Und noch einer weniger: Das kostenlose Wochenblatt "Sächsische Bote" erscheint am kommenden Samstag (29.11.2014) zum letzten Mal. Das haben "Sächsischer Bote"-Geschäftsführer Steffen Schulle und Ulrich Lingnau, Geschäftsführer vom Mutterhaus Chemnitzer Verlag und Druck (u.a. "Freie Presse"), den Mitarbeitern heute in einer Betriebsversammlung mitgeteilt.
Wie Anwesende berichten, sei in der Versammlung primär das fehlende überregionale Anzeigengeschäft als Grund benannt worden. Aus Verlagskreisen ist zu hören, man habe aufgrund der Kostenlage keine Perspektive gesehen, den Titel weiterhin erfolgreich zu produzieren.
Verbreitungsgebiet des "Sächsischen Boten" sind/waren die Regionen Dresden, Meißen, Pirna und Freital. Die Auflage belief sich laut Mediadaten auf zuletzt 310.854 gedruckte Exemplare. Bereits im Frühjahr hatte der Verlag die Erscheinungsweise von zwei Ausgaben pro Woche auf eine Ausgabe am Samstag konzentriert (vgl. Flurfunk Dresden vom 13.2.2014: "'Sächsischer Bote' erscheint nur noch am Samstag"). Eine Maßnahme, die offenbar nicht gegriffen hat.
Der Markt der kostenlosen Wochenblätter in Sachsen ist seit Sommer 2013 heftig in Bewegung; diverse Titel sind eingestellt worden, so der "Wochenkurier Leipzig" und "Hallo Leipzig" (vgl. Flurfunk Dresden vom 5.12.2013), der "Wochenspiegel Sachsen" in Chemnitz und Umgebung (vgl. Flurfunk Dresden vom 15.7.2014; der Titel erscheint inzwischen wieder in einem anderen Verlag, s.u.), außerdem die "Pirnaer Rundschau" und "Sebnitzer Rundschau" (vgl. Flurfunk Dresden vom 14.3.2014). Mit dem Verschwinden des "Sächsischen Boten" ist erstmals auch ein Titel aus dem Raum Dresden betroffen.
Es gab jedoch auch Neugründungen (vgl. Flurfunk Dresden vom 15.7.2014: "'Wochenendspiegel': ehemalige WochenSpiegel-Mitarbeiter gründen neue Wochenzeitung für Chemnitz" und Flurfunk Dresden vom 27.10.2014: "Zwickau und Freiberg: 'Wochenspiegel' wieder da"), wenn diese auch nicht die Zahl der verschwundenen Auflagen ausgleichen.
November 27, 2014
Das Monopol in Chemnitz hat sich die Freie Presse/Blick teuer erkauft. Glaube nicht, dass sie jetzt die Preise so anziehen können, dass die Millionen Verluste irgendwann ausglichen werden.
November 27, 2014
Gern würde man zum Troste der betroffenen Mitarbeiter sagen, dass diese Nachricht überraschend kommt. Aber wenn man Flurfunk aufmerksam verfolgt hat, kann man nur sagen: Deja vu! So ähnlich war es doch schon den WochenSpiegel-Leuten Mitte Juli in Chemnitz ergangen, oder? Parallelen sind da sicher nur rein zufällig und keiner zweifelt an den dicken Krokodilstränen, die Lingnau und Schulle mit Sicherheit aufgesetzt haben, stimmt's? Dieses Mal musste nicht der Mindestlohnt her halten als Erklärung sondern die allgemeine Kostenlage. Seltsam, dass die Herren hier so auf die Finanzen schauen, wo man sich doch in Freiberg, Zwickau, Chemnitz und im Erzgebirge mittlerweile an drei Tagen die Woche ein Anzeigenblatt leistet - zusätzlich zur sechs Mal pro Woche erscheinenden Tageszeitung natürlich.
November 28, 2014
Das bedeutet für mich: weniger Müll im Hausflur und vor der Haustür.
November 28, 2014
So leid es mir für die Kollegen tut, ein journalistischer Verlust ist die Einstellung der diversen Anzeigenblätter nicht.
Die Zweit- und Drittverwertung von Artikeln aus den Mutterhäusern, gemixt mit offener und verdeckten PR-Artikeln, dazu ein Wust an Prospekten, da lässt sich Papier auch deutlich sinnvoller verwerten.
November 28, 2014
Vielleicht sollten die betroffenen Mitarbeiter des Sächsischen Boten in Dresden überlegen, ob sie es nicht machen wie die gekündigten WochenSpiegel-Mitarbeiter und ihre eigene Zeitung heraus bringen. In Chemnitz scheint das ja gut zu funktionieren. Dort gibt es nämlich keine Zweit- und Drittverwertung von Artikeln wie Horst kritisiert sondern eine echte Alternative mit eigenem Gesicht.
November 28, 2014
Bei der hohen Mitarbeiter-Fluktuation beim Sächsischen Boten sind die meisten noch nicht lange genug dabei, um eine Verbindung zum Titel aufbauen zu können. Von daher werden sie sich um einen anderen Job bemühen und nicht mit einem Anzeigenblatt neu anfangen. Den Wochenkurier wird es jedenfalls freuen nunmehr allein in Dresden zu erscheinen. Aber vielleicht findet sich ja ein anderer Verlag der einen "Wochenendboten für Dresden" heraus gibt :)
November 28, 2014
Ich finde die Idee eines neuen Wochenendboten für Dresden oder noch besser einer kulturellen Wochenzeitung mit besonderen Inhalten und frischer Optik gut und nötig - gerade angesichts des vielen Werbemülls!
