Vom 27. bis 30.10. finden in Dresden die Jugendmedientage (#JMT16, www.jugendmedientage.de) unter dem Motto "Medien- oder Märchenland?" statt. Veranstalter ist die Jugendpresse Deutschland.
Seit 2002 gibt es die JMT jährlich. Sie sind einer der größten Kongresse für junge Medienmachende in Deutschland. Rund 400 engagierte Jugendliche zwischen 16 und 27 Jahren lernen unter der Anleitung von Branchenexperten handwerkliches Know-how, entwickeln kreative Ideen und knüpfen spannende Kontakte.
Wir hier vom Flurfunk können bestätigen: Die Begegnungen bei diversen JMT-Veranstaltungen, größtenteil über 10 Jahre her, wirken manchmal noch heute - sei es in Form von Freundschaften, sei es in Form von Zusammenarbeit und beruflichen Kontakten.
Deswegen sind wir sehr gern als Medienpartner des Events mit an Bord und können die Teilnahme nur wärmstens empfehlen!
Wer noch nicht so richtig weiß, ob das was für ihn ist - wir haben JMT16-Projektleiterin Stephanie Bollmann von der Jugendpresse Deutschland einige Fragen gestellt. Sie sagt:
"Gerade weil das Image von Journalistinnen und Journalisten in der öffentlichen Wahrnehmung immer weiter sinkt, ist es doch umso wichtiger, dass neue Medienmachende nachwachsen, die gut ausgebildet und sich ihrer Verantwortung bewusst sind."
Flurfunk: Für wen ist die Teilnahme an den Jugendmedientagen (#JMT16) in Dresden interessant?
Stephanie Bollmann: Die Teilnahme ist für alle jungen Menschen im Alter zwischen 16 und 27 Jahren mit besonders großer Vorliebe für Medien in all ihren Facetten interessant.
Wir verstehen uns als mehrtägigen Medienkongress für Medienaffine, Medieneinsteiger und bereits Medienexperten – man lernt ja schließlich nie aus! Neben der Vermittlung von spezifischen und praktischen Skills sowie Fachwissen sind wir besonders darin bestrebt, aktuelle politische, gesellschaftliche und branchenspezifische Herausforderungen zu thematisieren. Bei den diesjährigen Jugendmedientagen werden wir der Frage "Medien- oder Märchenland?" auf den Grund gehen. Wir als Jugendpresse Deutschland möchten den Teilnehmenden die Gelegenheit und den Raum geben, sich direkt und intensiv mit einem bestimmten Thema auseinanderzusetzen und mit namenhaften Referentinnen und Referenten auszutauschen.
Flurfunk: Wenn jetzt jemand bislang keinen Kontakt mit der Jugendpresse hatte und kein Mitglied ist - kann er trotzdem kommen?
Bollmann: Natürlich! Wir freuen uns über jeden medieninteressierten jungen Menschen, der gern mehr über die Medien im Allgemeinen, unser Thema "Medien- oder Märchenland?" im Speziellen und über die Arbeit der Jugendpresse Deutschland wissen möchte.
Seit einer Woche steht nun auch unser vollgepacktes Programm fest und kann gern auf unserer Homepage www.jugendmedientage.de nachgelesen werden.
Flurfunk: Was bringt denn den Teilnehmern die Veranstaltung? Wie sind so die Erfahrungen der vergangenen Jahre?
Bollmann: Neben praktischen Skills nimmt man als Teilnehmender jede Menge nützliche Kontakte mit, die für den späteren Berufsweg mehr als praktisch sind. Schließlich trifft man hier jede Menge Profis aus Medien und Politik und kommt durch die Nähe in den Veranstaltungsformaten auch gleich mit ihnen ins Gespräch. Außerdem entstehen auf den Jugendmedientagen immer mal wieder Projektideen. 2014 etwa fand sich eine handvoll Teilnehmender zu einem Filmprojekt zusammen, sie gründeten eine Produktionsfirma und tourten mit ihrem Film „ASYLAND“ 2015 durch ganz Deutschland.
Flurfunk: Der Titel lautet: "Medien- oder Märchenland?" Was ist damit gemeint?
Bollmann: Mit dem Thema möchten wir die Glaubwürdigkeit und Objektivität der Medien mit den Teilnehmenden und Profis diskutieren und hinterfragen. Unsere Medien stehen derzeit vor großen politischen und gesellschaftlichen Herausforderungen, die es auch medial zu bewältigen gilt. Speziell in unseren allabendlichen Podiumsdiskussionen werden Medienexperten und -expertinnen über die Freiheit der Medien, ihre digitale Verantwortung sowie ihre Objektivität und Perspektivenvielfalt sprechen und sich kritisch austauschen. In unseren Workshops möchten wir unseren Teilnehmenden das Handwerk einer freien und objektiven Medienarbeit vermitteln und ihnen bspw. Tipps zum Recherchieren, die rechtliche Grundlagen der Medienarbeit oder Hintergründe zur Medienkrise vermitteln. Darüber hinaus haben die Teilnehmenden die große Gelegenheit durch Erfahrungsberichte aus dem beruflichen Alltag unserer Referentinnen und Referenten zu lernen und einen direkten Austausch zu genießen.
