"Lokale Fernsehsender, die in Sachsen weiterhin terrestrisch ausstrahlen wollen, müssen auf DVB-T umsteigen. Tun sie dies nicht, werden die Sender mittelfristig ihre Sendelizenzen verlieren", resümiert Martin Deitenbeck, Geschäftsführer der Sächsischen Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien, die Zukunftsaussichten des sächsischen Rundfunks. Eine Lizenz ausschließlich für das digitale Kabelnetz müsste dann neu beantragt werden.
Allerdings sei man auf einem guten Weg zu verhindern, dass dieser Fall für einzelne Veranstalter eintritt. Die Verantwortlichen in Görlitz, Plauen und dem Vogtland hätten bereits die nötigen Verträge mit dem Netzbetreiber, der Mugler AG, unterschrieben. Auch in Zwickau und Dresden sehen die Verhandlungsentwicklungen positiv aus.
René Falker, Geschäftsführer bei Sachsen Fernsehen, sagt auf Anfrage von Flurfunk Dresden: "In Dresden müssen nur noch die Gesellschafter den Verträgen zustimmen, was aber nur eine Formsache sein dürfte." In Chemnitz werde es hingegen vorerst zu keiner Einigung kommen, da sich die Investitionen für das Sendegebiet nicht rentieren würden. Das Hauptproblem sei die Finanzierung. Die Veranstalter sind für den Aufbau der Sendewege zuständig und müssen somit auch die Kosten tragen.
Dazu sagt Deitenbeck: "Die SLM weiß, dass keiner der Veranstalter den Ausbau des DVB-T-Netzes allein stemmen kann." Diese Situation habe sich noch verschärft, nachdem Bibel TV kein Interesse mehr an der lokalen Verteilung seines Programms per DVB-T zeigt. "Um den Wechsel dennoch voranzutreiben, hatten sich die SLM dazu entschieden, den Netzausbau zu fördern", so der SLM-Geschäftsführer. Demnach bekommen die "terrestrisch lizenzierten Veranstalter" für vier Jahre Geld für Technik-Investitionen (vgl. slm-online.de vom 22.6.2013).
Aus Sicht der Veranstalter rechnet sich die ganze Geschichte kaum bis gar nicht: Zu wenige Zuschauer würden terrestrisch erreicht, zusätzliche Einnahmen durch Werbung seien durch den Verbreitungsweg nicht zu erwarten - dafür aber zusätzliche Kosten.
Brisanz bekommt die schon eine ganze Weile andauernde Diskussion (vl. Flurfunk Dresden vom 4.7.2013: "DVB-T für sächsisches Lokalfernsehen: Jetzt zickt der Technik-Dienstleister") noch aus einer ganz anderen Richtung: Die national sendende RTL-Gruppe hatte im Januar angekündigt, die Ausstrahlung via DVB-T einzustellen (vgl. Tagesspiegel vom 17.1.2013). Bei Pro7Sat1 will man Ende März 2013 über die Zukunft der Technik entscheiden (vgl. digitalfernsehen.de vom 18.1.2013).
"Ohne die Förderung durch die SLM hätten wir als Privatsender die Digitalisierung nicht finanzieren können", sagt René Falkner. Da die Sender die meisten ihrer Zuschauer über Kabel erreichen, rechnet sich für diese eine Verteilung über DVB-T nur bedingt.
Neue terrestrische Sendernetze für die lokalen Rundfunkveranstalter aufzubauen sei dabei unumgänglich. Laut Mugler AG, dem offiziellen Partner der Bundesnetzagentur für den Sendenetzausbau, seien die bestehenden Multiplexe der öffentlich-rechtlichen Anstalten einerseits fast vollständig ausgelastet, andererseits wären deren Sendegebiet für die lokalen Sender zu groß und die damit verbundenen Nutzungskosten zu hoch.
Die Umstellung auf DVB-T böte für die Veranstalter aber auch die Möglichkeit kleine, abgeschiedene Kabelstationen digital terrestrisch zu versorgen, um das Programm dann ins lokale Kabelnetz einzuspeisen. Aktuell können diese nur über direkte Einspeisung von Programmaufzeichnungen vor Ort geschehen.
Nach einer Entscheidung für DVB-T läuft der Netzaufbau durch die Mugler AG dann aber recht schnell. "Sobald die Verträge unterschrieben sind, können wir das Sendernetz meist sechs Monate danach in Betrieb nehmen", heißt es bei Mugler. Diese Zeitspanne könne sich durch schnellere Lieferzeiten der Spezialtechnik deutlich verkürzen. Die sächsischen Lokalsender werden so vermutlich frühestens im Frühjahr dieses Jahres mit der digitalen Ausstrahlung per DVB-T starten können.
Da bis auf Leipzig Fernsehen kein Veranstalter aktuell terrestrisch senden kann, verletzen diese bis zum Sendestart streng genommen die Lizenzauflagen. Zum 1. Januar 2013 hätten somit alle Veranstalter per DVB-T senden müssen. Die SLM scheint diese Vertragsverletzungen noch zu tolerieren, sicherlich um den Wechselprozess nicht unnötig zu behindern. Martin Kisza
März 12, 2013
gibt es nicht auch eine moralische verpflichtung der öffentlich-rechtlichen, für lokale medien zu sorgen? in nrw gibts das, sogar im digitalen dresdner kabel können wir sie gleichzeitig sehen! wenigstens sollten private unmittelbar(!) mitfinanziert werden. mindestens die aktuellen 18:00-sendungen gehören auf dvb-t. ein rahmenprogramm auf landesebene schafft vielfalt. auch verkehrsbetriebe könnten sich doch beteiligen. dann gibts in den straßenbahnen eben ein signal vom turm, mit werbung, verkehrs- und tourismusinformationen. das signal wird ins kabel geführt und dann klappt es schon.