AfD Sachsen will Morgenpost und Tag24 boykottieren

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Der Landesverband der Alternative für Sachsen (AfD) hat per Pressemitteilung verkündigt, nicht mehr mit den Medien Dresdner Morgenpost und deren Online-Ableger Tag24 zusammenarbeiten zu wollen.

In der Pressemitteilung listet die AfD eine ganze Reihe von "Verfehlungen" auf, die sie den zur DDV Mediengruppe gehörenden Angeboten vorwirft. So hätten die beiden Medien "Blatt, Schmutz, Häme und Halbwahrheiten" über der Partei ausgeschüttet und u.a. "kriminelle Linksextremisten" als "harmlose 'Aktivisten'" bezeichnet.

Wörtlich heißt es:

"Das Fass zum Überlaufen brachte zuletzt der Bericht über den Farbanschlag auf das private, denkmalgeschützte Wohnhaus des AfD-Landesvorsitzenden, Jörg Urban. 'Tag 24' bezeichnete das zynisch als 'unschöne Aktion.'"

Man werde künftig nicht mehr mit den Medien zusammenarbeiten, heißt es weiter. Wörtlich:

"Das heißt konkret: Presseanfragen werden nicht mehr beantwortet, es wird keine Einladungen zu Pressekonferenzen mehr geben, die Redaktion wird aus dem Presseverteiler der Landespartei entfernt. Über die Teilnahme an sächsischen AfD-Parteitagen wird - dieses Medium betreffend - künftig die Mitgliedschaft explizit zur Abstimmung aufgerufen."

Im letzten Absatz der Pressemitteilung ist zu lesen:

"Die AfD ist eine rechtsstaatliche Partei, die für uneingeschränkte Meinungsfreiheit einsteht. Linkslastiger Nanny- und Sensationsjournalismus gehören allerdings nicht dazu. Frei nach Erich Kästner: Nie dürft ihr so tief sinken, von dem Kakao, durch den man euch zieht, auch noch zu trinken."

Bemerkenswert: Versender der Pressemitteilung ist Andreas Harlaß, der früher selbst als Boulevard-Journalist für die BILD gearbeitet hat und dort wegen seiner Methoden immer wieder in der Kritik stand (vgl. FLURFUNK vom 4.11.2014: "AfD-Landtagsfraktion: Andreas Harlaß wird Pressesprecher").

AfD beweist, dass Sie nicht auf dem Boden des Grundgesetzes steht

Tatsächlich ist der letzte Absatz nicht nur wegen des Zitats von Erich Kästner, einem der prominentesten deutschen Gegner des Nationalsozialismus (vgl. Wikipedia), ausgesprochen zynisch. Die Pressefreiheit ist in Deutschland im Grundgesetz verankert - damit sind auch Medien eingeschlossen, die nicht so berichten, wie es sich einzelne Vertreter der Politik wünschen. Der Satz: "Die AfD ist eine rechtsstaatliche Partei, die für uneingeschränkte Meinungsfreiheit einsteht", ist also eine glatte Lüge.

Mit der Pressemitteilung stellt die AfD Sachsen unter Beweis: Sie steht nicht zum Grundgesetz.

Hinweis: Die Landespressekonferenz hat "aufs Schärfste" protestiert. Hier unsere Meldung dazu: "AfD-Medienboykott: LPK protestiert 'aufs Schärfste'"

10 Kommentare
  • Roland Perleberg
    September 29, 2018

    Dies habe ich auch schon länger beobachtet wie diese 2 Pressestelle TAG24 und Morgenpost sich in einigen Beiträge mehr als nur linksorientierten ihre Kommentare ablässt über die AfD und folgerichtige die Konsequenzen zieht. Optische Berichterstattung geht anders .

  • Hendrik l.
    September 29, 2018

    Einseitig berichtete Medien, die nur ihrer Ideologie oder ihrem parteiauftrag entsprechend berichten, gehören verboten.

  • owy
    September 29, 2018

    @Hendrik I. Das ist eine sehr kurzsichtige und offenkundig nicht durchdachte Forderung, die nur von Leuten kommen kann, die die Leser und Mediennutzer für unmündig halten.

