In Seminaren erwähnen wir es regelmäßig: Die Zahl der Fans einer Facebook-Fanpage ist zur Bewertung des Kommunikationskanals eher nachrangig. Andere Faktoren sind mindestens genauso wichtig, zum Beispiel hohe Interaktionsraten, also wie oft Fans kommentieren, "gefällt mir" klicken oder die Beiträge sogar teilen (wer dazu vertiefend lesen will, klicke ins Blog von Thomas Hutter: "Facebook: Fanzahlen & Interaktionsrate – Warum viele Unternehmen mit falschen KPI arbeiten und sinnloses Benchmarking betreiben").
Und doch passiert es auch uns, dass wir für eine erste Bewertung zunächst auf die reine Fanzahl schauen. In der vertieften Analyse ergeben sich da manchmal skurrile Sachen. Ein schönes Beispiel hat uns ein aufmerksamer Leser geliefert (Danke dafür!):
Sprich: 55,5% der über 16.000 Facebook-Fans, die beim sächsischen Shopping-Kanal MyPlusTV "gefällt mir" geklickt haben, stammen aus Ägypten. Die zweitgrößte Gruppe der Fans sind Iraker.
Das ergibt die Analyse mit dem kostenlosen Tool Facebook Like Check von Stern-TV.
Tatsächlich bringt der Shopping-Center-Sender laut dem Tool von sternTV gerade einmal 1.096 Fans aus Deutschland (alle Zahlen sind Stand vom 14.7.) auf die Waage (zum Sender selbst vergleiche Flurfunk vom 13.12.2014: "MyTVplus: Neues TV-Programm sendet aus Einkaufszentren in Dresden und Chemnitz").
Bemerkenswert ist der große Fanzuwachs aus dem arabischen Raum auch deshalb, weil besagter Sender Anfang des Jahres noch Fanzahlen im niedrigen vierstelligen Bereich gehabt haben soll (so zumindest unser Hinweisgeber).
Es ist ziemlich leicht, die Fanzahlen in kurzer Zeit dermaßen in die Höhe zu treiben – zum Beispiel, indem man Fans kauft (ohne, dass wir das hier jemandem unterstellen wollen, theoretisch könnte ja auch ein Unbeteiligter aktiv geworden sein...). Eine schöne Übersicht zum Thema liefert dieser Beitrag: "Gekaufte Likes von Facebook-Fans – ein Marktüberblick" – dort steht auch die Empfehlung, nicht einen zu großen Schluck aus der Pulle zu nehmen, nicht, dass es noch auffällt.
Fankauf dürfte übrigens eine Maßnahme sein, die vermutlich nicht illegal ist – aber peinlich, wenn's auffliegt.
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