Das Lokalfernseh-Programm in Sachsen behandelt nur in 14 % der Beiträge kontroverse Themen. Noch weniger Programmanteile, nämlich 12 %, beschäftigen sich mit komplexen Themen. Das ist das Ergebnis einer Qualitätsstudie, die die Leipziger Marktforschungsfirma uniQma GmbH im Auftrag der Sächsischen Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien (SLM) durchgeführt hat.
Das Programm zeige häufig nur "die heile Welt", so das Fazit von uniQma-Geschäftsführer Dr. Andreas Czaplicki bei der Präsentation der Ergebnisse am Montag in Dresden (21.9.2015). Die Sender berichteten überwiegend über einfache Themen wie Baustellen oder Schuleröffnungen und weniger über komplexe Sachverhalte: "Strittige Themen kommen in der Berichterstattung eher selten vor."
Positiv: 97% der Inhalte sind regional
Die Studie hat aus Sicht der Forscher aber auch sehr positive Ergebnisse: So behandeln 97 % der Inhalte regionale Themen, bei denen häufig die Bürger und ihre Belange im Vordergrund stehen. Außerdem bezeichneten die Forscher den größten Teil des Programms als aktuell, technisch einwandfrei und verständlich (s. Grafik).
Als weitere "Mängel" identifizierte die Untersuchung dagegen die Verwendung nur weniger Stilformen (70 % des Programms sind Nachrichten). Arbeitsintensive und aufwändige Elemente wie Animationen (15 %), das Arbeiten mit Archivmaterial (4 %) oder Live-Schalten (1 %) kämen nur selten zum Einsatz. Die unzureichende Ausweisung von Werbung sei ebenfalls vorgekommen und würde durch die SLM aufgegriffen, sagte SLM-Geschäftsführer Martin Deitenbeck auf Flurfunk-Nachfrage. Man sei an die Veranstalter entsprechend herangetreten.
Untersucht wurden 17 Sender, 345 Sendungen, 2.697 Beiträge
Für die Studie sind allerdings nur die 17 größten der rund 50 Lokal-TV-Anbieter in Sachsen untersucht worden. Die quantitative Inhaltsanalyse lief über einen Zeitraum von 4 Wochen (5.-31.1.2015), in dem "sämtliche relevante Medieninhalte erfasst und in einem formalisierten Verfahren klassifiziert" wurden. Dabei wurden 163 Sendestunden (sowohl Sendungen als auch Einzelbeiträge innerhalb von Sendungen) ausgewertet, darunter 345 Sendungen mit 2.697 Beiträgen.
Hintergrund: Studie als "Nullmessung"
Die Qualitätsmessung ist Teil des Umbaus der Lokalfernsehlandschaft in Sachsen, die von der SLM unter Führung von Medienrats-Präsident Michael Sagurna massiv vorangetrieben wird. "Die lokalen Fernsehveranstalter vor Ort sind wichtiger geworden als früher", sagte Sagurna während der Vorstellung der Studie mit Blick auf die sich verändernde Medienlandschaft. "Wir erwarten aber eine deutliche Qualitätssteigerung, wenn wir etwas fördern", so Sagurna weiter.
Seit der Gesetzesänderung vom Sommer 2014 ist es für die SLM möglich, Lokalfernsehsender bei der technischen Verbreitung zu unterstützen. Dafür dient die uniQma-Studie als Nullmessung - man erhofft sich also bei Wiederholung der Studie eine deutliche Verbesserung der Programmqualität.
Konkret fließt auch bereits seit Juli 2015 Geld an einzelne Sender: Insgesamt habe die SLM für 2015 knapp 420.000 Euro beschieden, so SLM-Geschäftsführer Martin Deitenbeck. Dieses werde an 10 Sender mit 12 Programmen verteilt (vgl. Flurfunk vom 11.5.2015: "SLM-Förderung von Lokalfernsehen: Zehn Anträge bewilligt"). Die Mittel stammen aus den Rücklagen der SLM.
Hier finden Sie die Pressemitteilung der SLM zur Studie als PDF.
Hier finden Sie die Präsentation der Studienergebnisse als PDF .
0 Kommentare