Beide Ausschnitte stammen aus Dresdner Zeitungen vom gleichen Tag, der obere ist am Samstag (17.5.2014) in den "Dresdner Neuesten Nachrichten" erschienen, der untere stammt von Seite 1 der "Sächsischen Zeitung".
Die Antwort, wieso die Zahlen so unterschiedlich ausfallen? Steht im Grunde auch in der Zeitung, wenn man die Auswertungstexte liest:
Die "Sächsische Zeitung" schreibt selbst, dass es sich um eine "nicht repräsentativen Umfrage" handelt. Immerhin hat man 788 Dresdner per Online-Fragebogen befragt.
Im Begleittext zum "DNN"-Barometer, dass vom Institut für Kommunikationswissenschaft (IfK) der TU Dresden erstellt wird, leitet Prof. Wolfgang Donsbach seinen Auswertungstext sehr ausführlich damit ein, wie kritisch Umfragen zu Wahlen zu sehen sind – weil sich doch viele Wähler erst auf dem Weg zum Wahllokal entscheiden würden (Text ist leider online nicht zu finden).
Wörtlich schreibt Donsbach:
"Die Dresdner Neuesten Nachrichten und das Institut für Kommunikationswissenschaft geben daher bewusst keine Wahlprognose ab. Zwar haben wir im Vergleich zu unserem sonstigen Barometer die doppelte Anzahl von repräsentativ ausgewählten Bürgern befragt – 1010 – und damit die statistische Fehlerspanne noch einmal verringert. Aber der kurzfristige Meinungswandel und die ungewisse tatsächliche Wahlbeteiligung lassen sich auch damit nicht in den Griff bekommen."
Man kann so gesehen keiner der beiden Zeitungen einen Vorwurf machen, sie haben ja geschrieben, wie die Zahlen zu bewerten sind. Außerdem sind in beiden Umfragen Themenfelder abgefragt worden, was die Dresdner Bürger als wichtigste Aufgaben für den Stadtrat ansehen. Das wäre aus unserer Sicht wohl viel eher die zentrale Botschaft der Berichterstattung gewesen... aber auf der Titelseite machen sich potentielle konkrete Ergebnisse, die sich mit einem Blick (vermeintlich) erfassen lassen, viel besser.
Fazit: Wer nur die Diagramme anschaut, verliert. Und: Wer mehrere Zeitungen liest, ist klar im Vorteil.
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