Nachtrag 10.10.2012: Ein Mitschnitt der Sendung ist auf den Seiten des MDR zu finden - hier entlang. Beachten Sie bitte auch unsere Link- und Faktenliste zur Sendung, die wir kurz vorher noch veröffentlicht hatten.
Aktualisiert, 9.10.2012, 10.25 Uhr: Der dritte Studio-Gast steht jetzt auch fest (s.u.).
Ergänzung, 9.10.2012, 15.33 Uhr: Ich bin aufgefordert worden, einen Hashtag vorher zu verkünden - hier ist er: #mdr1z (das "z" steht für Zeitung). Wer im Netz zum Thema kommuniziert bzw. kommentiert, ist herzlich eingeladen, den Hashtag zu verwenden - wobei ich gleich darauf hinweise: Während der Sendung bin ich vermutlich offline. Wer nicht weiß, was ein Hashtag ist: Wikipedia weiß Rat.
Programmhinweis (mit hohem Eigenwerbungs-Anteil): Die Diskussionssendung "dienstags direkt", immer dienstags von 20 bis 23 Uhr bei MDR 1 Radio Sachsen zu hören, beschäftigt sich am 9.10.2012 mit der Zukunft des Mediums Zeitung.
Titel der Sendung: "Wer braucht noch eine Zeitung? Es gibt doch Internet!"
In der Ankündigung zur Sendung ist zu lesen:
"Nachrichten verbreiten sich heutzutage mit rasender Geschwindigkeit. Dem Internet sei dank. Aber wer braucht da noch Zeitungen, die die Informationen von gestern präsentieren? Genügt es nicht, aktuelle Nachrichten im Internet anzubieten anstatt sie zu drucken? Brauchen wir dann überhaupt noch Zeitungen?"
Jetzt kommt der Eigen-Werbeanteil: Wir vom Flurfunk Dresden sind auch dabei, in Person von Peter Stawowy, Gründer und maßgeblicher Autor von Flurfunk Dresden und somit auch Autor dieser Zeilen. Ich werde gemeinsam mit Torsten Kleditzsch, Chefredakteur der "Freien Presse", und einer weiteren Person vom Fach Thomas Bärsch, Journalist und Trainer und langjährig in leitender Funktion bei der "Sächsischen Zeitung", das Thema von den unterschiedlichsten Seiten beleuchten. Kleditzsch und ich sind auch schon auf den Seiten des MDR jeweils mit einem kurzen Statement zum Thema zu finden - hier entlang. Bärsch ist den regelmäßigen Lesern dieses Blogs auch schon aus unserem Google-Hangout zum Thema: "Verändern Blogs und Social-Media den (lokalen) Journalismus?" bekannt.
Bei dem Format "dienstags direkt" haben die Hörer jede Menge Möglichkeiten, sich inhaltlich einzubringen: Zur Sendung selbst kann man E-Mails schreiben (dienstagsdirekt@mdr.de), via Chat und Forum (www.mdr1-radio-sachsen.de) und bei Facebook (facebook.com/mdr) kommentieren oder anrufen (kostenfrei unter: 0800/6377272).
So ist jetzt schon auf den Seiten des MDR eine kleine Umfrage zur Zukunft der Zeitung zu finden - wobei ich die drei Fragen der Umfrage alle mit "Ja" beantworten könnte...
Wie ist denn Ihre Sicht auf das Thema, werte Flurfunk-Leser: Hat das Medium Tageszeitung eine Zukunft? Ist das Geschäftsmodell nicht jetzt schon total überholt? Wie bewerten Sie die Online-Aktivitäten der einzelnen Zeitungshäuser? Falls sich jemand traut: Ich freue mich über Kommentare hier im Blog - oder sonst persönliche Nachrichten auf den üblichen Kanälen.
Oktober 8, 2012
Ich finde es gut, dass dieses Thema ins Radio kommt. Das Mantra des Chefredakteurs der »Freien Presse« und des Chefredakteurs der »DNN« lautet ja: »Die Zeitungen waren noch nie so gut wie heute«. Das sollte immer wieder hinterfragt werden.
Ich kann nur sagen: Das ist im Jahr 2012 eine hohle Phrase.
Die Zeitungen sind nicht gut, wenn selbst Laien immer wieder gravierende Fehler finden. Die Zeitungen sind nicht gut, wenn Pressemitteilungen und PR ohne Recherche und Korrekturlesen in den redaktionellen Teil übernommen werden. Und die Zeitungen werden auf keinen Fall besser, wenn sich ihre Macher der Kritik nicht stellen.
Weder bei der »DNN« noch bei der »Sächsischen Zeitung« sehe ich den Superlativ als gerechtfertigt an. Zur »Freien Presse« kann ich nichts sagen, da ich nicht in ihrem Einzugsgebiet wohne. Zur Boulevardpresse muss man nichts mehr sagen.
