MDR SPUTNIK: Nachrichten nur noch zwischen 5.30 und 9 Uhr

Zum 17.12.2018 steht bei der MDR-Jugendwelle SPUTNIK eine drastische Programmänderung an: Die Nachrichten, die bisher täglich und mit eigener Redaktion von 5.30 Uhr bis 20 Uhr gesendet werden, werden massiv zusammengekürzt.

Werktags werden nur noch eigenproduzierte Nachrichten während der Morningshow "SPUTNIK TAG und WACH" zwischen 5 und 9 Uhr gesendet. Danach wird es weiterhin den Infoblock mit Wetter und Verkehr halbstündig geben – eigene Nachrichten sind aber nach 9 Uhr nicht mehr vorgesehen.

Auch am Wochenende will die Welle keine eigenproduzierten Nachrichten mehr bringen.

Über diesen Schritt sind die Mitarbeitenden am vergangenen Dienstag, 30.10.2018, während einer kurzfristig einberufenen Redaktionskonferenz von Hörfunkdirektorin Nathalie Wappler Hagen, Kathrin Ruther, die die Jungen Angebote im MDR koordiniert, und Sputnik-Programmchefin Jana Cebulla unterrichtet worden.

Keine Nachrichten mehr am Wochenende

Fünf bis sechs Mitarbeitende in der Hörfunkzentrale in Halle sind von dem Schritt direkt betroffen und sollen nun zunächst anderen Aufgaben außerhalb der SPUTNIK-Nachrichtenredaktion nachgehen.

Auf Nachfrage von FLURFUNK über die Hintergründe für die Maßnahmen benennt die MDR-Pressestelle Sparbemühungen des Mitteldeutschen Rundfunks sowie das veränderte Nutzungsverhalten junger Menschen .

In der Antwort der MDR-Pressestelle heißt es, dass MDR SPUTNIK es schaffen wolle, "mit den dem MDR zur Verfügung stehenden finanziellen Mitteln und in der Zusammenarbeit mit anderen MDR-Angeboten, zum Beispiel MDR AKTUELL, [...] der jungen Zielgruppe Inhalte zu bieten, die sie erreichen, bewegen und begeistern." Weiter heißt es im Statement, dass das Programm die Bedürfnisse seiner Nutzerinnen und Nutzer in den Mittelpunkt stelle und informieren, orientieren und unterhalten wolle.

MDR SPUTNIK setze dafür in Zukunft verstärkt auf hintergründige Inhalte und Einschätzungen im Programm, "um seinem Publikum Orientierung zu geben und einzuordnen, was politische und gesellschaftliche Ereignisse für das eigene Leben bedeuten."Dabei setzen wir künftig auf neue Formate, unter anderem unseren Podcast 'Team Raimund – Dein Tagesupdate'. Weitere sind derzeit in der Entwicklung."

Hörfunk-Wellen müssen sparen

Spannend: Nach Darstellung von einzelnen MDR-Hörfunkräten sind dem Gremium die Einsparmaßnahmen als Vorschläge aus der Redaktion vermittelt worden. Sprich: Die Redaktionen waren im Vorfeld um Vorschläge gebeten worden, wie sie sich an den Sparmaßnahmen beteiligen wollen.

Den Sparmaßnahmen im Hörfunkbereich des MDR ist bereits vor einigen Wochen die Litpop, die SPUTNIK-Party zur Buchmesse, zum Opfer gefallen. Sie wird künftig nicht mehr stattfinden. Die Party hatte 2007 Premiere und lief über 10 Jahre lang als Kult-Termin zur Buchmesse.

Betroffen von den Kürzungen sind auch andere Bereiche des MDR-Hörfunks: So wird MDR Kultur künftig weniger Beiträge produzieren. Gespart wird außerdem bei den Produktionen von Hörspielen.

Kaum betroffen ist MDR aktuell, das inzwischen im Programmbereich von MDR-Direktor Wolf-Dieter Jacobi angesiedelt ist - in seinem Bereich wird dann wohl an anderen Stellen gespart.

Ben Kutz/Peter Stawowy

6 Kommentare
  • Christian Schubert
    November 5, 2018

    Ich hätte einen weitaus effizienteren und weniger blamablen Einsparungsvorschlag an den MDR: Sputnik endlich komplett abschalten. Das wäre eigentlich bereits im Sommer 2010 fällig gewesen, als das Programm zum zweiten male inhaltlich auf Null "justiert" wurde.

    Ein von der Anmutung her gleich wirkendes Programm ist mit Jump ja schon flächendeckend vorhanden - und ebenfalls einer der schlimmsten Schandflecken der ARD. Wie so etwas aus Rundfunkgebühren finanziert werden darf, ist mir seit Anbeginn rätselhaft (schon MDR Life setzte ja diesbezüglich "Maßstäbe").

    Die stupide, dumpfe Inhaltslosigkeit des MDR-Hörfunks erkenne ich in der mitteldeutschen Realgesellschaft auf der Straße sehr gut wieder. Mir grausts vor dieser Gegend und vor dem, was aus diesem Sumpf noch alles geboren werden wird.

  • Katja
    November 5, 2018

    Wenn die Mitarbeiter weiterhin da sind, ist es dann nicht egal ob die Nachrichten selbst produziert werden oder nicht? Die Kosten der Mitarbeiter habe ich doch trotzdem. So tauchen sie eben an anderer Stelle auf.

  • Jonas
    November 5, 2018

    1) Die Litpop hat sich überlebt, das war keine Veranstaltung mehr, die in einer guten Verbindung für junge Menschen wie mich stand. Ich fand es weder cool, noch kultig dort. 2) Keiner zahlt gerne GEZ-Gebühr, aber Butter, Strom, Benzin, ja alles wird doch teurer und auch Löhne steigen durch Tarife und Gewerkschaften, da müssen auch die Öffis sparen, damit so ein Laden nicht auseinanderfällt. 3) Ich (Unter30) schalt bei Radionachrichten immer um, meist auf Spotify oder zieh mit Instagram rein. Das ist für mich relevanter als Nachrichten. Isso.

  • Alex
    November 6, 2018

    Einem öffentlich-rechtlichen Jugendsender die Nachrichten zu streichen grenzt an einem Skandal. Frau Wappler-Hagen hat deshalb sicher keine schlaflosen Nächte. Immerhin winkt ihr jetzt das Schweizer Fernsehen. http://m.dwdl.de/a/69598

  • Jens Tusche
    November 30, 2018

    Christian Schubert, das sind genau meine Gedanken zu diesem Thema. Man vergleiche mal MDR Sachsen, Jump und Sputnik mit RBB Radio Eins, Fritz und Antenne Brandenburg. Dazwischen liegen Welten, was Vielfalt und Qualität angeht. Jump und Sputnik schwimmen im gleichen Fahrwasser wie die peinlichen Privatsender. Habe auch das Gefühl, das korreliert mit dem sächsischen Anspruch der Hörerschaft. Nur was war zuerst da? Henne-Ei-Problem.

    Ich bin aber froh, dass ich mir das nicht antun muss. Außer MDR Aktuell kommt mir davon nichts in Radio.

  • Ralf Reginald
    Oktober 5, 2023

    MDR JUMP ist damit ab Dezember auch betroffen.
    Warum wird da nicht "Skandal!" geschrien?

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.