Wie steht es eigentlich um die verkauften Zeitungsauflagen in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen? Gestern (18.1.2018) hat die IVW die Auflagenzahlen für das vierte Quartal 2017 veröffentlicht.
Es ist schon wieder eine kleine Ewigkeit her, dass wir uns die Auflagen der Regionalzeitungen in Sachsen näher angeschaut haben (vgl. FLURFUNK vom 24.1.2016) – diesesmal nehmen wir die Zeitungen aus Thüringen und Sachsen-Anhalt gleich mit dazu.
Auflagen gehen weiter zurück
Es ist ja nun hinlänglich bekannt: Die Auflagen der Tageszeitungen gehen seit Jahren kontinuierlich zurück – das Tageszeitungsabo, früher normaler Bestandteil des Alltags vieler Menschen, gehört heute nicht mehr zwingend zum Tagesanfangsritual.
Gleichwohl muss man auch nicht alles schlecht reden: Die Zeitungen aus der Region weisen teilweise nach wie vor durchaus nennenswerte Auflagenzahlen auf – und auch, wenn die Zeitungsverlage sehr erfolgreich das Bild etabliert haben, dass es ihnen so schlecht geht, bewegen sich die meisten Unternehmen doch durchaus in der Gewinnzone.
Wie lange geht das noch so?
Die Frage, die sich aber die gesamte Branche stellt: Wie lange geht das noch so? Irgendwann ist dann doch auch mal Schluss?
Michael Tallai, Geschäftsführer der Mediengruppe Thüringen (mit den Titel Thüringer Allgemeine, Thüringer Landeszeitung und Ostthüringer Zeitung; in der Tabelle MG Thüringen) sagte im FUNKTURM-Interview (FT 6, 3/2017) auf die Frage, ob es in 20 Jahren noch gedruckte Tageszeitungen gibt:
"Zwanzig Jahre sind schwer zu überschauen. Wenn sie mich fragen, was in zehn Jahren ist: Ich bin sicher, dass es dann noch gedruckte Tageszeitungen gibt."
Zur Einordnung: Die in der Gruppe zusammengefassten drei Thüringer Zeitungen kommen im vierten Quartal 2018 auf 239.049 verkaufte Exemplare. Das sind 3,73 Prozent weniger als im Vorjahresquartal (–9.255 Exemplare). Vor 10 Jahren, also im Jahr 2008, betrug die Auflage der Gruppe noch 327.120 verkaufte Exemplare, vor 20 Jahren sogar 503.743.
(Hinweis: Im FUNKTURM-Interview spricht Tallai ausführlich über seine Strategie, mit dem Wandel der Branche umzugehen).
Abo-Zeitungen: Rückgänge zwischen 3 und 4 Prozent
Der Blick in die Tabelle verrät: Mit einem Rückgang der Auflage um 3 bis 4 Prozent bewegt sich die Mediengruppe Thüringen im "üblichen" Rahmen. Der einzige Thüringer Wettbewerber im Abo-Zeitungensegement, die Südthüringer Presse, verkaufte 3.280 Exemplare weniger im vierten Quartal als im Vorjahresquartal (–3,76 Prozent).
Wobei, "Wettbewerber": Die Überschneidungsgebiete der beiden Verlage halten sich in Grenzen. Die Titel der Südthüringer Presse Freies Wort, Meininger Tageblatt und Neue Presse erscheinen teilweise ja auch in Oberfranken (gehört zu Bayern).
Auch in Sachsen und Sachsen-Anhalt sieht es ähnlich aus: Die Magdeburger Volksstimme (–3,88 Prozent) und die Mitteldeutsche Zeitung (–4,66 Prozent) verringern etwas den Abstand zueinander; für die Altmark-Zeitung bedeuten wegen der ohnehin geringen Auflage 762 verkaufte Exemplare weniger gleich mal ein Minus von 5,29 Prozent (eine detaillierte Übersicht über den Zeitungsmarkt in Sachsen-Anhalt lesen sie ebenfalls in FUNKTURM 6 – 3/2017).
In Sachsen ist die Leipziger Volkszeitung mit 9.144 weniger verkauften Exemplaren der größte Verlierer (–5,08 Prozent). Sächsische Zeitung (–3,45 Prozent) und Freie Presse (–3,20 Prozent) kommen da etwas glimpflicher davon.
Boulevard: BILD Sachsen sinkt unter 100.000 Marke
Deutlicher fallen die Zahlen im Boulevard-Segment aus: BILD verliert in allen drei Bundesländern – in Sachsen sogar fast 10 Prozent der verkauften Auflage (genauer: –9,51 Prozent; –9.585 verkaufte Exemplare). Damit sinkt die Auflage unter 100.000 Exemplare im Freistaat.
Vor 10 Jahren lag die BILD-Auflage in Sachsen noch bei 178.000 verkauften Exemplaren. Auch in Sachsen-Anhalt (–9,78 Prozent; jetzt noch 59.127 verkaufte Exemplare) und Thüringen (–8,73 Prozent; jetzt noch 38.999 verkaufte Exempare) gehen die BILD-Auflagen weiter zurück.
Die Morgenpost Sachsen als einziger Wettbewerber im Boulevard-Bereich schließlich verkauft 4.647 Exemplare weniger im vierten Quartal und kommt noch auf 61.860 Verkaufte (–6,99 Prozent). Den größten Teil der Mopo-Sachsen-Auflage nehmen übrigens die Dresdner ab: 43.440 Exemplare.
Die Verluste im Boulevard-Segment mögen dramatisch wirken, man darf aber nicht vergessen: Beide, BILD wie Mopo, setzen massiv auf den Ausbau ihrer Online-Aktivitäten und lassen vermutlich die verkaufte Auflage deswegen etwas "schleifen" – was sollten sie auch anderes tun.
Hinweis: Alle absoluten Zahlenangaben beziehen sich auf die verkauften Exemplare. Alle Vergleiche auf das Vorjahresquartal. Sollten sich Fehler eingeschlichen haben, freuen wir uns immer über einen Hinweis!
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