Was der MDR nicht hinbekommt, haben jetzt die drei großen sächsischen Tageszeitungen geregelt:
Am 18.8.2014 wird sich Ministerpräsident Stanislaw Tillich live der Debatte mit Oppositionsführer Rico Gebhardt stellen.
Darüber berichten heute (2.8.2014) "Freie Presse", "Sächsische Zeitung" und "Leipziger Volkszeitung" (inklusive Ablegern wie den "Dresdner Neuesten Nachrichten") jeweils im Aufmacher auf Seite 1 (s. Bilder).
Die Veranstaltung ist ein Scoop für die Zeitungen und gleichzeitig eine Blamage für den Mitteldeutschen Rundfunk (MDR). Der hatte es im Vorfeld nicht geschafft, eine öffentliche Fernsehdebatte mit Ministerpräsident und Oppositionsführern zu organisieren.
Zwar hatte MDR-Chefredakteur Stefan Raue eine entsprechende Einladung angekündigt (vgl. "Leipziger Volkszeitung" vom 8.5.2014: "Kneift Tillich oder kommt es im MDR jetzt doch zur großen Wahl-Kandidaten-Runde?"). Als aber klar war, dass sich Tillich nicht an einer Debatte beteiligen wollte, kniff der öffentlich-rechtliche Sender und änderte die Planungen für die Elefantenrunde wieder.
Als Ergebnis wird es im MDR nun eine Sendung geben, bei der die Parteivertreter jeweils von unterschiedlichen Orten zugeschaltet werden; der Sender will dann bei allen mit zwei Kamerateams vor Ort sein. Eine großangelegte Gebührenverschwendung und gleichzeitig ein Kniefall vor der sächsischen Regierungspartei (vgl. "Freie Presse" vom 17.6.2014: "Keine Spitzenrunde zur Wahl: MDR will Politiker nur zuschalten").
Nun haben die Zeitungen zumindest ein Zweier-Duell zwischen CDU-Chef und Ministerpräsidenten Tillich und Linken-Chef Gebhardt als Führer der größten Oppositionspartei hinbekommen. Die Fragen werden die drei Chefredakteure Torsten Kleditzsch ("FP"), Uwe Vetterick ("SZ") und Jan Emendörfer ("LVZ") stellen.
Über die Aufmacherseiten heute werden die Leser aufgefordert, eigene Fragen per Mail einzusenden. Das Wahlduell findet am 18.8.2014 ab 19 Uhr statt, die kostenlosen Karten können unter 0800-2181050 bestellt oder bei den Geschäftsstellen der Zeitungen abgeholt werden (max. 2 pro Person).
Auch die Online-Dienste der Zeitungen berichten:
freiepresse.de: "Stanislaw Tillich stellt sich der Wahldebatte mit Rico Gebhardt"
sz-online.de: "Tillich stellt sich Wahldebatte mit Linken-Chef"
lvz-online.de: "Wahldebatte mit LVZ-Lesern: Tillich stellt sich live Schlagabtausch"
August 2, 2014
“Live“? Für 450 Leute ...
Fragt doch mal, ob es einen Livestream gibt - und wenn nicht, welcher Spitzenkandidat das nicht wollte!
August 4, 2014
"Geregelt" wurde hier gar nichts. Tillich hat nach der (überregionalen) Kritik an seiner Ablehnung einer Konfrontation mit der Opposition das gemacht, was er immer macht. Das effektivste Mittel zur Abwehr gewählt. Das sieht hier so aus:
1. Zustimmung zum Gesprächsduell, ohne Live-Stream (Reichweiteneingrenzung)
2. Den debattenfreundlichsten Gegner "genehmigen"...die Linke ist sicherlich bei weitem nicht so angriffslustig eingestellt, wie etwa die SPD
3. die Tageszeitungen gegen den MDR ausspielen. Der überhebliche Stolz der drei "Großen" sorgt genau für die Schlagzeilen, die Tillich braucht. Es bleibt aber ein riesen Unterschied, ob sich Tillich einer im Fernsehen ausgestrahlten Diskussion mit den Spitzenkandidaten stellt, oder seine Diskussion mit Gebhardt quasi als Interview in Zeitungen wiedergegeben wird.
4. Argumentativ die Unwilligkeitsdebatte aushebeln.
Das ist einfach nur profane Machtpolitik...und sie funktioniert auch noch *seufz*. Sachsen bleibt halt dumm.