Die Sächsische Landesmedienanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien (SLM) hat Thomas Mädler in den Ruhestand verabschiedet. Der 60-jährige SPD-Medienpolitiker hat die Entwicklung der SLM über mehr als zwei Jahrzehnte geprägt – zunächst als Mitglied der SLM-Versammlung, seit September 2000 als hauptamtlicher Leiter des Gremienbüros und seit 2001 auch als stellvertretender Geschäftsführer. Im Interview mit Flurfunk blickt er auf diese Zeit zurück und in eine „passive“ Zukunft voraus.
Flurfunk: Herr Mädler, Sie waren über mehr als 20 Jahre in der sächsischen Medienlandschaft verwurzelt und haben einigen Stürmen standgehalten. Wie war das Klima bei Ihrem Abschied?
Thomas Mädler: Sehr mild. Meine Karriere ist am Vorabend des 1. Septembers, also des Weltfriedenstages, mit 120 Gästen ganz harmonisch in die passive Lebenszeit übergegangen. Dass ich dabei viele Weggefährten wie Michael Sagurna, den Präsidenten unseres Medienrates, und heutige Entscheider wie Martin Dulig, den stellvertretenden Ministerpräsidenten, begrüßen konnte, ist toll.
Flurfunk: Nein Jahre Sächsischer Landtag, 15 Jahre SLM – was bleibt aus dieser Zeit?
Mädler: Es war Kärrnerarbeit, die wir in den Neunzigern im Sächsischen Landtag zu leisten hatten. Als Oppositionspolitiker war unser Gestaltungsspielraum gegen die klare CDU-Mehrheit eigentlich gleich null. Wir brauchten starke Argumente, um beispielsweise mit dem Umstieg des Medienrates auf das Expertenmodell eine der wenigen Gesetzesinitiativen der Opposition auf den Weg zu bringen, die letztlich auch verabschiedet wurden.
In der SLM waren die Einflussmöglichkeiten größer, aber auch hier brauchte es Qualitäten als Frontmann, um für mehr Pluralität zu sorgen. Ich glaube, dass es uns letztlich gelungen ist, in Sachsen eine vielfältige TV- und Hörfunk-Landschaft zu etablieren – von Hochschulradios bis zu leistungsfähigen kommerziellen Anbietern. Als SLM konnten wir auch die Medienstandorte Leipzig und Sachsen stärken, nicht zuletzt durch unseren eigenen Umzug von Dresden nach Leipzig. Unser schönes Medienhaus dort in der Ferdinand-Lasalle-Straße haben wir belebt und baulich wie inhaltlich entwickelt. Es ist ein Bau, der bleibt. Auf all das bin ich stolz.
Flurfunk: Vor welchen wichtigen Herausforderungen stehen Sachsens Medien aus Ihrer Sicht?
Mädler: Wir stehen vor radikalen Änderungsprozessen. Ich bin zwar überzeugt davon, dass das traditionelle UKW-Radio dabei auch weiterhin eine große Rolle spielen wird – hoffe jedoch auf mehr journalistische Qualität im Hörfunk. Oberstes Ziel muss es sein, die Vielfalt sächsischer Medien zu erhalten. Beim Lokalfernsehen wird das nicht einfacher, hier erwarte ich eine fortschreitende Konzentrierung. Die Zeiten der Selbstausbeutung müssen aufhören, und diese Landschaft muss politisch gefördert werden – auch mit Unterstützung der SLM!
Und natürlich müssen wir uns den Herausforderungen der Globalisierung der Medien noch zielgerichteter annehmen. Während die Welt um uns herum längst digital ist, sind die Spielregeln und Gesetze noch analog.
Flurfunk: Wer wird sich diesen Aufgaben in der SLM als Ihr Nachfolger stellen?
Mädler: Hardy Sieglitz, bisher Bereichsleiter für Sonderaufgaben der Geschäftsführung, wird stellvertretender Geschäftsführer. Dr. Ulrike Meyer wird die Leitung des Gremienbüros übernehmen.
Flurfunk: Und wie sehen die zukünftigen Herausforderungen im Leben von Thomas Mädler aus?
Mädler: Ich werde mit Vergnügen noch mehr Radio hören, ausgiebig auch die großen Zeitungen lesen und das Leben in seiner ganzen Vielfalt genießen. Ob ich später wieder gesellschaftliche oder ehrenamtliche Aufgaben übernehme, lasse ich mal auf mich zukommen. Jetzt freue ich mich erst mal auf meinen anstehenden Südafrika-Urlaub.
Interview: Enrico Bach
Foto: Andreas Krug
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