Ende August 2015 hat das Sächsische Staatsministerium für Kultus (SMK) ein Blog gestartet (vgl. Flurfunk vom 2.11.2015: "Pressestelle des sächsischen Kultusministeriums startet SMK-Blog"). Mit der Maßnahme dürfte das SMK bundesweit zu den Pionieren unter den Ministerien gehören, was das Kommunikationsinstrument Blog betrifft. SMK-Pressesprecher Dirk Reelfs berichtet im Interview über die Möglichkeiten eines Blogs in der Politikkommunikation, das Feedback der Nutzer und den Arbeitsaufwand dahinter.
Flurfunk: Seit 6 Monaten gibt es das SMK-Blog und wird seitdem regelmäßig mit eigenen Beiträgen gefüllt. Wie fällt Ihr erstes Fazit aus?
Dirk Reelfs: Durchweg positiv. Das Blog hat uns einen Kommunikationskanal eröffnet, den ich nicht mehr missen möchte. Viele Themen, die früher unter den Tisch fielen, weil sie nicht zu den bestehenden Kommunikationsinstrumenten passten, können wir jetzt aufgreifen. Zum Beispiel würde ich zu einem Erlass des Ministeriums kaum eine Pressemitteilung rauszugeben. Mit einem Blog können wir das Thema jedoch aufgreifen, ausführlicher beleuchten und mit bestehenden Inhalten im Netz verlinken.
Flurfunk: Gibt es inhaltliche Schwerpunkte für die Blog-Themen? Wie ist die Abgrenzung zu klassischen Pressemitteilungen?
Reelfs: Der Schwerpunkt liegt natürlich auf den Themenbereichen des Ministeriums. Aber wir versuchen auch externe Sichtweisen abzubilden, die auf den ersten Blick keinen Bezug zu Bildung und Schule haben, wie zum Beispiel ein Interview mit dem Blogger Martin Fuchs. Bei Pressemitteilungen bemühen wir uns, streng nach Nachrichtenwert vorzugehen. Blog-Beiträge unterliegen weniger diesem Kriterium. Außerdem kann die Palette der journalistischen Stilformen breiter ausfallen.
Flurfunk: Gab es schon Momente, in denen Sie bereut haben, ein Blog ins Leben gerufen zu haben? Haben Sie schon mal daran gedacht, das Blog einfach wieder abzuschalten?
Reelfs: Nein, überhaupt nicht. Die Kommunikation des Kultusministeriums ist dadurch aktiver geworden und weniger reaktiv. Im Blog können wir zudem Hintergründe für bildungspolitische Maßnahmen beleuchten, was aus meiner Sicht auch zur Versachlichung von Debatten beigetragen hat.
Flurfunk: Ist das SMK-Blog damit auch eine Reaktion auf die Entwicklungen in der Medienlandschaft?
Reelfs: Nicht nur, aber auch. Die politische Berichterstattung ist zunehmend geprägt von Negativismus, Skandalisierung und Boulevardisierung. Diese Trends bestimmen die Auswahl der Themen und die Art und Weise wie darüber berichtet wird. Am Ende entsteht eine mediale Wirklichkeit, die zwar immer noch wahr ist, aber manches auf der Strecke lässt.
Flurfunk: Wie ist die Resonanz auf die Bloggerei? Gibt es Kommentare? Wie ist das Feedback?
Reelfs: Sicher sollte man das SMK-Blog als Dialogplattform nicht überwerten, dafür ist dieser Kanal noch zu jung. Aber die Zugriffszahlen sind sehr erfreulich und wachsen. Die Kommentare und Anfragen zeigen uns zudem, dass wir mit einer bildungsaffinen Zielgruppe in Kontakt getreten sind, die bislang noch nicht den Weg zu uns fand.
Flurfunk: Wie groß ist der Aufwand für den Blog-Betrieb? Wie oft wird publiziert?
Reelfs: Der Personalaufwand und die Arbeit, die für den Blog-Betrieb aufgebracht werden muss, ist in der Tat der begrenzende Faktor. Denen, die nicht über die Ressourcen verfügen, rate ich, die Finger davon zu lassen. Mindestens eine Person sollte täglich Themen recherchieren, Beiträge schreiben oder Kommentare moderieren und beantworten. Andernfalls kann das Blog kaum Relevanz entfalten. Wir haben deshalb den Blog-Betrieb auf zwei Schultern verteilt, so dass die bisherige Serviceleistung der Pressestelle nicht darunter gelitten hat. Lieber verzichten wir auf regelmäßige Blogbeiträge, als dass Presseanfragen zu lange unbeantwortet bleiben oder die Vorbereitung von Presseterminen darunter leidet.
Flurfunk: Ist das Kommunikations-Instrument Blog aus Ihrer Sicht auf andere staatliche Institutionen übertragbar? Was sind die Voraussetzungen, die unbedingt gegeben sein sollten?
Reelfs: Die Nutzer herkömmlicher Medien werden weniger und älter, das gilt vor allem für Tageszeitungen. Klassische Medien und damit auch herkömmliche Kommunikationsinstrumente wie Pressemitteilungen oder Pressekonferenzen verlieren an Relevanz. Schon allein deswegen sollten staatliche Institutionen über neue Informationswege nachdenken. Eine Behörde, die in die Social-Media-Kommunikation einsteigen möchte, sollte aber zwei Grundvoraussetzungen beachten: Erstens bedarf es dazu geschulten Personals, welches das Handwerk beherrscht. Zweitens benötigen Social-Media-Redakteure zwingend das Vertrauen der Hausspitze. Wer einen Tweet oder Post zur Abstimmung durch die hierarchische Behördenstruktur schicken muss, sollte neue Medien besser nicht bedienen.
Flurfunk: Vielen Dank für das Interview.
Transaparenzhinweis und gleichzeitig Eigenwerbung: Das SMK zählt zu den Kunden von stawowy media. Wir haben die Entwicklung des Blog-Konzepts beratend begleitet.
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