Es ist schon ein paar Tage her, dass ein Bericht des Medienjournalisten Kai-Hinrich Renner (Abendblatt.de vom 10.8.2018: "'Bild' wird nicht mehr in Druckerei von Madsack gedruckt") in sächsischen Medienkreisen für Gesprächsstoff sorgte, den wir hier noch einmal aufgreifen wollen.
Zumal die Mitarbeiter der DNN am Montag (27.8.2018) in einer Betriebsversammlung darüber informiert wurden, was derzeitiger Stand ist.
Renner hatte in seiner Medienkolumne für u.a. das Hamburger Abendblatt darüber geschrieben, dass die Druckerei der Leipziger Verlags- und Druckereigesellschaft (LVDG, gibt u.a. die Leipziger Volkszeitung und die Dresdner Neueste Nachrichten heraus) möglicherweise vor dem Verlust des BILD-Druckauftrages steht.
Dieser könnte 2019 verloren gehen, weil Springer dann die eigene Druckerei in Berlin nutzen wolle, so Renner. Für die sächsische Druckerei würde das den Verlust von rund 50 Prozent des Druckvolumens bedeuten.
Nach FLURFUNK-Informationen ist die Entscheidung aber bislang noch keineswegs gefallen - man spricht miteinander. Das bestätigt auch ein Madsack-Sprecher auf unsere Nachfrage.
Wird die DNN demnächst bei der SZ gedruckt?
Der Verlust des großvolumigen Druckauftrages hätte auch Auswirkungen für LVZ und DNN. So führt die LVDG derzeit Gespräche mit der DDV Mediengruppe (Sächsische Zeitung, Morgenpost Sachsen) darüber, ob der Druck der DNN (rund 23.000 Exemplare) demnächst bei den Wettbewerbern aus Dresden erfolgt.
Weiter schreibt Renner:
"Spekulationen gibt es zudem darüber, dass Madsack über kurz oder lang auch den Druckauftrag für die 'Leipziger Volkszeitung' an ein Drittunternehmen vergeben könnte. Das Blatt kommt auf eine Druckauflage von knapp 180.000 Exemplaren und ist nach 'Bild' derzeit der zweitgrößte Kunde der Leipziger Druckerei. Theoretisch könnte DDV auch die Zeitung aus der Messestadt drucken. Doch als wahrscheinlicher gilt, dass ein solcher Auftrag an die MZ Druckereigesellschaft in Halle gehen würde, eine Tochter der DuMont Mediengruppe. Das liegt nicht nur an der Nähe zu Leipzig. DuMont und Madsack kooperieren schon auf anderen Feldern."
DNN dann nur noch mit redaktioneller Rumpfmannschaft?
Renner deutet an, dass es bei den Gesprächen zwischen LVDG und DDV nicht nur um den Druckauftrag, sondern auch um den Anzeigenverkauf gehen würde, "weshalb beide Verlage eine Voranfrage bei den zuständigen Kartellbehörden gestellt hätten."
Sprich: Bei der DNN würde dann nur noch eine redaktionelle Rumpfmanschaft bestehen bleiben. (Hinweis an dieser Stelle: Eine Zusammenlegung der Redaktionen bzw. ein Verkauf der DNN an die SZ ist kartellrechtlich von vornherein ausgeschlossen bzw. nur unter schwierigsten Bedingungen möglich - das ist also kein Thema.)
Wechseln LVZ und DNN dann das Format?
Der Wechsel der Druckerei hätte aus Madsack-Sicht noch einen anderen Vorteil: es wäre ein Formatwechsel möglich.
Denn das schreibt Renner nicht: Beide Zeitungen erscheinen aktuell im sogenannten Nordischen Format - wie die BILD. LVZ und DNN sind im Madsack-Konzern damit die letzten beiden Zeitungen im großen Format. Der Konzern hat mit der Gründung des Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND) und der Einrichtung eines gemeinsamen Büros seiner Zeitungen in Berlin stark auf Zentralisierung der überregionalen Inhalte gesetzt – mit Schrumpfung der beiden Zeitungen würden in der RND-Zentrale in Hannover eine Menge Arbeit entfallen, so ein Insider.
Hinzu kommt, dass sich die Zeitungsbranche derzeit sehr zurückhält, wenn es um Investitionen in Druckmaschinen geht - die Abschreibungsdauer beträgt schon mal 10 bis 15 Jahre. Das sind gewöhnlich nicht die Zeiträume, in denen Zeitungsmanager heute noch mit großen Druckauflagen planen.
Nachteil: große Strecken für Zeitungsauslieferung
Die Druckaufträge umzuverteilen, hätte allerdings einen großen Nachteil für alle Beteiligten: Es würden deutlich längere Strecken anfallen, wenn es um die Auslieferung der Zeitungen geht. Das betrifft die BILD, das betrifft die LVZ - und auch die DNN, sollte die DDV nicht den Zuschlag bekommen. Die Verschiebung der Andruckzeiten aber wiederum hätte weitere Folgen - etwa die Umstellung der Redaktionsabläufe.
Was ebenfalls in Renners Szenario nicht enthalten ist: Die LVDG müsste dann auch eine neue Druckerei für den eigenen Kostenlos-Titel Leipziger Rundschau und SachsenSonntag suchen - die zwar nur wöchtenlich erscheinen, aber zusammen auch rund eine halbe Millionen Auflage haben.
Alles nur Poker?
Einen Aspekt, den Renners Text ebenfalls nicht beleuchtet: Es ist noch nichts unterschrieben.
Aus mehreren Quellen ist zu hören, dass es bei Springer die gleichen Überlegungen bereits vor einem Jahr gab. Damals hat man sich am Ende dann doch verständigt - es ist also nicht ausgeschlossen, dass die Geschichte am Ende anders ausgeht, als erwartet.
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