Irgendwie alles beim alten: Die verkauften Auflagen der Tageszeitungen in Dresden und Sachsen liefern auch im vierten Quartal 2012 ein gewohntes Bild. Nicht ein einziges Pluszeichen weit und breit - alle Zeitungen verkaufen weniger Exemplare als im vierten Quartal des Vorjahres.
Wobei: Die vergleichsweise geringen Verluste besonders bei der "Mopo" sind in Zeiten sinkender Auflagen schon ausgesprochen bemerkenswert. Nur -0,2% verkaufte Exemplare bei der Dresdner Ausgabe und -0,91% in der Gesamtausgabe als im Vorjahr - bei der "Mopo" dürfte Feierlaune aufgekommen sein.
Unser erster Gedanke (bisschen böse, zugegeben): Vielleicht geht hier ja die Strategie auf, die eigenen Inhalte nicht einfach so ins Internet zu kübeln? Nach wie vor ist die "Mopo" eine der wenigen Zeitungen in der Republik, die keinen Internetauftritt hat (ähm, naja). Aber: Der "Erfolg" der "Mopo" kommt nicht durch den Einzelverkauf - dort hat das Boulevard-Blatt insgesamt etwas weniger Exemplare abgesetzt als im Vorjahr. Dafür hat man bei den Abonnenten und den sonstigen Verkäufen jeweils leicht zugelegt.
Größter Verlierer im Auflagenranking ist "BILD" - sowohl auf die Stadt Dresden bezogen als auch den gesamten Freistaat. Auch wenn beispielsweise in Chemnitz - seit Februar wieder mit größerer Redaktion und mehr Platz im Blatt - die Abo-Zahlen gestiegen sind, hat das Boulevard-Blatt insgesamt doch über 10.000 Käufer im Einzelverkauf weniger als im Vorjahresquartal. Allein 4.000 Exemplare weniger gehen dabei auf das Konto der "BILD Dresden": Das gleicht auch die Steigerung der sonstigen Verkäufe der Dresdner Ausgabe um satte 315,97% nicht aus (in realen Zahlen bedeutet das aber lediglich: die Sonstigen sind von 144 auf 599 Exemplare gestiegen).
Was sonst noch in den Auflagentabellen auffällt:
- Die Dresdner Stadtausgabe der "Sächsischen Zeitung" hat im Vergleich zum Vorjahr fast 2.000 Abonnenten verloren - gleichzeitig sind die sonstigen Verkäufe um über 1.000 Exemplare (fast 23%) gestiegen. Ist das schon die berüchtigte Auflagenkosmetik - oder hat das noch andere Gründe? (ernstgemeinte Frage!)
- Die "Leizpiger Volkszeitung" hat bei ihrer Gesamtauflage 1.300 Bordexemplare oben drauf gelegt - der größte Teil davon geht auf die Stadtauflage (Bordexemplare: +63,27%).
- In der Branche keine Neuigkeit, aber für Außenstehende sicherlich interessant: Bei allen drei Abonnenten-Zeitungen liegen die Verkäufe im Einzelhandel nach wie vor unter 10.000 Exemplaren, und das bei doch insgesamt sehr hohen Auflagen. Bei den beiden Boulevard-Blättern ist das Verhältnis andersherum: 2/3 der "Mopo"-Auflage wird im Einzelverkauf abgesetzt, bei "BILD" ist der EV noch wesentlich bedeutender.
- Lustig: Wir vom Flurfunk Dresden sind stolz, einer der 38 ePaper-Abonnenten der "DNN" zu sein! Wobei man auch sagen muss: Auf dem iPad ist die "DNN" als ePaper lesbar - die Ansicht und die umständliche Navigation im Internetbrowser aber sind extrem unhandlich.
- Was uns auch sehr interessiert: Kann uns mal jemand die Frage beantworten, zu welchem Flughafen der Vogtlandanzeiger seine 474 Bordexemplare liefert? ;-)
Alle Vergleiche beziehen sich auf die Zahlen zwischen dem aktuell abgelaufenen Quartal (4/2012) und dem Vorjahresquartal (4/2011). Alle Zahlen sind bei ivw.de zu finden.
Sollte uns ein Fehler unterlaufen sein, freuen wir uns über einen Hinweis!
