In einer Studie analysiert die Ostfalia Hochschule, finanziert durch die Otto Brenner Stiftung, die deutsche Bloggerlandschaft.
Unter dem Titel "Deutschlands Blogger - Die unterschätzten Journalisten" veröffentlichen die Wissenschaftler die erste empirische Untersuchung, die Blogger mit Journalisten vergleicht. Außerdem wurden erstmals sowohl Produzenten als auch Nutzer journalistischer (Blog-)Beiträge untersucht.
Das zentrale Erebnis: Die beiden Gruppen sind sich ähnlicher als bisher angenommen.
Viele Gemeinsamkeiten zwischen Blogs und klassischen Journalismus
So widerlegt die Studie beispielsweise, dass Blogger die Kennzeichnung von Werbung weniger genau nehmen würden. 91,6 Prozent der Blogger gaben an, bezahlte Inhalte entsprechend den Vorgaben zu kennzeichnen. Bei den Journalisten sind es 91,7 Prozent.
Auch in der kritischen Haltung gegenüber Unternehmens-PR nehmen sich die beiden Gruppen nichts, wie es auch beim Ziel der Arbeit Übereinstimmungen gibt. Beide Gruppen geben an, in erster Linie informieren zu wollen.
Blogger haben persönlichere Perspektive
Blogs wollen darüber hinaus aber eher unterhalten, während für Journalisten der Punkt "Kritik und Kontrolle" Vorrang hat.
Außerdem wird in Blogs meist aus einer persönlicheren Perspektive berichtet, während für Journalisten Neutralität einen hohen Stellenwert hat.
Prof. Dr. Olaf Hoffjann, Leiter der Studie, sagt dazu:
"Journalisten nehmen sich selbst in der Berichterstattung zurück, während Blogger ihre eigene Person mit ihren Gedanken zum Thema machen. Dies führt dazu, dass Blogger von ihrem Publikum vielfach als authentischer wahrgenommen werden. Zugleich setzen sie sich damit aber auch dem Vorwurf der Eitelkeit und Unprofessionalität aus."
Außerdem, so die Studie, verfügen 70 Prozent der Blogger über keine journalistische Qualifikation bzw. Ausbildung. Bei den Journalisten gaben dies nur 15 Prozent an.
Blogger keine Konkurrenz für klassischen Journalismus
Trotz all dieser Gemeinsamkeiten geht die Studie davon aus, dass Blogger keine ernsthafte Konkurrenz für den tagesaktuellen Journalismus darstellen. Die Reichweite von Blogs sei im Vergleich zu klassischen journalistischen Angeboten immer noch überschaubar.
Außerdem betreibt nur jeder dritte Blogger sein Angebot hauptberuflich, ein Drittel der Blogger erzielt keinerlei Einkommen. Trotzdem investieren sie einen Großteil der Freizeit in ihre Seite. Knapp 42 Prozent der Blogger gaben an, über 20 Stunden pro Woche fürs Bloggen aufzuwenden.
Jupp Legrand, Geschäftsführer der Otto Brenner Stiftung, fasst die Ergebnisse der Studie so zusammen:
"Pauschale Urteile, die den Journalisten den Blogger gegenüberstellen oder umgekehrt, sind nicht angebracht. Wenn neben einigen deutlichen Unterschieden inzwischen in vielen Aspekten die Gemeinsamkeiten überwiegen, scheint eine Charakterisierung der Blogger als unterschätzte Journalisten gerechtfertigt zu sein. Die Studie zeigt, dass in mancherlei Hinsicht nicht das Format oder das Medium – etwa Print versus Blog - sondern das Thema die Unterschiede und Gemeinsamkeiten prägt. Blogs sind Teil des Journalismus – mit dieser Erkenntnis als Ausgangspunkt laden wir zu konstruktiven Debatten um Vorteile und Probleme ein, sonst werden Punkte diskutiert, die die Realität schon längst gesetzt hat."
Falls Sie sich nun selbst ein Bild von der Studie machen wollen, können sie diese hier herunterladen oder kostenlos bestellen.
Ben Kutz
Hinweis in eigener Sache: FLURFUNK organisiert auch 2018 die Onliner-Konferenz #bsen - Blogger spinnen ein Netzwerk. Termin ist der 21.9.2018 in Chemnitz. Early-Bird-Tickets (noch bis 30.6.) und mehr Informationen hier.
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