Oktober 9, 2012
@Stefanolix Nur mal der Hinweis: Die Phrase kommt natürlich auch deshalb zustande, weil Chefredakteure nicht nur in Richtung der Öffentlichkeit kommunizieren, sondern auch nach Innen ins eigene Haus.
Ich denke mir mal, dass den Herren die Schwächen der eigenen Produkte durchaus sehr bewusst sind - und es sie auch regelrecht schmerzt. Aber ein Chefredakteur, der nach außen verkündet: "Ja, wir sind schwach aufgestellt", wird nach innen weniger Chancen mehr auf Veränderung haben.
Oktober 9, 2012
Wenn man nach diesem Satz im Netz sucht, kommt man immer wieder bei Torsten Kleditzsch raus. Es ist also, ganz klar, weniger inhaltliches Programm, sondern mehr der Claim einer Kampagne. Interessant ist ein Artikel auf Horizont.net, wo noch mal deutlicher wird, wie dieser Claim zustande kommt. Der Schwerpunkt liegt nämlich nicht beim Vergleich früher gegen heute, sondern ganz klar bei dem Wort "gut". Er verbindet das mit dem Kampfwort "Qualitätsjournalismus".
Zitat:
"Qualität lässt sich dabei ganz traditionell formulieren: Das Produkt muss Glaubwürdigkeit und Kompetenz ausstrahlen. Das heißt: Inhalte, die wirklich bedeutsam und nicht nur vordergründig interessant sind, eine Sprache, die Lesevergnügen bereitet, eine Optik, die klar priorisiert, gliedert und zugleich immer wieder überrascht. Die Herausforderung heißt, hochwertige und damit tatsächlich relevante lokale und regionale Inhalte zu recherchieren und so zu präsentieren, dass sie den Qualitätsansprüchen einer besser gebildeten, vielseitig informierten und immer anspruchsvolleren Leserschicht entsprechen."
Die Zusammensetzung der einzelnen Dinge ist dabei schon sehr spannend. Es geht nicht darum glaubwürdig und kompetent zu sein, wichtiger ist, dass das Produkt dies ausstrahlt. Logisch und annehmbar wird dies und der Rest der Aussagen nur, wenn man den Inhalt vom Trägermedium trennt.
Wie Tosten Kleditzsch auch schon in seinem Statement (MDR Seite verlinkt im Beitrag) klar macht, geht es in der Diskussion weniger um die Form der Überbringung, sondern mehr um die Frage, wie man die Qualitätsansprüche, die man an den Inhalt stellt, finanziert. Die Frage ist nicht, wer die Zeitung noch braucht, sondern mehr darum, wie sich die Zeitung verändern muss, damit der Leser wieder mehr bereit ist, für diese zu bezahlen.
Es kann durchaus sein, dass Zeitungen noch nie so gut waren wie heute. Was dabei aber komplett ausgeblendet wird, das Angebot im Netz ist trotzdem um ein Vielfaches spannender. Das wiederum liegt weniger daran, dass wir in Sachsen eine ausgefuchste Bloggerlandschaft hätten, sondern, dass ich online momentan nicht im regionalen sondern mindestens im nationalen Geschehen stehe. Die fünf Headlines, über die mein Umfeld redet, sind im Zweifelsfall Themen, die bundesweit diskutiert werden.
Der Verweis auf das journalistische Angebot für die Region (Sachsen), den Torsten Kledizsch richtigerweise mit dem "Funktionieren der Demokratie" verbindet, funktioniert jetzt schon nicht mehr so, wie er sich das vorstellt. Die Auflagen gehen seit Jahren zurück und die, die nicht mehr die Freie Presse gedruckt lesen, lesen höchstwahrscheinlich nicht alle freiepresse.de, sondern eben diese 10 Stories, die online gerade so rumgereicht wird. Egal auf welcher Seite. Facebook macht das schon. (vgl: http://rivva.de/178518866 - und mit Journalismus hat das nun leider nichts zu tun)
Das entstehende Problem: Ein journalistisches Angebot aus der Region findet quasi nicht mehr statt.
Der Ausweg wäre, das mit den Kriterien für die Qualität muss neu ausgerichtet werden. Wer entscheidet über Relevanz? Der allwissende Journalist oder entsteht Relevanz im Netz nicht vielleicht gerade im Dialog? Was genau ist das Alleinstellungsmerkmal von Print? Ist es das gute Gliedern, das richtige Recherchieren? Oder ist es vielleicht, weil das Medium selbst eine andere Beschaffenheit hat? (vgl: http://www.kultur2punkt0.de/2012/identitat-ich-brauche-ein-schickes-bucherregal--1797)
Eine Zeitung kann meiner Meinung nach Dinge, die Online weniger gut kann. Leider sind das aber nicht so sonderlich viele Dinge. Die Sache mit dem Anfassen ist dann schon noch das beste. Für einige reicht das aber schon und für die heißt es: Ja, die Zeitung braucht es noch. Die, denen das reicht, werden aber immer weniger, weil die Jüngeren gelernt haben, wie toll das ist, wenn man so auf Links klicken und dann gleich noch weitere Infos haben kann. Oder weil sie gelernt haben, dass es irgendwie beruhigend ist, dass andere auch einer anderen Meinung sind, als es gerade in der Geschichte dargestellt wird. Man kann da online nämlich so Kommentieren (z.B. über das eigene Blog) und manchmal sagt dann ein Zweiter: Stimmt. Manchmal wird man aber auch von Dritten noch mal besser aufgeklärt, als es "der Journalist" hinbekommen hat.
