Der Geschäftsführer der "Leipziger Volkszeitung" und "Dresdner Neueste Nachrichten" Marc Zeimetz und "LVZ"-Chefredakteur Jan Emendörfer haben gestern (21.5.2014) in Leipzig und heute in Dresden die Mitarbeiter über die Umsetzung des Sparprogramms "Madsack 2018" informiert.
Bei beiden Zeitungen werden Stellen gestrichen, in Leipzig wird außerdem die Redaktionsstruktur grundsätzlich umgebaut. Die Veränderungen sind in einem vom 20.5.2014 datierten Brief an die "LVZ"-Mitarbeiter erklärt, der Flurfunk vorliegt (Nachtrag 23.5.2014: Daniel Große hat den Brief inzwischen veröffentlicht).
Dresden: Stellenabbau und mehr Inhalte aus Hannover
Nach Flurfunk-Dresden-Informationen sind die rund 25 Mitarbeiter in der Redaktion der "Dresdner Neueste Nachrichten" von Planstellenkürzungen im Bereich um die 30 Prozent betroffen. Welche Stellen genau wegfallen, soll in den kommenden Wochen verhandelt werden – erste Positionen sind bereits schon jetzt nicht wieder besetzt worden.
Künftig werden außerdem noch mehr Inhalte der "Dresdner Neueste Nachrichten" wie auch der "Leipziger Volkszeitung" in Hannover produziert. Denn das Konzept "Madsack 2018" sieht eine starke Zentralisierung überregionaler Inhalte für die Regionalzeitungen vor – diese werden von der in Hannover ansässigen Zentralredaktion "Redaktionsnetzwerk Deutschland" (kurz "RND", in den Lokalredaktionen gern auch schon mal "Reichnachrichtendienst" genannt) produziert.
Aus dem Umfeld der Dresdner Redaktion heißt es, dass beispielsweise große lokale Wirtschaftsthemen künftig ihren Platz auf der Titelseite oder im Lokalteil finden müssten, würden die Wirtschaftsseiten künftig doch aus Hannover kommen.
Mit dem Relaunch der Blätter "Leipziger Volkszeitung", "Dresdner Neueste Nachrichten" und "Hannoversche Allgemeine" zum 10.5.2014 hat sich bereits die Optik der drei Titel vereinheitlicht. Schon länger komme etwa die Medienseite aus Niedersachsen, heißt es, seit kurzem außerdem die letzte Seite "Aus aller Welt". In naher Zukunft dürften Film- und Auto-Inhalte sowie weitere Seiten folgen.
Leipzig: von 126 auf 90 Planstellen
In Leipzig wird mit dem Umbau die Belegschaft der "LVZ" bzw. im Verlag von 126 auf 90 Stellen reduziert (vgl. dazu auch das DJV-Blog vom 22.5.2014: "LVZ im Schock"). Die Zielstruktur "90 Vollzeitstellen" ist auch in dem Brief an die Mitarbeiter formuliert.
Dort heißt es wörtlich:
"Um diese Zielstruktur zu erreichen, soll vor allem das Modell der Altersteilzeit ausgeschöpft werden. Dennoch werden etwas 20 Planstellen übrig bleiben, die sich nicht auf diesem Wege abbauen lassen."
Welche Stellen wo und wie eingespart werden, will die Geschäftsführung mit Betriebsrat und Mitarbeitern in den kommenden Wochen verhandeln – man strebe eine "einvernehmliche Lösung" an.
In dem Schreiben an die "LVZ"-Mitarbeiter ist außerdem erklärt, dass aus dem heutigen Newsdesk in Leipzig ein Regio-Desk werden soll, an dem, so wörtlich:
"alle redaktionellen Inhalte der Fachressorts aus Sachsen und Mitteldeutschland sowie aus Leipzig von einem qualifizierten Team quasi aus einer Hand produziert werden, inklusive online-content. Hier laufen auch die inhaltlichen Zulieferungen des Redaktionsnetzwerkes Deutschland (RND, Hannover) auf und werden in die einzelnen Bücher der Zeitung gelenkt."
Außerdem wird am Standort Leipzig ein zusätzlicher Newsroom zur Produktion aller Lokalausgaben geschaffen werden: "Dadurch kommt es zu einer schärferen Trennung zwischen Reportern und Producern auch im Lokalen."
Sprich: Die Verwaltungsstrukturen wie bspw. Seketariatsstellen fallen in den Außenredaktionen komplett weg. Laut Blogger und "LVZ"-Kritiker Daniel Große betrifft das die Außenredaktionen in Delitzsch-Eilenburg, Muldental und Borna-Geihain – dort sollen nach seinen Informationen maximal drei Mitarbeiter verbleiben (vgl. Große Worte vom 22.5.2014: "Leipziger Volkszeitung: Massiver Stellenabbau bis Ende 2015").
Das Programm Madsack 2018 war Ende März vom Madsack-Aufsichtsrat verabschiedet worden – in der Folge hatte die Arbeitnehmervertretung mehrfach klare Ansagen eingefordert (vgl. Flurfunk Dresden vom 19.4.2014: "'Wir sind in großer Sorge': 'LVZ'-Mitarbeiter schreiben an Madsack-Chefs" und vom 29.4.2014: "'LVZ': Madsack-Geschäftsführung antwortet auf Mitarbeiter-Brief").
Zur Begründung der Sparmaßnahmen heißt es in dem Brief an die "LVZ"-Belegschaft u.a.:
"Die LEIPZIGER VOLKSZEITUNG hat in den letzten sechs Jahren 17 Prozent Auflage verloren. Im selben Zeitraum sind die Erlöse aus dem Anzeigen- und Beilagengeschäft der LVZ-Gruppe um 50 Prozent gesunken, von 50 Millionen auf 25 Millionen. Damit unser Blatt auch in Zukunft erfolgreich am Markt bestehen kann, müssen wir uns auch redaktionell neu aufstellen."
Mai 22, 2014
Dramatische Entwicklung, den Kollegen wünscht man nur das Beste
Mai 23, 2014
Man wundert sich, dass man mit Erzeugnissen, wie der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung" offensichtlich noch irgendwie Geld verdienen kann. Das Konzept besteht seit Jahren darin, wenige oberflächliche Fakten ergänzt mit PR und Propaganda über die angeblich gute wirtschaftliche Lage in Deutschland zu verbreiten, natürlich konsequent angereichert mit bewährten Vorurteilen über die "guten deutschen Premium-Autos", "faule Südeuropäer", "den göttlichen Volkswagen-Konzern", um schliesslich die Unwissenden kleinen Leute schön brav auf neoliberaler Linie zu halten, damit die eigentlichen Manipulierer und Trickser immer schön so weitermachen können und ihre Privilegien ausbauen können -