Die "Leipziger Internet-Zeitung" ("L-IZ") liefert uns aktuell eine herrliche Steilvorlage für eine Geschichte, die seit ziemlich genau einem Jahr in unserem Entwürfe-Ordner liegt: eine Liste mit Themenvorschlägen für den Medientreffpunkt Mitteldeutschland (MTM).
Nicht missverstehen: Als Netzwerktreffen funktioniert der MTM aus unserer Sicht ganz hervorragend - wir sind gern dort (wenn es auch dieses Jahr kurzfristig nicht gepasst hat) und treffen stets auf zahlreiche Ansprechpartner der unterschiedlichsten Institutionen, die man sonst selten persönlich trifft.
Trotzdem, die Kritik muss erlaubt sein, finden wir das Programm aus unserer Sicht seit Jahren ziemlich… ähh, sagen wir: unspannend. Was nicht heißt, dass nicht auch der eine oder andere gelungene Ansatz zu finden ist.
Die "L-IZ" sieht das anders, schreibt unter dem Titel: "Wieder mal Medientreffpunkt in Leipzig: Warum das der L-IZ auch 2013 völlig schnuppe ist":
"Mal so gefragt: Welche Impulse haben die ganzen vorangegangenen Medientreffpunkte gebracht?"
Und:
"So viel verschwendete Zeit. Das hat man nun schon alles hundertfach in Diskussionen und Talkrunden gehört."
Das trifft schon. Zu.
Also, um einigermaßen konstruktiv zu sein, folgt unten unsere Liste mit Themenvorschlägen für das MTM - die darf gern in der Kommentarspalte ergänzt werden.
Vorweg: Sämtliche Vorschläge sind am Rande des MTM 2012 im Gespräch mit ganz unterschiedlichen Leuten entstanden, bei (wirklich gutem!) Kaffee und Kuchen in toller Atmosphäre (darf ich bitte auch nächstes Jahr noch rein?). Einige Themenvorschläge sind nicht ganz ernst gemeint, weil doch sehr böse bzw. der politischen Konstruktion (die sich ja gerade etwas verändert hat) der ganzen Veranstaltung nicht angemessen. Es sind ganz schlicht die Themen, die die beim Kaffee abgegriffenen Branchenbeobachter gern mal diskutieren würden - und die vielleicht auch den Horizont etwas erweitern könnten.
Hier unsere Themen-Vorschlagsliste für den Mitteldeutschen Medientreffpunkt:
- Konzept, los! Wofür braucht man heute noch eine Landesmedienanstalt?
- Ohne Druck: Die Online-Strategien der Tageszeitungen.
- Daten-Dealer: Was Facebook und Google von den Verlagen lernen können.
- Was den Zeitungen gebührt: Ist das Leistungsschutzrecht gerecht(fertigt)?
- Prekär: Was Lokal-Journalismus heute noch wert ist.
- Fairer Wettbewerb? Die Rolle der MDR-Töchter im Markt.
- Hilf, reich? Ist das Modell SAEK noch zeitgemäß?
- Politik und Facebook - geht das?
- Die Zukunft der Arbeit im Medienbereich (Stichworte: Coworking, Prekariat).
- Mein Kiez, mein Blog: Sind lokale Blogs die neuen Player im Medienangebot?
- Lokalfernsehen im DVB-T - braucht das jemand?
- DAB+ - vor dem Start schon wieder am Ende?
- Apps für Medien - Möglichkeit der Medienfinanzierung?
- Standortpolitik mit Medien - was nutzt der Fokus "Kindermedien"?
- Quanti- vor Qualität: Taugen die Radios-MAs noch als Werbe-Währung?
- Zeitungs-Zunft: Hat die Zukunft noch eine Zeitung?
- Medienjournalismus: Notwendiges oder ätzendes Übel?
Die meisten Vorschläge sind vermutlich auch kommendes Jahr noch aktuell, dürfen also gern 2014 aufgegriffen werden (geschenkt! Ich darf doch wieder umsonst rein, oder?).
Wie gesagt: Ergänzungen in der Kommentarspalte sind herzlich willkommen!
Mai 8, 2013
Danke für diesen "Draufblick" - ich kann nur zustimmen! Ich würde zu mindestens einem Drittel der vorgeschlagenen Veranstaltungsschwerpunkten hingehen. Und dann wahrscheinlich wirklich mal was "mitnehmen".
Noch ein paar weitere Themenvorschläge:
Crowdfunding - ein tragfähiges Modell für rechercheaufwändige journalistische Projekte?
Medien(aus)bildung in der Schule - Kein Thema für Sachsen?
(Neue) Journalistische Darstellungsformen für Tablet, Smartphone & Co
Cool wäre auch sowas wir eine Art "Themen- und Kooperations-/Mitarbeiter-Börse". In welchen Bereichen, welche werden Kreative Köpfe, Ideen für Formate etc. gesucht. Wer sucht aktuell oder mittelfristig Mitarbeiter aus der Medienbranche.
Mai 11, 2013
Da wir als L-IZ hier (nachdem wir seit drei Jahren diese Fragen stellen) aufgegriffen wurden: Es ist vollkommen sinnfrei, Themen vorzuschlagen, solang das Thema "Katzentisch" (vulgo für Alibiveranstaltungen am Rande des Geschehens) nicht geklärt ist. Was letztlich eine Macht-Sinn-Ausrichtungsfrage bei dieser relativ unsinnigen Veranstaltung frei von spannenden Gesprächsteilnehmern ist. Die (spannenden) saßen schon 2012 da - allerdings draußen - im Saal (wie auch 2013) klagte man über die "Kostenfreimentalität im Netz".
Es geht also nicht um brennende Themen, sondern warum sich die Mitteldeutschen Medientage dafür null interessieren. Es ist ein Desinteresse an den für diese Veranstaltung immer noh "neuen Spieler", da es sich bei den Medientagen um eine PR-Veranstaltung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks plus alte Medienverlage handelt. Beispiele: Crowdfounding wurde auf den Medientagen ins Programm genommen und fand am Katzentisch statt (da für die öffentlich-rechtlichen irrelevant).
Lokaljournalismus natürlich auch - auch am Katzentisch, wo sonst? ^^. Ich bin nach drei Jahren der Beobachtung und des Dabeiseins fertig mit dieser immer wiederehrenden Art des Verweises ins "Nebenprogramm" und der Weihrauchveranstaltung für Tageszeitungen plus ÖR. Für 2014 ist eine eigene Veranstaltung in Planung ... schauen wir mal, wie weit die "jungen Macher" Mitteldeutschlands damit kommen. Die Landesmedienanstalten sind, was diese Themenfelder betrifft noch im Steinzeitalter.
Das begreift man sofort, wenn man einfach mal auf deren Seite geht. Es existiert noch nicht einmal ein Menüpunkt namens "Internet" oder ähnlich. Radio und TV sind zu finden, der Rest wird wie eine "gefährliche Landschaft" namens "Netz" wahrgenommen und unter "Jugendmedienschutz" subsummiert. Auch und nicht zuletzt deshalb, weil es im Bereich "Netz" derzeit nahezu ausschließlich Förderstrukturen existieren, welche sich alle um "Schulungen" und Co. drehen.
Also - Dank an den Flurfunkmacher fürs wichtige und richtige "Nachtreten" hier. Die Debatte ergibt jedoch nur einen Sinn, wenn man sie mal weit ab von den derzeit in Mitteldeutschland existenten (veralteten) Strukturen (wie beschrieben) führt. Zur Not sogar "gegen" sie.