Eigentümerwechsel: Das Dresdner Drucks- und Verlagshaus DD+V (u.a. "Sächsische Zeitung" und "Morgenpost Sachsen") verkauft seine Anteile an der WVD Mediengruppe in Chemnitz an die Chemnitzer Verlag und Druck GmbH & Co. KG (Mutterhaus der "Freien Presse") und die Weiss-Gruppe.
Zumindest liegt eine entsprechende Anmeldung beim Kartellamt und wartet dort auf Zustimmung.
Die WVD-Mediengruppe ist das zweitgrößte Verlagshaus in Chemnitz. Sie nennt auf ihrer Webseite eine ganze Reihe von Produkten, u.a. den "Wochenspiegel Sachsen", drei Amtsblätter sowie diverse kostenlose Magazine. Zu den Dienstleistungen zählen außerdem u.a. Haushaltsdirektwerbung, Zustellung, IT-Dienstleistungen und Druckvorstufe.
Am Hauptprodukt "Wochenspiegel", der bei der WVD im Tochterunternehmen Wochenspiegel-Verlag organisiert ist, wird die DD+V auch in Zukunft mit 25 Prozent beteiligt bleiben. Die übrigen 75 Prozent übernimmt die Weiss-Gruppe, die vorher schon an der WVD beteiligt war.
Die "Freie Presse" übernimmt insgesamt vier Teile der WVD: die Holding, die Servicegesellschaft (Satz+IT), die Dialogmarketing-Tochter und die Zustellung. Der Betrieb von "Sächsischer Bote" und "Blick" durch die "Freie Presse" ist von dem Deal nicht tangiert, das würde das Kartellamt nicht zulassen. Sicherlich aber wird man versuchen, Synergien bei den Zustellern und dem hauseigenen Vertrieb zu erzielen.
Generell ist es üblich, dass die einzelnen Häuser im Markt mit unterschiedlichen Titeln konkurrieren, bestimmte Dienstleistungen wie den Vertrieb aber beim gleichen Dienstleister beziehen bzw. an diesem sogar beteiligt sind. So wird der Wochenspiegel-Verlag auch weiterhin seine Dienstleistungen bei den bisherigen Partnern innerhalb der WVD beziehen.
Der Wochenblatt-Markt in Sachsen
Die aktuelle Entwicklung bietet die Gelegenheit, sich einmal eine Übersicht über den Markt der kostenlosen Wochenblätter im Freistaat zu verschaffen (Ergänzungen und Korrekturen in den Kommentaren oder per Mail ausdrücklich erwünscht!):
Die wesentlichen Akteure im sächsischen Markt für kostenlose Wochenblätter sind die Weiss-Gruppe und die drei großen Tageszeitungsverlage. Hinzu kommt eine Reihe eigenständiger klein- oder mittelständischer Verlage (etwa in Bautzen, Pirna und Sebnitz; Hinweis: Wir freuen uns über Ergänzungen dieser Aufzählung, gern in den Kommentaren oder per Mail!).
Die Weiss-Gruppe dürfte national einer der größten Anbieter von kostenlosen Wochenblättern sein. Sie gibt in Sachsen bisher den "Wochenkurier Dresden" und "Wochenkurier Brandenburg" (mit Erscheinungsgebieten im nördlichen Sachsen) heraus. Erst im Juli hatte man das "Aus" für "Wochenkurier Leipzig" und "Hallo Leipzig" verkündet (vgl. auch Große Worte vom 28.7.2013: "'Wochenkurier' und 'Hallo Leipzig' geben auf").
Auch vor dem aktuellen Deal war die Weiss-Gruppe an der WVD beteiligt. Die Zentrale des eher schweigsamen Medienhauses (unsere Kontaktaufnahmeversuche blieben unbeantwortet) sitzt in Monschau in der Eifel, ein großer Standort im Freistaat ist in Hoyerswerda angesiedelt (inklusive großer Druckerei).
Auch die "LVZ" hält sich mit "Leipziger Rundschau" und "SachsenSonntag" zwei Kostenlos-Blätter, die im Sommer zumindest in Leipzig die direkten Wettbewerber (eben "Hallo Leipzig" und Wochenkurier Leipzig") verloren haben.
Die DD+V bleibt, wie oben erwähnt, am "Wochenspiegel Sachsen" beteiligt und gibt außerdem weiterhin "Dresden am Wochenende" bzw. "DaWo" und die "freitagSZ" heraus. In Dresden und Umgebung ist außerdem regelmäßig der "Sächsische Bote" im Briefkasten zu finden. Er gehört wie das in Chemnitz erscheindene Wochenblatt "Blick" zur "Freien Presse".
