetzt zu sozialen und wirtschaftlichen Lagen, kulturellen Milieus, biografischen Brüchen sowie Verlust- und Abwertungserfahrungen."
Der zweite große Bereich ist wie berichtet die "Demokratiekompetenz in der politischen Bildung". Das Zentrum wird dafür an der Lehramtsausbildung sowie an der Aus- und Weiterbildung von Lehrkräften beteiligt.
"Erosion des Vertrauens"
Zum Zustand der Demokratie zeichnen die Verantwortlichen auf der Institutsseite ein düsteres Bild. Anlass für die Gründung des Zentrums sei eine "Erosion des Vertrauens". Weiter heißt es: "Viele Menschen finden ihre politische Haltung in den Medien nicht wieder oder haben das Gefühl, vom Journalismus systematisch desinformiert und von der Politik nicht repräsentiert zu werden." In Sachsen sei dies "besonders stark der Fall". Alexander Laboda
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