Januar 19, 2013
"Ist das schon die berüchtigte Auflagenkosmetik – oder hat das noch andere Gründe?" Vielleicht epaper?
Januar 19, 2013
Wer bei FreddyFresh bestellt, bekommt immer eine Morgenpost dazu. Vermutlich werden die auch als Bordexemplare verbucht. Ich werfe die Theorie in den Raum, dass die vogtländischen Pizzalieferanten die Auflage verteilen.
Januar 19, 2013
@peter Aber ePaper wird bereits gesondert ausgewiesen und den anderen Kategorien zugeordnet (also z.B.: verkaufte Auflage inkl. ePaper).
Januar 19, 2013
@rene Meines Wissens laufen "Pizza"-Ausgaben gewöhnlich unter "Sonstige" und nicht unter "Bordexemplare".
Januar 19, 2013
So, wie ich gesagt habe: Die Bordexemplare gehen nur an Verkehrsunternehmen. Die Pizza-Exemplare laufen unter "Sonstige", sofern mehr als 10% des Verkaufspreises pro Stück in Rechnung gestellt werden - ansonsten sind es Freistücke.
http://daten.ivw.eu/download/pdf/Presse_Regel_Leitfaden_IVW_Auflagenkontrolle.pdf
Januar 22, 2013
Ich bin mir nicht ganz sicher, ob die Ausgabe zur LVZ zählt, oder nicht. Sonst fehlt die Torgauer Zeitung noch in der Aufführung (nur als Anregung).
Januar 22, 2013
@Olaf: Verdammt gute Frage! Die "Torgauer Zeitung" wird gesondert in der IVW aufgeführt; ich habe sie gerade mal in die Tabelle mit eingefügt. Ich glaube aber, sie zählt zu der Gesamt-Auflage der "LVZ" dazu.
Die gleiche Frage stellt sich ja auch für die beiden Döbelner Zeitungen, die sind ebenfalls in der IVW aufgelistet, gehören aber ja zu jeweils den großen Zeitungen. Wobei es dort meines Wissens keine Eigenständigkeit mehr gibt - die Torgauer hat ja noch eine gewisse Eigenständigkeit darüber, dass die "LVZ" nicht Mehrheitsgesellschafter ist.
Ich versuche das mal rauszufinden.
Januar 22, 2013
@owy, perfekt, dass würde mich auch mal interessieren! Wikipedia konnte mir da in der Vergangenheit auch nicht nicht weiterhelfen.
PS: Euren allgemeinen Blick auf die sächsichen Medien finde ich super. Weiter so! :)
Januar 22, 2013
@Olaf Danke für das Lob! Ich habe gerade mit dem Vertriebsleiter der "Torgauer Zeitung" telefoniert - der sagt, dass die Auflage der "Torgauer" in der Gesamtauflage der "LVZ" mit einberechnet ist.
Das müsste dann auf die anderen, selbstständig gemeldeten Titel auch zutreffen - d.h. auch die Auflage der "DNN" müsste in der Gesamt-Auflage der "LVZ" enthalten sein. Für die Tabelle oben ergibt sich daraus, dass ich richtig lag, als ich die "Torgauer" außen vorgelassen habe, weil ich ja die beiden Döbelner Zeitungen (die ebenfalls gesondert ausgewiesen werden) auch nicht aufgelistet habe. Und die gesonderte Ausweisung der "DNN" hier im Flurfunk liegt nahe, da ich den Fokus Stadtausgaben Dresden gewählt habe.
Ich habe mich deswegen gerade entschieden, die ursprüngliche Tabelle (also ohne "Torgauer Zeitung") wieder einzubinden, damit keine Verwirrung entsteht (vor allem nicht bei mir, sollte ich die Auflagen mal wieder aufbereiten ;-) ).
Ein Aspekt, der im Beitrag oben übrigens auch leider fehlt: Der deutliche Hinweis, dass die Meldung von ePaper-Abos im Vorjahresquartal noch nicht möglich war. Die paar ePaper-Ausgaben aber, die gemeldet werden, halten sich aber sowieso in Grenzen...
Januar 23, 2013
@owy, danke für die Information – gut zu wissen! Endlich wurde der Mythos geklärt. Haha! :-)