Lesehinweis: Dr. Fritz Jaeckel, Staatsminister und Chef der Sächsischen Staatskanzlei, äußert sich in "Funkturm - das Medienmagazin für Sachsen" zu den Diskussionen in den sozialen Medien über Themen wie Asyl und Pegida.
In dem Interview spricht sich Jaeckel gegen eine inhaltliche Regulierung von sozialen Netzwerken aus – diese würde gegenwärtig wenig helfen. Vielmehr sei eine generelle Debatte über die Diskussionskultur in den Netzwerken notwendig.
Wörtlich sagt Jaeckel:
"Was wir brauchen, ist eine Debatte über die Diskussionskultur untereinander: dass man sich darüber verständigt, welche Dinge gehen und welche nicht mehr gehen. Es müsste auch innerhalb der sozialen Medien eine Ausgrenzung jener stattfinden, die sich an solche Standards nicht halten. Durch Regulierung würden wir zurzeit nach meiner Einschätzung wenig weiterkommen, weil soziale Medien wie zum Beispiel Facebook und Twitter in einer amerikanischen Rechtstradition leben. So würden jetzt jahrelange Regulierungsdiskussionen und Streitigkeiten folgen, die aber nicht zu einer Veränderung des Verhaltens im Netz führen. Für notwendig halte ich eine gewisse Ethik im Umgang in den sozialen Medien, bei der man sich nicht gegenseitig beschimpft."
Jaeckel wehrt sich dabei dagegen, sämtliche Proteste zur Asylthematik als rechtsextrem zu verurteilen. Gleichwohl müssten sich die Bürger "genau überlegen, an welchen Demonstrationen sie teilnehmen."
In dem Interview übt Jaeckel auch harte Medienkritik: So wünscht er sich von den Medienmachern, wesentlich mehr Fakten zu liefern. Zitat:
"Mein Rat an alle Pressevertreter ist, mehr Fakten zu liefern. Ich bin der Meinung, dass zu schnell Meinung transportiert wird. Man sollte sich zuerst die Zeit nehmen, Fakten zu sammeln, und dann liefern. Erst später, in einem editorischen Teil, sollten Journalisten sagen: 'Ich habe dazu allerdings diese Meinung'. Das wird häufig vermisst. Es ist zunehmend schwer zu unterscheiden, wo die Medien bewusst steuern und was ist eigentlich der Teil, von dem ich Informationen erwarte."
Dabei betont er, man müsse der aktuell vorherrschenden Pressefeindlichkeit (vgl. Flurfunk vom 17.12.2015) genauso entgegentreten wie der Ausländerfeindlichkeit.
Weitere Themen des Interviews sind Jaeckels Visionen für Sachsens Medienpolitik, die Zukunft des Lokalfernsehens und die Debatte um den MDR-Staatsvertrag.
Die zweite Ausgabe von "Funkturm - das Medienmagazin für Sachsen" ist am 3.12.2015 gedruckt erschienen. Das 108 Seiten starke Magazin kostet 8 Euro und kann hier bestellt werden. Wer es lieber auf dem Smartphone oder Tablet lesen mag, findet unsere Funkturm-App im Apple-Appstore und im Google-Playstore.
Januar 5, 2016
Wir brauchen keine Debatte über die Socialmediakanäle führen. Das was dort ab geht ist der blanke Frust. Es sind die Politiker die ihrem Volk nicht mehr dienen, sondern nur noch diktieren. Ändert das ab und es wird Ruhe geben.
Oktober 28, 2017
Herrn Jaeckels Aussage ""Mein Rat an alle Pressevertreter ist, mehr Fakten zu liefern. Ich bin der Meinung, dass zu schnell Meinung transportiert wird. Man sollte sich zuerst die Zeit nehmen, Fakten zu sammeln, und dann liefern. " stimme ich aus eigener Erfahrung 100% zu.
In der Regeln werden die offensichtlichen Fakten und (vorschnelle) Schlussfolgerungen in der Tagespresse (hauptsächlich Printmedien) veröffentlicht ohne die komplexeren Zusammenhänge auch in einen kontextualen Zusammenhang und zeitliche Abfolge zu verorten.
Sicher, das ist mitunter zu großen Teilen der Erzielung von Auflage (als Grundlage für Werbeeinnahmen) zuzuordnen und auch zu erklären.
Ob dies jedoch der komplexen Realität sowie Nachrichtenlage mit all ihren Ausprägungen ("Filterblasen", Social Media Kanäle, Foren, Retweet-/Teilen-Funktionen) ist die Frage, die sich alle Zeitungsmacher von Fotojournalist_innen, Voluntär_innen bis hin zu Chefredakteur_innen deutlich machen.
PS.: Peter Kruses 3-Minuten-Statement vor der Netzpolitik-Enquet-Kommission ist in diesem Zusammenhang anschauenswert https://dotsub.com/view/605205ce-f8fb-4109-a497-7da8ecc313f0 (über dotSUB mit Untertiteln in Deutsch und Englisch versehen)