Da alle Verlage auf ihren Webseiten bzw. in den Verkaufsunterlagen die Druckauflagen unterschiedlich angeben (teilweise zusammengerechnete Gesamtauflagen, teilweise Einzelauflagen), verzichten wir an dieser Stelle auf die Veröffentlichung einer Tabelle – wir müssten die Zahlen erst auseinander recherchieren. Die Tabelle wird bei Gelegenheit nachgereicht.
Festzuhalten bleibt aber, wie oben erwähnt: Bei dem Back-Office bzw. dem Vertrieb gibt es umfangreiche Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Häusern.
Wochenblatt-Geschäft unter Druck
Für die Tageszeitung birgt der Betrieb von Kostenlos-Zeitungen mehrere Vorteile: Die Druckmaschinen sind ausgelasteter, der Anzeigenumsatz geht nicht in "fremde Hände" und im günstigsten Falle sind auch Kooperationen im Vertrieb denkbar.
Allerdings gestaltet sich das Geschäft zunehmend schwieriger, wie aus der Branche zu hören ist. So spüren die Kostenlos-Titel zunehmend die Abwanderung der Werbeetats ins Netz – und das bei steigenden Papier- und Vertriebskosten. Mancher meint auch, es sei in den einzelnen Verbreitungsgebieten kein Platz für zwei Kostenlos-Titel.
Das schwierige Geschäft dürfte auch einer der Gründe für den Verkauf der WVD durch die DD+V sein. Im hauseigenen DD+V-Intranet liest sich das so:
"Getreu der Strategie 'Stark in der Region' unternimmt die DD+V Mediengruppe mit dem Verkauf einen wichtigen Schritt in Richtung Konzentration auf das Kerngeschäft in Ostsachsen. Ziel ist es, in diesem Markt weiter zu wachsen und dabei auch neue Geschäftsfelder zu entwickeln. Die Chemnitzer Morgenpost wird unabhängig davon mit ihrer Anbindung an die Dresdner Morgenpost auch in Zukunft ein wichtiger Standortfaktor im Chemnitzer Markt sein und erfährt sogar eine Stärkung durch die zukünftige Abozustellung durch die Freie Presse."
Innerhalb der DD+V hat der Verkauf auch personelle Konsequenzen: Björn Steigert, bislang Chef der WVD, übernimmt zum Jahresanfang die Geschäftsführung der Sächsische Zeitung GmbH in Dresden. Hier soll er sich "vorrangig um die Entwicklung der Verlagsgeschäfte" kümmern, so die hausinterne Meldung. Von seinen bisherigen Aufgaben in Chemnitz bleibt für ihn die Mit-Geschäftsführung beim "Wochenspiegel Sachsen" übrig.
Dezember 30, 2013
U. a.in Meißen, Riesa und Großenhain gibt es noch das Sonntagswochenblatt.
Februar 8, 2014
Entsprechend der Bilanzzahlen macht es keinen Sinn den Wochenspiegel im Raum Chemnitz zu erhalten. Die "Leipziger Variante" wird sicherlich folgen. Vielleicht mit Zugeständnissen für die Dresdner Region durch die Freie Presse. Getreu den Motto es darf nur noch "Eine Wochenzeitung" geben!
Februar 8, 2014
Ich kann mir zwei Varianten vorstellen:
1. Marktbereinigung wie in Leipzig, d. h. Wochenspiegel Chemnitz wird eingestellt, so dass nur noch den Blick von der Freien Presse gibt. Im Gegenzug wird der Sächsische Bote zu Gunsten der Titel der SZ und Weissgruppe (Dresden am Wochenende, Wochenkurier) eingestellt.
2. Die Freie Presse erhöht weiter den Druck mit dem Kauf von allem, was käuflich ist und mit weiter verstärktem Anzeigen-/Prospektpreiskamp (wenn es überhaupt noch geht bzw. die Verluste getragen und geduldet werden), um dann einen Anlauf zum Kauf der SZ zu machen (wenn es das Kartellamt mitmacht).
Februar 10, 2014
zu1. Logisch wäre die Wochenmitte des Sächsischen Boten in DD zu kappen da der Wochenkurier ja nicht strategisches Ziel ist sondern siehe 2.
zu2. Ja natürlich insoweit passt die SZ auch nicht zu G+J - Bertelsmann
AmM Ende des Monats sind wir zu 1. schlauer und das Orakel schließt sich
Februar 10, 2014
http://www.wochenspiegel-sachsen.de/fileadmin/portal/galerie/WS-Ausgaben/WSCSA_14_06_ebook.pdf
In eigener Sache
Liebe Leserinnen und Leser,
liebe Kunden und Partner,
heute halten Sie die Samstagsausgabe
Ihres WochenSpiegels
letztmalig in den Händen. Die
Gesellschafter und die Geschäftsführung
der Wochenspiegel
Sachsen Verlag GmbH
haben entschieden, den Wochenendtitel
einzustellen und
sich verstärkt auf den Mittwoch
zu konzentrieren. Wir
wollen uns zukünftig gemeinsam
mit unseren Mitarbeiterinnen
und Mitarbeitern auf
die lokale Berichterstattung
und das lokale Geschäft in dieser
Ausgabe konzentrieren.