Man darf nicht nur den belebig gefüllten Anzeigenblättern das Feld überlassen. Es sollte auch nicht alles vom Geld abhängen, entscheidend sind eigener Anspruch, Originalität, Leichtigkeit und Tiefe und nicht zu vordergründig-geballte Werbung. Eine gut gemachte Zeitung, die auf die Bedürfnisse von Lesern wie Kunden eingeht und sich von der Masse deutlich abhebt, wird auch eine Chance haben zu bestehen.
Ich hoffe es finden sich Mutige dafür. Ich bin gern dabei.
November 29, 2014
Typisch und stillos: Letzte Ausgabe, aber keine Info dazu im Printtitel und Homepage. Ein Dank an die Leser/innen, Geschäftspartner und Mitarbeiter/innen ist eigentlich selbstverständlich ... aber eben nicht beim CVD :(
Dezember 3, 2014
Warum wird mein Kommentar nicht freigeschalten?(29.11.14)
Dezember 3, 2014
@Kritiker Weil er eine Tatsachenbehauptung enthält, die ich nicht belegen kann, für die ich aber im Zweifel haften müsste (nach meiner Einschätzung, ich bin kein Jurist). Tut mir leid.
Dezember 3, 2014
Gut zu wissen, daß "Horst" mit seinem Kommentar offenlegt, den SB nie gelesen zu haben. "Zweit- und Drittverwertung von Artikeln aus den Mutterhäusern"? Also Chemnitzer Lokalnachrichten für Dresden und das Umland nur umgeschrieben, also die Wörter "Chemnitz" durch "Dresden" ersetzt und fertig? Den Artikel möchte ich mal sehen, sowas gabs beim SB nicht, jedenfalls nicht in den letzten zwei Jahren, seit dem ich den SB lese. Große Klasse auch, daß allein "Horst" weiß, wie "sich Papier auch deutlich sinnvoller verwerten" läßt. Der SB war ein Anzeigenblatt! Mit Anzeigen und entsprechenden Werbebeilagen finanziert sich so eine Zeitung - ist das so schwer zu verstehen? Offenbar ja. Es ist ja schön, daß der Tod des SB hier kommentiert wird, aber mit Bemerkungen auf dem Niveau der Leserbriefe in der "Sächsischen Zeitung" ist "Horst" hier an der falschen Adresse, da sollte er sich besser direkt an die SZ wenden.
Dezember 5, 2014
@lilli: einen sächsichen WochenENDboten wird es wohl nicht geben -eher eine kostenlose Freitags SZ im Ballungsraum um Dresden - dort wo der Wochenkurier nicht auf Wochenzustellung umgestellt hat!
Die "Resthaushaltsabdeckung" (schon die Worte "Rest" und "Abdeckung" erwecken in mir als Verbraucher ein gruseln)! für Aldi + Co muss doch für 6,37€/h die ZUstellung im redaktionellen Umfeld ab 2015 sichergestellt werden. Andernfalls werden 8,50€/h für das Austragen fällig! Was zwangsläufig zu zwei Fragen führt!
Warum sollten die Abonnenten mit ihren Beiträgen solchen ....bezahlen? Die Austräger sollten keine Angst haben den Mindestlohn für ihre Arbeit bei Wind und Wetter zu fordern! Bei dem jetzigen robusten Arbeitsmarkt gibt es die 8,50€/h Alternativen! Die 6,37€ Zusteller (ohne ein Pauschalurteil fällen zu wollen) stehen dann bestimmt eher für die jetzt schon bekannten Zustellprobleme. Beispiele sind hier im Blog genug vorhanden. Denn es gilt auch ab 2015 zu Recht: If you pay banana, you get monkeys!
Also Lilli nur Mut! Frag doch bei der SZ mal nach ob Interesse besteht an einer kulturellen WochenENDeinlage in der SZ mit besonderen Inhalten (sehr hoher regionaler Bezug) und frischer Optik (auf besseren Papier) und verknüpf mit interaktiven Elementen vielleicht gleich zum direkten buchen….
Vielleicht stehen die Zeichen auf +++ - das Orakel ist mit Dir!
Dezember 7, 2014
@orakel
Der Mindestlohn für die Zusteller kommt nicht 2015 sondern erst 2017 dafür haben schon die Lobbylisten gesorgt. Die Prospekte werden dann eben ohne Zeitung zugestellt der Witz an der Sache ist das da durch auch weniger Lohn gezahlt wird.
Dezember 11, 2014
@Heiko Kistler
Nicht ganz korrekt: §24 Übergangsregelung
"Zeitungszustellerinnen und Zeitungszusteller im Sinne der Sätze 1 und 2 sind Personen, die in einem Arbeitsverhältnis ausschließlich periodische Zeitungen oder Zeitschriften an Endkunden zustellen; dies umfasst auch Zustellerinnen und Zusteller von Anzeigenblättern mit redaktionellem Inhalt." Die Betonung liegt hier auf "ausschließlich"
Auf gut deutsch "Werbefische" wie Prospekte, Flyer,... in Zeitungspapier eingewickelt 6,37€/h - ohne störende Hülle 8,50€/h fürs austragen.
Große Frage - was ist mit den "Hybrid"zustellern? z.B. Stanzflyer einer bekannten Drogeriekette können nicht automatisiert in die Zeitung eingelegt werden? .....
Daher nur 2 Bananen und keine Apfelsine an alle Beteiligten (Politiker, Beamte, Lobbyisten,..) an diesen Gesetz.
Oh "Herr" lass Hirn regnen!
Für die Austräger ist dto auch interessant ob die Tätigkeit im Rahmen der Kurzfristigkeit also brutto=netto erfolgt!