Das Institut für Kommunikationswissenschaft (IfK) der TU Dresden geht in die Kommunikations-Offensive:
Auf der Webseite des Instituts ist die Ankündigung einer Veranstaltung zum Thema Plagiate und wissenschaftliche Standards für den 5.11.2012 zu finden. Titel der Veranstaltung: "Plagiate in der Wissenschaft: Definitionen, Formen und Ursachen".
Als Gäste hat man, so ist auf der IfK-Seite zu lesen,
"Privatdozent Dr. Stefan Weber (der den Fall Haferkamp aufgedeckt hat), den designierten Präsidenten der Deutschen Forschungsgemeinschaft, Prof. Strohschneider, und den FAZ-Redakteur Thomas Thiel eingeladen."
Eine spannende und illustre Runde, wenn sie denn so zustande kommt.
Hintergrund ist die Diskussion um die Plagiatsvorwürfe gegenüber der ehemaligen IfK-Juniorprofessorin Nina Haferkamp: Sie hatte ihre Professur aufgrund gesundheitlicher Gründe zu Ende September 2012 aufgegeben; Privatdozent und Plagiatsjäger Stefan Weber hatte zuvor in seinem Blog plagiatsgutachten.de entsprechende Vorwürfe erhoben (vgl. Flurfunk-Dresden.de vom 14.9.2012: "Juniorprofessorin Nina Haferkamp verlässt IfK").
Der ebenfalls eingeladene Thomas Thiel hatte sich in der Folge mit dem Fall befasst und in der "FAZ" über die ganze Geschichte geschrieben (vgl. Flurfunk-Dresden.de vom 20.9.2012: "Lesehinweise: Berichterstattung zur Causa Haferkamp").
In der Ankündigung auf der Instituts-Seite sind folglich auch einige Worte zum Fall Haferkamp zu finden. Zitat:
"Solange die Prüfung an der Universität Duisburg-Essen noch nicht abgeschlossen ist, gilt für uns nach wie vor die Regel, dass eine öffentliche Vorverurteilung vermieden werden sollte. 'Plagiate' können sehr unterschiedliche und unterschiedlich gravierende Formen annehmen. Die Prüfung, ob die sicher nicht unerheblichen Regelverletzungen Frau Haferkamps den gesamten wissenschaftlichen Wert ihrer Dissertation zunichtemachen, also ein 'Plagiat' in dem Sinne darstellen, dass keine maßgebliche wissenschaftliche Eigenleistung mehr übrig bleibt, steht noch aus. Das ist der Hintergrund, warum wir in unserer bisherigen Kommunikation vor einem nicht wieder rückholbaren öffentlichen Pranger gewarnt haben."
Als Termin der Podiumsdiskussion im Rahmen der Vorlesungsreihe „Science Communication“ ist der 5.11.2012 um 18.30 Uhr vorgesehen.
Oktober 3, 2012
Plagiate im Wissenschaftsbetrieb wurden 2006 umfassend von Sebastian Sattler (damals Uni Leipzig, heute Uni Bielefeld) untersucht, seine Arbeit stieß auf erhebliches Medieninteresse:
http://www.uni-bielefeld.de/soz/we/we3/sattler/medienecho.htm
http://www.verlagdrkovac.de/3-8300-3068-1.htm
http://www.wissenschaftsmanagement-online.de/converis/artikel/238#
Oktober 3, 2012
Das klingt ja sehr interessant. Steht schon fest, an welchem Ort die Veranstaltung stattfinden wird?
Oktober 3, 2012
Nein, der Ort steht offenbar noch nicht fest.
Oktober 5, 2012
Das klingt - mit Verlaub - wie blanker Hohn.
Ist es jetzt also in Ordnung, Dissertationen mit beliebigem geklauten Material aufzuplustern und die Seitenzahl aufzubauschen, solange da irgendwo mal ein eigener Gedanke ist?
In jedem Studienfach wo man empirische Untersuchungen durchführen muss und dann eine Hausarbeit drüber schreibt, bekommt man diese um die Ohren geschlagen, falls man im einleitenden und erklärenden Teil einfach so Passagen aus den Lehrbüchern übernimmt ohne dies kenntlich zu machen.
Dieser Teil ist ja nicht unwichtig. Man muss von Doktoranden schon erwarten können, dass diese fähig sind, den Überblick über den aktuellen Forschungsstand und die Einbettung des Dissertationsthemas in die Forschung in eigenen Worten zu beschreiben.
Aber für Einige scheint das ja egal zu sein, zumindest am IfK darf man dort ruhig abschreiben, wie obige Pressemeldung suggeriert.
Oktober 10, 2012
Nach einiger Denk- und Bedenkzeit muss ich mich doch mal dazu äußern: http://www.dr-thomas-hartung.de/?p=1426