Fazit: Alles eigentlich wie immer. Alle verlieren an Auflage.
Das ist für die Zeitungsmacher schon ganz schön bitter. Wobei, das sei angemerkt: Die Zahl der verkauften Exemplare zumindest von "Sächsischer Zeitung", "Freier Presse" und "Leipziger Volkszeitung" bewegen sich nach wie vor auf sehr hohem Niveau.
Was macht man, wenn die Vertriebserlöse kontinuierlich sinken, die Kosten aber eher steigen? Richtig, man hebt den Preis für die verbliebenen Kunden. Einzelne Titel haben - wie in den vergangenen Jahren auch schon - die Sommerzeit zur Preiserhöhung genutzt.
So kostet die "DNN" ab 1.8.2013 monatlich 24,90 Euro, die Dresden-Ausgabe der "Sächsischen Zeitung" steigt erneut um 1 Euro mehr auf jetzt 25,70 Euro. Die Boulevard-Titel hatten dagegen im Herbst den Preis um je 10 Cent pro Ausgabe angehoben (vgl. Flurfunk Dresden vom 22.11.2012). (Hinweis: Leider ist es uns nicht möglich, die Preise bzw. Preisbewegungen aller Zeitungen zu dokumentieren oder nachzurecherchieren - wir freuen uns immer über Hinweise in der Kommentarspalte.)
Zur IVW-Einzelauswertung, erstmal auf die Landeshauptstadt Dresden bezogen:
Stärkster Verlierer in Prozent ist die lokale "BILD"-Ausgabe, die durchschnittlich 3.640 Exemplare weniger verkauft hat (-7,05%) und erstmals die 50.000 Grenze unterschreitet. Die Steigerung der sonstigen Verkäufe von 399 auf 1.395 Exemplare (immerhin +249,87%) retten die Bilanz da auch nicht mehr. Stellt sich die Frage, welchen Anteil der Ausbau der Lokal-Berichterstattung in Chemnitz an der Auflagenentwicklung hatte… (vgl. Flurfunk Dresden vom 1.2.2012: "'BILD': Chemnitz-Ausgabe wieder mit eigenen Seiten und größerer Redaktion")?
Die "Morgenpost Dresden" verliert in absoluten Zahlen sogar noch mehr Leser: 3.880 Exemplare (-5,85%) weniger als im Vorjahresquartal lassen die Auflage auf jetzt noch 62.426 Exemplare sinken. Da liegt die Prognose nahe, dass in absehbarer Zeit die 60.000er Marke unterschritten wird.
"Nur" -2,7% kann die "Sächsische Zeitung" für die Ausgabe Dresden vermelden - mit 85.642 verkauften Exemplaren ist und bleibt man in der Landeshauptstadt die stärkste Zeitung. Immerhin: Das ePaper-Angebot scheint langsam anzuziehen, von de 1.164 verkauften ePaper-Exemplaren sind 417 Abos. Ebenfalls bemerkenswert: Die "SZ" kann genau wie die "DNN" eine (kleine) Steigerung im Einzelverkauf vorweisen.
Abe auch dieser Titel verliert Auflage: 751 Exempare weniger hat auch die "DNN" im zweiten Quartal 2013 verkauft - als kleinste der vier Zeitungen bedeutet das trotzdem einen Verlust von 3% und ein Absinken unter die 25.000er-Marke auf jetzt noch 24.306 verkaufte Exemplare.
Auf Landesebene sieht die Entwicklung nicht viel anders aus:
Die "Freie Presse" als größte Zeitung im Freistaat meldet 261.126 verkaufte Exemplare - das bedeutet gerade einmal -3,16 % im Vergleich zum Vorjahresquartal. Immerhin hat die Zahl der verkauften ePaper-Ausgaben (insgesamt 3.464) zugenommen - man kann jetzt schon über 1.000 Abonnenten der "ungedruckten" Ausgabe vorweisen.
Die "Sächsische" verkauft jetzt im Schnitt 244.884 Exemplare (-2,95%); wobei auch bei der Gesamtauflage ein bescheidener Anstieg im Einzelverkauf zu bemerken ist. Auch hier hat die Zahl der ePaper-Ausgaben zugenommen, man verkauft jetzt "ungedruckte" 2.098 Exemplare (davon 753 im Abo).
Die "LVZ" kommt mit -5.785 verkauften Exemplaren sogar "nur" auf -2,67%; die ePaper-Zahl ist auf 788 Exemplare gestiegen (im Vorjahr waren es 226). Auch hier ist absehbar, dass die Auflage bald unter die 200.000er Marke sinkt.
Trotzdem zählen alle drei sächsischen Abonnentenzeitungen im Bundesschnitt noch zu den Titeln mit sehr großen Auflagen (das ist historisch bedingt, hat man doch das Erbe der Bezirkszeitungen angetreten). Das mag den Niedergang der gedruckten Auflagen noch verzögern, aufhalten wird es ihn nicht.
Wer schafft wie den Sprung ins digitale Zeitalter? Wer findet neue Erlösquellen? Geht das Konzept Pay-Content oder Digi-Abo auf? Oder gibt es zeitnah alternative Angebote?
Wir sind sehr gespannt.
Juli 25, 2013
Es wäre aufschlussreich, zusätzlich demografische Infos über die Abonnenten zu haben. Ich vermute, ein Großteil der geschwundenen Abos sind durch Tod des Abonnenten begründet - während eben am anderen Ende der Altersskala kaum noch jemand Printmedien abonniert. Interessant, dass z.B. »crescendo«, das sich laut Mediadaten vorrangig an ein Publikum "60 Jahre und älter" wendet, leicht an Auflage zugelegt hat.
Juli 25, 2013
Da ist vermutlich der Name »crescendo« Programm.
Die Zeitschrift hat allerdings auch nur 1.705 Abonnenten, während 6.200 Exemplare verkauft und etwa 63.000 Exemplare als Freistücke verteilt werden. Da sind die Leserinnen und Leser vermutlich nicht die Haupteinnahmequelle ;-)
Juli 25, 2013
Noch ein wichtiger Hinweis: Man kann Zeitungen und Zeitschriften nicht direkt vergleichen. Die Zeitung muss sich jeden Tag beim Leser behaupten, die Zeitschrift nur in gewissen Abständen.
Der demographische Wandel spielt bei den Abos sicher eine Rolle, ich werde mal versuchen, das zu erfragen. Das variiert aber übrigens sicherlich auch von Titel zu Titel - ich habe mein erstes Zeitungsabo auch erst mit Ende 30 abgeschlossen.
Juli 25, 2013
Hinweis auf einen hochinteressanten Artikel:
http://www.indiskretionehrensache.de/2013/07/springer-funke-zeitungskrise/