Flurfunk: Gibt es aus eurer Sicht eine Verbindung des Themas mit der Auswahl Dresdens als Veranstaltungsort? War zuerst der Titel der Veranstaltung gefunden oder zuerst der Veranstaltungsort?
Bollmann: Den Veranstaltungsort der Jugendmedientage wechseln wir jedes Jahr, um medieninteressierte junge Menschen in ganz Deutschland zu erreichen. Nach zwei gelungenen Veranstaltungen in Frankfurt/Main und Bonn und damit in westdeutschen Bundesländern stand für uns ziemlich schnell fest, dass wir die Jugendmedientage 2016 gern in Ostdeutschland organisieren möchten. Mit Dresden haben wir eine wunderschöne Stadt für unser Projekt gefunden. Wir sind natürlich immer darum bemüht aktuelle Themen zu identifizieren, die sowohl unsere Zielgruppe bewegt, als auch das große Thema Medien und Medienarbeit betrifft. Das Thema haben wir unabhängig von der Stadt im Laufe der Projektphase entwickelt.
Flurfunk: Wer sind aus eurer Sicht die spannendsten Referenten?
Bollmann:
Das lässt sich gar nicht so einfach sagen, denn wir waren in den vergangenen Monaten sehr darum bemüht, ein sehr ausgewogenes Programm und entsprechende Referentinnen und Referenten zu wählen. Jeder Programmpunkt und auch jede Referentin und jeder Referent ist Spezialist auf seinem Gebiet mit bestimmten Expertisen und Schwerpunkten. Demnach hat jede Referentin und jeder Referent seine ganz eigene spannende Geschichte zu erzählen und interessante Skills zu vermitteln.
Wir haben es geschafft, einen abwechslungsreichen Mix aus reizvollen Erfahrungsberichten in unseren Erzählcafés und lehrreichen Workshops zusammenzustellen und hoffen natürlich, dass für jeden Teilnehmenden etwas dabei ist. Bekannte Namen wie z.B. Thomas Krüger von der Bundeszentrale für politische Bildung, Rudolf Porsch von der Axel-Springer-Akademie oder David Schraven von Correctiv sind auch dabei.
Flurfunk: Gibt es einen Programmpunkt, den man auf keinem Fall verpassen sollte?
Bollmann: Besonders spannend sind immer unsere Medientouren. Die Teilnehmenden haben hierbei die Möglichkeit hinter die Kulissen bekannter Medienhäuser zu blicken. In diesem Jahr konnten wir u.a. den MDR, die DDV-Mediengruppe und den "Spiesser" gewinnen.
Wer aber drei Tage lang so hart durchgearbeitet, mitgedacht und mitdiskutiert hat, sollte es nicht verpassen am Ende der Jugendmedientage bei unserer Abschlussparty zu feiern. Zu Live-Musik, DJ und Silent-Disco sind alle Teilnehmenden und Referenten eingeladen, neue Freundschaften und die vergangenen Tage ausgelassen zu feiern.
Flurfunk: Macht es aus Sicht der Jugendpresse angesichts der aktuellen Entwicklung in der Branche überhaupt noch Sinn, Journalist zu werden? Das ist doch eher ein Beruf ohne Perspektive und mit sinkendem Image?
Bollmann: Das würden wir so nicht unterschreiben wollen. Gerade weil das Image von Journalistinnen und Journalisten in der öffentlichen Wahrnehmung immer weiter sinkt, ist es doch umso wichtiger, dass neue Medienmachende nachwachsen, die gut ausgebildet und sich ihrer Verantwortung bewusst sind. Natürlich verändert sich die Medienbranche, aber Perspektiven gibt es auch weiterhin. Und die Jugendmedientage sprechen nicht nur junge Journalisten und Journalistinnen an. Auch Kameramänner und -frauen, Blogger und Bloggerinnen oder Fotografen und Fotografinnen kommen bei den Jugendmedientagen auf Ihre Kosten. Alles Berufe mit Perspektive. Handwerk wird immer gebraucht.
Flurfunk: Was könnten junge Journalisten tun, um das Image des Berufsstands zu verbessern?
Bollmann: Die Frage ist schwierig zu beantworten, denn eine ultimative Anleitung zur "Verbesserung" eines Images wird es so in der Form nicht geben. Ich denke, dass junge Journalistinnen und Journalisten mit einer gewissen Wachsamkeit und einem kritisch hinterfragenden Kopf schon gute Grundeigenschaften für diese Berufsgruppe besitzen. Augen und Ohren offen zu halten, aufgeschlossen gegenüber neuen Impressionen zu sein und den Austausch mit Menschen unterschiedlicher Meinungen und Anschauungen zu pflegen, erweitern das eigene Spektrum und ermöglichen eine vielfältige Medienarbeit. Auch sollten sie sich immer wieder ihre Verantwortung ins Gedächtnis rufen. Sie sind Gatekeeper, sie beeinflussen, welche Themen es in die Medien schaffen und welche nicht und vor allem können sie mit ihrer Berichterstattung die öffentliche Meinung ziemlich stark beeinflussen. Dieser Gratwanderung sollten sie sich immer bewusst sein.
Flurfunk: Vielen Dank für das Interview.
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