Update: Es gibt eine Reaktion des MDR bei Twitter - siehe Ende des Beitrags!
Unsere Originalmeldung:
Oh, das ist peinlich: In einem Radio-Beitrag zu "20 Jahre Rechtschreibreform" berichtet MDR aktuell, dass es künftig eine einheitliche Form von "seid" und "seit" geben soll: "seidt".
Ab 1:52 heißt es in dem Radiostück, das zur Stunde noch in der MDR-Mediathek zu finden ist, völlig ernst:
"Und dennoch wird auch heute noch, 20 Jahre nach des Inkrafttretens, immer noch an ihr herumgebastelt. Die beiden Wörtchen 'seid' und 'seit' sollen ab dem neuen Schuljahr zusammengelegt werden. In 'seidt', also hinten mit 'd und 't'. Denn an der richtigen Verwendung von seid oder seit scheiterten bisher 70 Prozent der Deutschen."
Die Sätze bilden den Abschluss des Radio-Beitrags (Länge: 2:12 Min.), der sich im Wesentlichen mit den Schwierigkeiten befasst, die die Menschen immer noch mit verschiedenen Schreibweisen haben. Die Information, dass demnächst "seidt" eingeführt werden sollte, schließt das Stück ab.
Blöd nur, dass die Meldung überhaupt nicht stimmt. Vielmehr ist man beim MDR dem Satire-Portal Der Postillon aufgesessen.
Eine einfache(!) Google-Suche nach "seidt" ergibt dann auch lediglich Treffer bei dem Satire-Angebot. Der Beitrag dort ist bereits am 31.5.2016 erschienen - beides hätten Beitrags-Autorin und Redaktion misstrauisch machen müssen.
Wörtlich heißt es in dem Postillon-Text mit Titel: "Rechtschreibreform: Aus 'seid' und 'seit' wird einheitlich 'seidt'":
"Berlin (dpo) - 'Seid' oder 'seit'? An der richtigen Verwendung dieser beiden unscheinbaren Wörter scheitern mehr als 70 Prozent aller Deutschen. Nun hat das Bildungsministerium eine Reform angekündigt: Ab Beginn des neuen Schuljahres im Herbst ersetzt ein einheitliches 'seidt' die beiden Formen."
Bei Facebook geht der Eintrag auf der Postillon-Seite, dass der MDR die eigene Meldung ungeprüft übernommen hat, gerade regelrecht viral: Vor etwas über einer Stunde gepostet, hat die Meldung schon jetzt über 8400 "Gefällt mir"-Reaktionen und ist weit über 785 mal geteilt worden.
Die Kommentare reichen von Lob für den Postillon ("dient der Überprüfung journalistischer Standards"), über Kritik am öffentlich-rechtlichen Rundfunksystem, Häme für die Autorin und die Redaktion, die den Postillon offenbar nicht kennen, bis zu Sticheleien über die Bildungsstandards im Osten der Republik.
Zwischendurch findet sich auch etwas Mitleid für die Journalisten, die den Fehler gemacht haben - aber nur wenig.
Der Radio-Beitrag bei MDR Aktuell wurde am 1.8.2016 um 21.54 Uhr ins Netz gestellt und ist dort aktuell auch noch zu hören - mal schauen, wie lange noch.
Hier geht's zur MDR-Beitrag: "20 Jahre Rechtschreibreform".
Update, 10.56 Uhr: Sehr schicke Reaktion! Der MDR hat bei Twitter mit Humor reagiert und unten stehendes Bild in Umlauf gebracht. Wir finden: genau richtig!
August 3, 2016
So 'nen Fehler, der dann derart viral geht, würde ich aber auch gerne mal machen. Mich täten mal die Abrufzahlen des Beitrages interessieren.
August 3, 2016
passend dazu der Rechtschreib- bzw. Tippfehler "immmer" mit 3 m ;)
August 3, 2016
@civichief Auch der Flurfunk kocht nur mit lauwarmem Wasser #immmer
August 3, 2016
@civichief & @Klausimausi Danke für den Hinweis, habe es korrigiert #immmer.
Vom Fehlerquotient liegen wir mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit deutlich vorn im Wettbewerb - aber uns passieren halt selten so lustige ;-)
August 3, 2016
MDR windet Dynamo Dresden einen Zahlendreherkranz
... wobei es dortselbst ja dann schon fast wirklich richtig war [...]
-> http://meyview.com/mdr-windet-dynamo-dresden-einen-zahlendreherkranz/
[MeyView.com, 2. August 2016]
& ;-) -Gruß
August 3, 2016
Wer im Glashaus sitzt, lieber Flurfunk, der sollte lieber nicht... neben immmer mit 3 "m" hast du auch Sticherleien mit "r" statt Sticheleien geschrieben.
Dagoba
August 3, 2016
@Dagoba Danke für den Hinweis, habe es korrigiert.
Nur mal angemerkt: Wir sind das Gegenteil von fehlerfrei. Allerdings erlauben wir uns ab und an, auf kapitale Verfehlungen von (anderen) Medien hinzuweisen. Ein Buchstabe zu viel oder zu wenig spielt - aus unserer Sicht - in einer ganz anderen Liga als eine Internet-Meldung ungeprüft zu übernehmen.
Grüße aus dem Glashaus!