Social-Media-Ranking Medien: Radio Energy hat mehr Facebook-Fans als Hörer in der Stunde

Von 5 , , , ,

Screenshot von der FB-Fanpage von Energy Sachsen vom 27.1.2013. Seit Erstellung unserer Tabelle vor knapp einer Woche sind schon wieder 1.500 Fans dazugekommen.

Die Nutzung von Social-Media-Angeboten wie Facebook schüren den Neid - so titelten diverse Medien vor einiger Zeit über eine Studie, mit der wir uns besser nicht im Detail auseinandersetzen. Die Schlagzeile aber taugt, die Betrachtung der Facebook- und Twitter-Aktivitäten der einzelnen Medien in Sachsen einzuleiten.

Wir hatten uns zuletzt vor knapp zwei Jahren mit der Frage beschäftigt, wer in Dresden die meisten Facebook-Fans und/oder Twitter-Follower hat.  Damals steckte alles immer noch mehr oder weniger in den Kinderschuhen. Eine neue Tabelle war also längst mal überfällig.

Wobei, gleich zum Einstieg die Einschränkung: Die Zahlen allein sagen wenig aus - im Grunde verbietet sich der direkte Vergleich, müsste man doch eigentlich Faktoren wie die sonstigen Reichweiten, den Erscheinungsrhythmus und nicht zuletzt die Aktivität des jeweiligen Mediums in den sozialen Medien berücksichtigen. Die beispielsweise beschränken sich häufig nicht nur auf einen zentralen Account.

Die Frage, die solche Tabellen ebenfalls nicht beantworten: Was nutzen große Reichweiten in sozialen Netzwerken? Wie viel Kraft muss man investieren, damit es einen - am Ende sogar - monetären Effekt gibt? Geht das überhaupt?

Abgesehen davon: Fans und Follower-Zahlen sind leicht manipulierbar - man schaue sich nur mal an, aus welchen Ländern die 91 Likes bspw. dieses Facebook-Postings der "Sächsischen Sportzeitung" so kommen... Andererseits ist es natürlich sehr lobenswert von den werten Kollegen, dem sächsischen Sport international soviel Aufmerksamkeit zu verschaffen!

Aber halten wir uns nicht lange mit solchen Fragen auf - wir wollten ja nur den Neid schüren. Vorab trotzdem noch einige formale Hinweise:

  • Die Tabellen erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Google+ und andere soziale Netzwerke sind bewusst außen vorgelassen.
  • Stand ist der 20. bzw. 21.1.2013 - ärgerlich für einige Zeitungen, die kurz vor der 10.000er Marke stehen und diese vermutlich in den wenigen Tagen erreichen.
  • Wir haben die ausführliche Tabelle (hier als PDF mit allen Links) in Gattungen geteilt, hier im Blogbeitrag stellen wir nur die Ergebnisse für Zeitungen und Radio vor. Dabei handelt es sich immer nur um eine Auswahl - alle Medien im Freistaat - wir bitten um Verständnis - das wäre etwas viel Arbeit. Die Gattungen TV und Magazine sind in der PDF-Tabelle zu finden!
  • Aber: Wer sich berufen fühlt - hier ist die Tabelle als Google-Drive-Tabelle. Frei zur Weiter-Verarbeitung!
  • Reine Online-Medien und Blogs sind nicht berücksichtigt - das alte Problem: Wen nimmt man in die Tabelle dazu, wen nicht? Und sind bestimmte Personen mit großer Reichweite nicht im Grunde selbst schon gläserrückende Medien?

Soweit die formalen Anmerkungen.

Hier unsere Übersicht für die sächsischen Zeitungen (wer die jeweiligen Links sucht, findet sie in unserer PDF-Tabelle):

 

Einige Hinweise zur Interpretation:

  • Bei den drei "BILD"-Regionalseiten entsteht die Differenz vermutlich vor allem darüber, welche Regionalseite wann bei Facebook eingestiegen ist.
  • Die Sachsen-WG ist eine Kooperation der "BILD Sachsen" mit Radio Energy - hier ist unklar, welche Seite mehr Fans rangeschafft hat.
  • Gefühlte 50% der "DNN"-Redaktion twittert - wir haben uns trotzdem dagegen entschieden, alle Accounts rauszusuchen - stellvertretend dafür ist der "DNN"-Chefredakteur Dirk Birgel in der Liste zu finden (im Gegensatz zum Chefredakteurskollegen von der Ostra-Allee, der dringend mal ein paar Freunde bräuchte).
  • Das "Freie Presse"-Privatprofil dient sicher nur dazu, dass sich die Redakteure ohne eigenen Account auf der Fanpage als Admin betätigen können. Auch von SZ-Online ist ein ähnlicher Account im Netz zu finden - da haben wir aber keine Freundschaftsanfrage gestellt ;-)
  • Bei der "Mopo"-Fanpage steht auch die Anschrift des Verlags im Impressum, deswegen gehen wir mal davon aus, dass es sich um einen zumindest geduldeten Account aus der Redaktion handelt - sozusagen im Experimentierstadium. Oder sollte es doch kein offizieller Account sein?
  • Ausdrücklich sollte man an dieser Stelle mal die Twitterei der LVZ-Redaktion loben, die schon über 7.000 Follower zu schätzen wissen (wir auch). Guter Job, weiter so!
  • Über die Frage, warum die teilweise mit sehr vielen Fans ausgestatteten Seiten der einzelnen Zeitungen die kleineren Ableger nicht häufiger erwähnen, um denen mehr Fans zuzuführen, philosophieren wir hier jetzt mal nicht. Dann müsste man ja gleich die globale Frage nach den jeweiligen Social-Media-Strategien (darf man das bei allen so nennen?) stellen...