Zeitung muss den Dialog lernen. Das Netz hat gegenüber Print den riesen Vorteil, dass es die Verbindung, aus denen Geschichten entstehen, die es wert sind erzählt zu werden, zu seiner ursüpplichen Eigenschaft zählt. Ein Netz entsteht erst durch die Verbindung, den Link. Das Medium Tageszeitung muss lernen sich als Teil einer Informationslandschaft zu verstehen, weil sonst wird sie schneller weg sein als wir uns jetzt noch ausmalen. Und mit ihr natürlich ein Stück Journalismus.
Eigentlich müsste man sagen, zum Funktionieren der Demokratie ist es notwendig, dass die Zeitung diesen Schritt geht, solange keine anderen Geschäftsmodelle fähig sind, in der Fläche (Sachsens) zu funktionieren.
(http://www.horizont.net/aktuell/medien/pages/protected/show.php?id=107757&page=5¶ms=)
Oktober 10, 2012
An dieser Stelle noch einmal »Daumen hoch« für die Faktenseite und für die gestrige Sendung. Ich konnte aus privaten Gründen nicht die ganze Sendung hören (die mittlere Stunde musste ich auslassen und in der restlichen Zeit konnte ich auch nicht immer konzentriert zuhören). Gibt es eventuell einen Mitschnitt der gesprochenen Beiträge?
Ich fand die Wortbeiträge des Chefredakteurs der »Freien Presse« recht interessant, einiges war erfrischend ehrlich. Mir fehlten allerdings [soweit ich die Sendung verfolgen konnte] Nachfragen zur Einhaltung der journalistischen Standards in den sächsischen Tageszeitungen. Ich hätte gern gewusst, was er dazu sagt.
Ernst gemeinter Vorschlag: Ich schlage hiermit Peter Stawowy als Moderator einer regelmäßigen Sendung über sächsische Medien und Medienkonzepte im MDR-Radio vor. Die Sendung sollte nicht länger als eine Stunde dauern und im besten Fall über eine Art Mediathek abrufbar sein, damit man sie zeitversetzt hören kann.
Oktober 10, 2012
Genau. Bitte auf MDR1, da kann man so schön mitschunkeln. ;) Nein, ernsthaft, wenn du über Medienkonzepte reden willst, dann brauchst du damit keine Radiohörer/innen langweilen. Die Zielgruppe, die sich das anhören soll, kann auch wunderbar YT bedienen. Der Witz an der Geschichte sind natürlich die Gäste. Wenn Peter es schafft spannende Gäste einzuladen, ist das Medium fasst schon egal. Frank Schirrmacher war auch schon Gast in einem Podcast. Andere Zeitungsmacher schon in Hangouts. Wie sagt Peter so schön? Es gibt immer einen der macht, und einen, der mit sich machen lässt.
Oktober 10, 2012
@Stefanolix Danke für die Blumen und das große Lob! Nachteil einer solchen Sendung wäre, dass ich dann nicht mehr unabhängig über den MDR berichten könnte.
Abgesehen davon wäre eine wöchentliche Sendung ein Haufen Arbeit - und ich müsste mein bestehendes Geschäft aufgeben. Warum sollte ich?
@Steffen Wer wären denn für dich "spannende Gäste"?
Oktober 10, 2012
@owy Leute, die ich nicht kenne. Das ist quasi der Witz an der Sache. ;)
Oktober 10, 2012
@stefanolix: Auf den Seiten des MDR findet sich der Mitschnitt der Sendung: http://www.mdr.de/mdr1-radio-sachsen/programm/zeitung148_zc-0568e3e2_zs-c6da4b9b.html
Über die Übersichtsseite kommt man außerdem zum Chat-Protokoll:
http://www.mdr.de/mdr1-radio-sachsen/programm/dienstags-direkt110.html
Oktober 10, 2012
Ich hatte vergessen zu erwähnen, dass für die wöchentliche Sendung selbstverständlich ein fürstliches Honorar gezahlt werden soll ;-)
Damit das Geschäft weiterläuft, wäre ich mit einer Sendung pro Monat zufrieden.
Vorteile des Radios:
(1) Die Tonqualität ist so gut, dass man dem Gespräch wirklich gern zuhört.
(2) Man erreicht Menschen, die sich für Medien interessieren, ohne übermäßig viel Zeit im Netz zu verbringen.