    Wer sollte denn da Richter sein und entscheiden, ob die Berichterstattung "einseitig" ist? Sollten Medien wie Comapct und Junge Freiheit also auf so eine Verbotsliste, weil politisch einseitig? Und die taz und die Jungle World ebenso?

    Die richtige Lösung kann nur Vielfalt heißen, d.h. die Möglichkeit für die Leser, sich selbst eine Meinung zu bilden. Das funktioniert aber nur, wenn alle politischen Akteure diese Medienfreiheit und -vielfalt unterstützen - was die AfD Sachsen aber offenbar ablehnt.

  • Berolina
    September 29, 2018

    Ich glaube nicht dass die AFD mit dieser Aktion die Pressefreiheit in Deutschland einschränken möchte. Die Dresdner Morgenpost sowie ihre online-Tochter dürfen ja durchaus weiter über die AFD schreiben. Aber es sollte der AFD wohl gestattet sein, sich aussuchen zu dürfen wem Sie Pressemitteilungen übersendet oder wen sie zu Pressekonferenzen einlädt.
    Pressefreiheit geht sicher nicht soweit, dass jede Journallie zu jeder Pressekonferenz eingeladen werden muss.
    Etwas mehr Selbstkritik stünde dem einen oder anderen Journalisten sicher ganz gut zu Gesicht bevor er über solche Entscheidungen von demokratisch gewählten Parteien Beschwerde führt.
    Weshalb die Dresdner Morgenpost zu den AFD Vorwürfen, dass sie auf dem linken Auge blind sein nicht weiter Stellung nimmt verwundert mittlerweile auch nicht mehr. Schließlich hat es im Nachkriegsdeutschland bis heute schon immer zum guten Ton gehört, ein bisschen links zu sein und Hausbesetzer und linke Steineschmeißer sogar bis in den Bundestag zu wählen.

  • Jürgen obert
    September 29, 2018

    Dazu gehört auch ihr. Einfach widerlich was die Medien mit der Afd betreiben. Seitwann gehört Hetze zur Pressefreiheit. Alles richtig gemacht.

  • Sven
    September 30, 2018

    Ich selbst boykottiere dieses lügen Blatt schon seit 4 Jahren.. Da war nichtmal von afd die Rede.. Ausschlaggebend waren für mich die Berichte über die Fans von dynamo dresden, welche jedesmal erlösen waren. Und wenn man das über Jahre hinweg betrachtet, berichten diese Medien nur so wie es ins System passt.. Jeder der anders denkt oder ne andere Meinung hat wird diffamiert.. Von daher macht die afd alles richtig..

  • Amanohashidate
    September 30, 2018

    Sie haben Pressefreiheit nicht verstanden.

    Pressefreiheit bedeutet nicht, dass jeder seine Informationen der Presse auf einem Silbertablett zu präsentieren hat.

    Punkt.

  • owy
    September 30, 2018

    @amanohashidate Doch, in diese Falle ist das genauso: Wer sich als vollständiger Teil des Systems versteht, muss auch denen Informationen geben, die gegen den eigenen Geschmack berichten. Sonst, das ist ja offenkundig, kann das System nicht funktionieren, wenn sich jede Partei aussucht, wem sie Informationen gibt oder nicht.

    Wahlweise hat der AfD Landesverband das nicht verstanden - oder er blockiert das Pressesystem bewusst - und stellt sich damit außerhalb des Systems.

  • owy
    September 30, 2018

    @Berolina Siehe meinen vorherigen Kommentar: Das System funktioniert eben nur, wenn sich alle Beteiligen - auch, wenn einem nicht gefällt, was berichtet wird.

    @obert Siehe vorherige Kommentare. Entweder wir stehen alle auf dem gleichen Boden und halten uns auch an die Regeln - und die besagen nun mal, dass man auch Berichterstattung aushalten muss, die man wie sie als "Hetze" empfindet - oder wir stehen nicht auf dem gleichen Boden. Wer sich von den gemeinsamen Grundregeln verabschiedet, so wie in diesem Falle die AfD, ist dann eben schlicht verfassungfeindlich.

  • owy
    Oktober 1, 2018

    Sind Sie zufällig ein Bot?

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