"Leben im Osten": Das ist der Titel einer Sonderbeilage, die heute (2.10.2014) in insgesamt 15 ostdeutschen Tageszeitungen erschienen ist (der Ausriss oben stammt aus der "Freien Presse"). Auch die Zeitschrift "SUPERillu" berichtet in einer Serie über die Ergebnisse.
Inhaltlich beschäftigt sich die Beilage mit dem Herbst 1989 und den Auswirkungen auf das Leben heute in Ostdeutschland. So hat das Institut für Demoskopie Allensbach den Wertewandel in den letzten 25 Jahren in Ostdeutschland untersucht und dafür rund 1.500 Ostdeutsche sowie rund 1.100 Westdeutsche zu ihren Einstellungen, Lebenssituationen und Zukunftserwartungen befragt. Außerdem gibt es eine ganze Reihe Reportagen, Porträts und Interviews, etwa über die schwierige Erinnungsarbeit, die Vorurteile zwischen Ost und West, die Auswirkungen der Wende auf einzelne Orte oder auch das Thema Abwanderung.
Die Beiträge sind ein Gemeinschaftswerk, das es in der Form vorher so noch nicht gegeben hat: In einem ersten Treffen aller Chefredakteure war eine erste grobe Planung erfolgt, die in einer kleineren Chefredakteursrunde dann konkretisiert und umgesetzt worden ist. Deswegen sind die Inhalte der ersten 12 Seiten in allen Beilagen nahezu gleich; die Umfänge der Sonderbeilage variieren aber von Zeitung zu Zeitung. So hat die "Freie Presse" 20 Seiten, die "LVZ" 24 Seiten produziert. Jeder der beteiligten Zeitungen hatte Beiträge in einen Pool gestellt, aus der dann die gemeinsame Beilage entstanden ist.
Wie aus Branchenkreisen zu hören ist, hatte die Agentur zebra consult (gehört zur zebra-Gruppe) die Idee angestoßen und die die Allensbach-Studie beauftragt. Die Koordination der Anzeigen und Redaktion erfolgte im wesentlichen bei der "Freien Presse" in Chemnitz. Die Finanzierung erfolgte über Anzeigen, von denen einige lokal, andere durchgängig geschaltet sind.
Konkret erschienen ist die Beilage in folgenden Zeitungen: "Berliner Zeitung", "Freie Presse", "Lausitzer Rundschau", "Leipziger Volkszeitung", "Märkische Allgemeine", "Märkische Oderzeitung", "Mitteldeutsche Zeitung", "Ostsee Zeitung", "Sächsische Zeitung", "Südthüringer Presse Plus", "Schweriner Volkszeitung", "Volksstimme" und den Blättern der Zeitungsgruppe Thüringen ("Thüringer Allgemeine", "Ostthüringer Zeitung" und "Thüringische Landeszeitung").
Bei LVZ-Online ist eine Meldung zu der Sonderbeilage erschienen, Titel: "Deutsche Einheit: Jeder zweite Ossi sieht sich als Gewinner - 24 Seiten Sonderbeilage".
Wer sich für die Ergebnisse interessiert, besorge sich noch schnell eine Ausgabe einer der Zeitungen. Einiges ist auch in der ausführlichen Pressemiteilung der zebra consult nachzulesen, die wir im folgenden dokumentieren:
25 Jahre Mauerfall: Das gemeinsame Lebensgefühl heißt „Optimismus“
Das Institut für Demoskopie Allensbach untersuchte im Auftrag der zebra I group Werte und Lebenssituation der Bundesbürger Ost im Vergleich zu ihren Nachbarn im Westen
Chemnitz / Dresden _ Die Ostdeutschen sind so optimistisch wie noch nie seit der Wiedervereinigung. 25 Jahre nach dem Mauerfall rücken sie in ihren Werten und Lebenszielen mit ihren Nachbarn im Westen immer näher zusammen. Das ist das Fazit der neuen Studie „Wertewandel Ost“, die das Institut für Demoskopie Allensbach durchgeführt hat. Im Auftrag von zebra | consult, der Strategie-Beratungsgesellschaft der zebra I group, befragten die Meinungsforscher rund 1.500 Ostdeutsche ab 16 Jahren sowie rund 1.100 Westdeutsche zu ihren Einstellungen, Lebenssituationen und Zukunftserwartungen.
