Am Freitag der Jugendmedientage war Rayk Anders Podiumsgast. Mit seinen Podiumskollegen versuchte er die Frage zu beantworten, wie sich der Informationsfluss durch die Digitalisierung ändert. Nach der Diskussion haben wir mit ihm darüber geredet, warum er YouTuber geworden ist und wie die Zukunft des Online-Journalismus für ihn aussieht
Flurfunk: Auf YouTube betreibst du seit 2013 dein Format „Armes Deutschland“. Wie kam’s dazu?
Rayk Anders: Das mit YouTube hat sich einfach ergeben. Als ich mit meinem Projekt „Armes Deutschland“ angefangen habe, waren das ja vorwiegend Cartoons und keine Videos. Damit wollte ich möglichst schnell komplexe Sachverhalte runterbrechen. Mit der Zeit wurden die Themen dann doch immer komplizierter und da haben Cartoons nicht mehr ausgereicht. Mit Videos kannst du einfach tiefer in ein Thema einsteigen. Das Video kann so lang sein, wie du willst. Du kannst mit Effekten und Musik arbeiten, um das emotional vielleicht noch zu verstärken. Da hast du einfach sehr viel mehr Möglichkeiten.
Flurfunk: Du hast Journalismus studiert. Wolltest du schon immer Webvideos machen oder wolltest du ursprünglich in eine andere Richtung?
Rayk Anders: Davor habe ich auch bei ziemlich vielen anderen Medien reingeschnuppert. Ich war bei der Zeitung, beim Radio, bei Magazinen – eigentlich alles, was es so gibt. Ich wollte aber einfach ein bisschen freier sein, in dem, was ich mache. Das hat jetzt gar nichts mit Lügenpresse und dem ganzen Quatsch zu tun. Aber als Teamplayer in einer großen Redaktion arbeitest du einfach anders, als wenn du’s komplett alleine machst. Auf YouTube habe ich da einfach mehr persönliche Freiheit, mich auszudrücken – und das macht mir Spaß.
Flurfunk: Du hast rund 75.000 Abonnenten auf YouTube. Für Politikvideos ist das nicht selbstverständlich. Wie kannst du dir das erklären? Was spricht die Leute bei deinen Videos an?
Rayk Anders: Ich hab da jetzt keine Zauberformel. Ich freue mich riesig, dass es funktioniert. Vielleicht finden sich meine Zuschauer in mir irgendwie wieder, auch weil wir im ähnlichen Alter sind und da kein Mensch sitzt, der zum Beispiel schon 50 Jahre im Bundestag sitzt. Wenn man die Person dahinter sieht, ist es vielleicht einfacher, sich damit zu beschäftigen. In der Zeitung liest man dann nur ein Autorenkürzel und hat keine Ahnung, wer das eigentlich ist. Bei mir wissen die Leute halt, wer dahintersteckt. Und das ist vielleicht ein Aspekt.
Flurfunk: Durch das Internet ist es immer schwerer, mit Journalismus Geld zu verdienen. Du versuchst es auf ganz verschiedene Weise. Mit „Armes Deutschland“ machst du werbefinanzierte Videos und auf dem Portal Massengeschmack.tv gibt es ein Politikformat mit dir und Tilo Jung hinter der Paywall. Außerdem bist du mit deinem Format Headlinez Teil des Portfolios von Funk (Mehr zu Funk hier im Flurfunk vom 11.10.2016). Siehst du irgendwo darin die Zukunft des Online-Journalismus oder bist du auch ratlos?
Rayk Anders: Klar, gerade als freier Journalist hast du’s schwer und musst schauen, wie du über die Runden kommst. Da sind neue Finanzierungsmodelle unabdingbar. Vor einem Jahr war ich selber an dem Punkt, an dem ich gedacht habe, dass ich aufhören muss. Ich hab einfach kein Geld verdient. Durch eine glückliche Fügung kam dann doch irgendwann Geld rein. Ich kam beim SWR unter und konnte sogar ein Buch veröffentlichen. Da war ich sehr dankbar für. Aber welches Konzept davon nun die Zukunft ist: keine Ahnung!
Danke für das Interview!
Interview: Benjamin Kutz
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