An der Universität Leipzig entsteht ein "Zentrum Journalismus und Demokratie". Das bestätigten die Pressestelle und der Bereich Journalismus auf FLURFUNK-Anfrage.
Das neue Zentrum soll offenbar Antworten geben auf die Vertrauenskrise der Medien und das Thema Fake News.
Bislang gibt es nur wenige Informationen zum Projekt. Auf der Internetseite des Instituts für Kommunikations- und Medienwissenschaft (IfKMW) steht lediglich eine Liste von Mitarbeitern (vgl. kmw.uni-leipzig.de/bereiche/journalismus.html).
Außerdem wird in einer Online-Stellenbörse nach einem wissenschaftlichen Mitarbeiter beziehungsweise Mitarbeiterin gesucht (vgl. akademiestellen.com). Die Universität will sich derzeit nicht näher äußern und verweist auf eine Website und Presseinformationen, die in Kürze veröffentlicht werden sollen.
Auf Grundlage der verfügbaren Informationen lassen sich dennoch Aussagen über das neue Zentrum treffen.
In der Stellenbeschreibung heißt es etwa zum Zweck der Einrichtung: Das Zentrum diene der "Vermittlung von Wissen und Kompetenzen im Bereich Journalismus und Politik in der Lehrerausbildung der Universität Leipzig und in der Erwachsenenbildung sowie der Forschung zu Vertrauen in Journalismus und Politik".
„Vertrauensforschung“ und politische Bildung
Das Zentrum ist interdisziplinär ausgerichtet. Neben dem Bereich Journalismus des IfKMW, wo die Einrichtung angesiedelt wird, ist das Institut für Politikwissenschaft beteiligt. Zwei Schwerpunkte sind vorgesehen: "Journalismuskompetenz und Vertrauensforschung" sowie "Demokratiekompetenz in der politischen Bildung".
Die inhaltliche Ausrichtung spiegelt sich in der personellen Aufstellung. Als geschäftsführender Projektleiter wird der Journalistik-Professor Dr. Markus Beiler genannt, der den Masterstudiengang Journalismus leitet.
Als Beiratsmitglied wird Prof. Dr. Astrid Lorenz aufgeführt, die den Lehrstuhl "Politisches System der Bundesrepublik Deutschland/Politik in Europa" innehat. Lorenz forscht insbesondere zu Demokratieentwicklung, Landes- und Kommunalpolitik sowie zur Aufarbeitung der SED-Diktatur.
Die Projektkoordination liegt bei Dr. Uwe Krüger, der mit seinen Büchern "Mainstream" (2016) und "Meinungsmacht" (2013) zu den profiliertesten Kritikern der deutschen Medienberichterstattung zählt.
Das Vorhaben ist für die Universität Leipzig offenbar von hoher Bedeutung. Denn als Projektleiter und Beiratsmitglied wird darüber hinaus der Prorektor für Entwicklung und Transfer, Prof. Dr. Thomas Lenk genannt.
Außerdem ist die personelle Ausstattung vergleichsweise üppig. Vier Wissenschaftliche Mitarbeiter und eine Hilfskraft sind vorgesehen. Drei Stellen für Wissenschaftliche Mitarbeiter sind bereits besetzt, auf die vierte Stelle bezieht sich die genannte Ausschreibung. Es ist vor diesem Hintergrund sehr wahrscheinlich, dass das neue Zentrum aus Drittmitteln finanziert wird.
Fördermittel vom Freistaat?
Als Geldgeber kommt etwa der Freistaat Sachsen infrage. Ministerpräsident Micheal Kretschmer hat in den vergangenen Monaten immer wieder betont, dass es notwendig sei, die politische Bildung im Land zu stärken. In seiner Regierungserklärung im Dezember sagte Kretschmer unter anderem: "Wir müssen erreichen, dass die Menschen in unserem Land, wenn sie Fehlinformationen hören, wenn sie Demagogie erleben, nicht abwinken oder weghören, sondern sich wirklich dem entgegenstellen, damit hier eine andere Diskussionskultur entsteht."
Die am neuen Zentrum beteiligte Prof. Dr. Astrid Lorenz gehört außerdem bereits einem vierköpfigen Expertengremium an, das auf Initiative Kretschmers die "Bürgerwerkstätten" in Sachsen organisiert. Bei diesen von der Staatsregierung finanzierten "Dialogveranstaltungen" sollen Bürger mit Vertretern aus Verwaltung und Politik ins Gespräch kommen.
Alexander Laboda
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