Unsere Redakteure und Kundenberater
stehen Ihnen weiterhin
kompetent mit Rat und
Tat zur Seite. Wir freuen uns
auf die Fortsetzung der vertrauensvollen
und konstruktiven
Zusammenarbeit.
Die Geschäftsführung
Februar 11, 2014
... ging ja schnell - mal sehen was in Dresden passiert.
Februar 11, 2014
@ausorakelt Vielen Dank für den Hinweis, Meldung ist in Arbeit, ich will nur noch eine Stellungnahme vom Verlag einholen (es zumindest versuchen).
@Traphael & @orakel Hübsche Spekulation, allerdings gehe ich mal davon aus, dass das Kartellamt eine Übernahme der SZ durch die FP niemals zulassen würde, selbst bei gelockertem Übernahmerecht nicht.
Februar 11, 2014
Muss ja nicht die FP bzw. Der CVD sein. Schaub hat ja noch weitere Beteiligungen, die in dieser Sache aktiv werden könnten.
Februar 12, 2014
Jetzt ist es amtlich: Die Mittwochsausgabe des Sächsischen Boten wird eingestellt:
http://www.saechsischer-bote.de/pdf_download/20140212_SB_DresdenOst.pdf
Somit geht die Marktbereinigung in Sachsen in die Endphase und den Wochenkurier wird es freuen.
Februar 13, 2014
So, hier nun endlich die Meldungen zu "Sächsischer Bote" und "Wochenspiegel":
http://www.flurfunk-dresden.de/2014/02/13/saechsischer-bote-erscheint-kuenftig-nur-noch-am-samstag/
http://www.flurfunk-dresden.de/2014/02/13/rueckzug-vom-wochenende-wochenspiegel-sachsen-ohne-samstags-ausgabe/
Heute gingen dann prompt der Hinweis ein, wer als nächstes eine Meldung wert ist... Aber hier gilt wie bei allen anderen Meldungen für uns: erst die Gegenrecherche.
Danke noch einmal für die Hinweise!
Mai 14, 2014
Aufregung bei Dawo
Einstellung in 06-2014 In Vorbereitung?!
Mai 14, 2014
... kann gut sein, denn wie orkale orakelte: "Es darf nur eine Wochenzeitung geben (am gleichen Erscheinungstag)".Fehlt nur noch, dass der Blick oder der Wochenspiegel mittwochs eingestellt wird. Dann ist der Markt - bis auf einige kleine "Wadenbeisser" - bereinigt. Fragt sich nur, ob man dann die Anzeigen-/Beilagenpreise anziehen kann.
Mai 15, 2014
"Wadenbeisser" Walter Werbung aus Rabenau hat aus gebissen
Aufträge übernimmt wahrscheinlich Post Modern
Die Anzeigen- u. Beilagenpreise werden adäquat zum Rückgang des
Buchungsvolumen derselbigen steigen +- Sondereffekt wie Mindestlohn
Mai 16, 2014
“Wadenbeisser” Walter Werbung Dresden ende mai ende
Aufträge zu PoMo oder DD+V
Walter Werbung Leipzig an LVZ
jeweils nur die Aufträge
Mai 21, 2014
In Dresden wird es wohl wie fast immer so laufen: Aufträge gehen "offiziell" an DD+V und die geben die Aufträge an den Wochenkurier weiter, denn: DD+V hat kein samstags und mittwochs haushaltsabdeckendes Zustellnetz und müsste es teuer aufbauen = keine Rendite bei den ohnehin geringen Prospekt-/Beilagenpreisen. Der Wochenkurier hat mittwochs seine Titel als Trägerobjekte und samstags eine Direktverteilschiene. Da kommen zu günstigen Konditionen die neuen Aufräge on top und jeder verdient was. Nur der Kunde ist der "Dumme": Er glaubt DD+V-Qualität zu bekommen (was nicht heißt muss, dass die Verteil-Qualität vom Wochenkurier schlechter ist).
Mai 28, 2014
@ Traphael = andersrum entspricht wohl eher der Wahrheit.
Zitat: Homepage http://www.kds-dresden.de
Die KurierDirektservice Dresden GmbH (KDS) ging aus der am 16. März 2000 gegründeten KurierDirektservice Dresden GmbH & Co. KG hervor und ist eine 100%ige Tochter der DD+V Mediengruppe.
KDS übernimmt die Zustellung von Anzeigenblättern, Amtsblättern, Beilagen und Prospekten im Direktionsbezirk Dresden. Dazu gehören der Wochenkurier Dresden sowie Beilagen und Prospekte großer Lebensmitteldiscounter und Baumärkte.