Gehen wir lieber über zur Übersicht der Radio-Stationen (Achtung, Auswahl!) im Freistaat (Links zu den Profilen, wie oben, in unserer PDF-Tabelle):

Auch hier einige Hinweise zur Interpretation:

  • Wir haben nicht alle Radio-Stationen im Freistaat in der Liste. Es fehlen einige der Stadtradios und bspw. Apollo-Radio. Sorry Leute, aber irgendwann ist auch mal gut. Unten ist eine Tabelle bei Google-Drive verlinkt - nehmt und macht es euch selbst!
  • Woah, Energy Sachsen hat mehr Facebook-Fans als Hörer?! Respekt! Aber Vorsicht, nicht falsch interpretieren, die MA weist die durchschnittliche Hörerzahl pro Stunde aus - über den Tag verteilt kommt die Station auf wesentlich mehr als die in der MA II 2012 ermittelten stündlichen 41.000 Hörer. Trotzdem sind die mehr als 64.000 Fans mächtig beeindruckend.
  • Generell fällt auf, dass viele Radio-Sender deutlich mehr Fans haben als die Zeitungen. Das hängt sicher auch mit den Möglichkeiten der Sender zusammen, über Gewinnspiele und Moderationen auf die eigene Facebook-Seiten zu ziehen. Daran wird aber auch deutlich: Die Zahl der Fans ist sicher kein Ausdruck von Qualität des jeweiligen journalistischen Angebotes.
  • Twitter scheint im Radio-Markt nicht so richtig beliebt zu sein, oder?
  • In dieser Tabelle nur am Rande berücksichtigt: Viele Moderatoren und Programmmacher haben Profile in den diversen sozialen Netzwerken, die sie vorrangig oder ausschließlich dienstlich nutzen. Auch hier bitten wir um Verständnis, nicht alle berücksichtigt haben. Unten ist eine Kommentarspalte, da kann man gern ergänzen.

Haben wir etwas vergessen, übersehen, einen Zahlendreher drin? Wir bitten um Hinweise.

Abschließend noch ein Hinweis: Wir haben bei der Zahlen-Recherche nicht ein Beispiel gesehen, bei dem ein Medium über das eigene Social-Media-Profil Werbung verbreitet. Vermutlich wäre das auch mit den Nutzungsbedingungen von Facebook nicht vereinbar. Trotzdem stellt sich die Frage: Lohnt der Aufwand? Nur für das Image? Rechnet es sich, viel Kraft in die Angebote zu stecken? Wir sind skeptisch.

Hier findet sich die komplette Tabelle mit den Gattungen Zeitungen, Magazine, Radio und TV als PDF - dort sind auch die Links zu den einzelnen Profilen verlinkt.

Für Nerds, Datenjournalisten und andere: Hier findet sich die lange Tabelle als Google-Drive-Tabelle - bspw. um die Daten in das eigene Numbers- oder Excel-Programm zu kopieren und zu verarbeiten. Es ist ausdrücklich erlaubt, auf Basis unserer Tabelle weitere und eigene zu erstellen oder die Daten anders zu verarbeiten - gern verlinken wir auf die Ergebnisse, wenn wir einen Hinweis bekommen! Viel Spaß bei(m) Zahlenspielen!

5 Kommentare
  • Clemens
    Januar 27, 2013

    Ich kann es mir nicht verkneifen. Du bist bei der "Sächsischen" Sportzeitung der selben Meinung wie ich.

  • Martin
    Januar 27, 2013

    @Clemens, bei dem Beitrag wurde sicherlich ausgiebig die „Gesponsert“-Funktion getestet.

    Super Übersicht!! Ich weiß, es passen nicht alle Medien rein. Vielleicht für die nächste Auswertung: http://www.facebook.com/torgauerzeitung

  • Peter
    Januar 27, 2013

    Das der Sachsendeal zur SZ gehört ist mir neu.

  • owy
    Januar 27, 2013

    @peter Tut es auch nicht. Vielen Dank für den Hinweis - ich habe die Tabellen gerade korrigiert.

  • Alex
    Februar 22, 2013

    Wer kann denn das noch ernst nehmen? Man sieht doch selbst, wie leicht das alles manipulierbar ist. Wenn diese Sportzeitung weiterhin so schön in ihre "Fans" investiert, wird sie wohl bald Sachsens beliebteste Seite sein. Auch wenn die Fanpower aus Nordkorea oder Thailand kommt. Das hier noch kein Shitstorm entfacht ist, zeigt doch wohl deutlich, dass dieser ganze Fan- und Followerhype einfach niemanden mehr interessiert. Flurfunk sollte sich mal mit Themen aus der echten Medienwelt beschäftigen und nicht andauern mit diesem Social-Media Kinderkram. Meine Meinung.

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.