Demnach sieht sich jeder zweite Ostdeutsche als Gewinner der Wiedervereinigung – nur 23 Prozent als Verlierer. Die persönliche Einordnung steht dabei im engen Zusammenhang mit der gegenwärtigen materiellen Situation. Ebenfalls jeder Zweite gibt an, optimistisch in die Zukunft zu schauen – das ist der höchste Wert seit der Wiedervereinigung und der anschließenden Euphorie in den 1990er Jahren. Die Skeptiker, die hier eher mit Befürchtungen in die nächsten Jahre gehen, sind mit 15 Prozent klar in der Minderheit. Auf einer Skala von 1 bis 10 bewerten die Bundesbürger im Osten ihre Zufriedenheit inzwischen mit 7, wobei 10 „völlig zufrieden“ bedeutet. Das ist die höchste Nennung seit der erstmaligen Allensbach-Messung im Jahr 1993. Der Wert liegt damit nahezu gleichauf mit dem Westen (7,3 Punkte). „Diese Übereinstimmung ist symptomatisch für das gesamtdeutsche Lebensgefühl im Jahr 2014. Egal ob es um Wertevorstellungen, Prioritäten aber auch Ängste im Leben geht: Ost und West waren in Summe noch nie so nah beieinander wie jetzt“, interpretiert Ralf Sippel, Chef von zebra I consult, die Ergebnisse. Das Beratungsunternehmen der zebra I group zeichnete federführend für das Studiendesign verantwortlich.
In ihren Lebensentwürfen lassen sich 25 Jahre nach dem Mauerfall kaum noch Unterschiede zwischen den beiden ehemals getrennten Teilen Deutschlands ausmachen. Soziale Beziehungen sind im Osten am wichtigsten; im Westen ebenso: Gute Freunde und eine enge Beziehung zu anderen Menschen finden 84 Prozent der befragten Ostdeutschen besonders erstrebenswert. Von den Westdeutschen führen dies 85 Prozent an. Gleich dahinter werden Familie (Ost: 82 Prozent, West: 78 Prozent) und glückliche Partnerschaften (jeweils 76 Prozent) genannt. Materielle Werte wie etwa ein hohes Einkommen folgen erst mit deutlichem Abstand.
Dieser gemeinsame Wertekanon spiegelt sich auch in den Antworten auf Fragen wie „Was gibt mir Sicherheit?“ bzw. „Was bereitet mir Sorgen?“ wider: In Ost- und Westdeutschland gilt ein ausreichendes Finanzpolster als beste Maßnahme, um beruhigt zu leben – noch vor der Sicherheit, die das eigene soziale Umfeld (Familie / Freunde) bietet. Im Gegenzug ängstigt die Bundesbürger in Ost und West gleichermaßen die mögliche eigene Pflegebedürftigkeit (jeweils 61 Prozent). Auch die Zunahme von Gewalt und Kriminalität, die wachsende Kluft zwischen Arm und Reich sowie die unsicheren Renten gehören zu den größten Sorgen der Menschen im Osten und Westen der Bundesrepublik. Deutliche Unterschiede ergeben sich hinsichtlich struktureller Probleme in der eigenen Region: Drohender Ärztemangel, Wegzug junger Menschen und immer weniger Arbeitsplätze beschäftigen die Ostdeutschen weitaus mehr.
Im Verlauf der letzten 20 Jahre haben sich die Unterschiede in der Einschätzung der eigenen wirtschaftlichen Lage in Ost- und Westdeutschland immer weiter verringert. Aktuell bewerten die Ostdeutschen die eigene wirtschaftliche Situation genauso positiv wie die westdeutsche Bevölkerung und so gut wie noch nie seit der Wiedervereinigung: 52 Prozent (Ost) bzw. 54 Prozent (West) bezeichnen sie als (sehr) gut. Entsprechend machen sich immer weniger Berufstätige Sorgen um ihren Arbeitsplatz.
Als wesentliche Herausforderung, so zeigt die Studie, kristallisiert sich für die Zukunft das Schaffen wirtschaftlicher Perspektiven für junge Leute in der Region heraus: 61 Prozent sehen die Chancen junger Menschen in der eigenen Region einen geeigneten Ausbildungs- oder Arbeitsplatz zu finden, als weniger gut oder gar nicht gut an. „Hier besteht Handlungsbedarf: Vor allem bei den Unter-30-Jährigen liebäugeln viele mit einem Umzug Richtung Westen – in der Hoffnung auf bessere berufliche Perspektiven sowie höhere Löhne und Gehälter. Politik und Wirtschaft sind hier gleichermaßen gefordert, die strukturellen Rahmenbedingungen für junge Leute zu verbessern. Nur so schaffen wir einen nachhaltigen, dauerhaften Aufschwung Ost“, so Sippel.
Mit dem Thema gelang es zebra l consult erstmals, dass nahezu alle ostdeutschen Tageszeitungen die Studie in einer gemeinsamen Sonderbeilage verlegen. Auch die SUPERillu verlegt die Studie in einer redaktionellen Serie.
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