Zwei Lesehinweise zur Causa Haferkamp:
Bei faz.net hat sich Feuilleton-Redakteur Thomas Thiel der Geschichte um Nina Haferkamp, die Juniorprofessorin des Instituts für Kommunikationswissenschaft (IfK), angenommen, die nun ihre Professur aufgegeben hat (vgl. Flurfunk Dresden vom 14.9.2012: "Juniorprofessorin Nina Haferkamp verlässt IfK").
Gegen Haferkamp waren im Sommer Plagiats-Vorwürfe laut geworden - das Institut sprach in einer Erklärung zum Rückzug von Haferkamp von "einer öffentlichen Prangersituation", die durch die Medienberichterstattung entstanden sei. Das sorgt derzeit für einige Diskussionen.
So, wie sich das liest, hat sich der FAZ-Autor die von Plagiatsjäger Stefan Weber genannten Stellen in der Doktorarbeit von Nina Haferkamp und die ursprünglichen Quellen genauer angeschaut. Er schreibt:
"Die kontrafaktische Solidarität verwundert insofern, als die inkriminierten Passagen in Webers Blog allseits einsehbar sind und von jedem nachgeprüft werden können, der das Buch in einer Bibliothek bestellt. Beim Vergleich der Dissertation mit ihren ungenannten Quellen treffen Webers Vorwürfe alle zu."
Die Geschichte bei faz.net trägt den Titel: "Rücktritt als Beweis?"
Auch die Rheinische Post berichtet über den Rücktritt von Haferkamp. Dort zitiert der Journalist Hermann Horstkotte, der zuerst über die Vorwürfe gegen Haferkamp in der "DNN" berichtet hatte, den Münchener Rechtsprofessor Volker Rieble, Autor des "Standardwerk 'Das Wissenschaftsplagiat'":
"'Die Plagiatdiskussion steht ihrerseits unter dem Schutz der Wissenschaftsfreiheit' und könne folglich 'bis in die Tagespresse reichen:' Die Juniorprofessorin hat sich trotz direkter Nachfragen bis heute nicht selber geäußert."
Horstkottes Stück ist bei rp-online.de zu finden trägt den Titel: "Amtsverzicht nach Plagiatverdacht".
Dem geneigten Leser sei an dieser Stelle auch die Diskussion in den Kommentaren zu unserer Meldung zum Rückzug von Haferkamp empfohlen, in der sich auch der Plagiatsjäger Stefan Weber selbst zu Wort meldet. Hier entlang.
September 20, 2012
Kann es sein, dass die Erklärung von Prof. Donsbach auf der Seite des IfK wieder vom Netz genommen wurde? Unter dem ehemaligen Link, der auch im letzten Blog-Post dazu stand (http://tu-dresden.de/die_tu_dresden/fakultaeten/philosophische_fakultaet/ikw/information_ifk), ist er nicht mehr zu finden.
Nicht, dass da nach den zwei überregionalen Medienveröffentlichungen jemand kalte Füße bekommen hat. ;-)
September 20, 2012
Die Stellungnahme von Herrn Prof. Donsbach ist momentan noch im Google-Cache, aber unter der ursprünglichen Adresse ist sie nicht mehr zu finden. Auch mit einer site-Suche auf der Website der TU Dresden findet man die Seite nicht mehr. Sie ist schlicht verschwunden.
September 21, 2012
Der FAZ-Artikel ist nicht richtig verlinkt, oder?
September 21, 2012
@Susi Danke für den Hinweis - habe den Link aktualisiert!
September 21, 2012
Zu den Mutmaßungen über "kalte Füße": Wir haben darüber öffentlich berichtet, dass uns Frau Haferkamp verlässt. Sie ist (formell ab 1. Oktober, de facto ab jetzt) nicht mehr Mitglied des Instituts für Kommunikationswissenschaft. Auch ist ihre Dissertation nicht hier, sondern an der Universität Duisburg-Essen entstanden und ist dort zu prüfen, was ja auch geschieht. In diese Prüfung sind wir nicht involviert und wollen wir auch nicht involviert sein. Da wir ein Universitätsinstitut und kein Nachrichtenmedium sind, gibt es für uns also keine Veranlassung über den Fall dauerhaft zu publizieren.
September 21, 2012
Lieber Wolfgang,
ich finde, Du machst es Dir schon ein wenig zu einfach.
Spätestens seit dem Fall Guttenberg, aber allerspätestens seit meinen Hinweisen an den Fördergeber bezüglicher erster Plagiatsstellen bei Frau Haferkamp wäre es doch am ifk gelegen, hier eine Prüfung zu veranlassen. Dass ich mich mit dem Thema Plagiat seit langem beschäftige, war zudem hinlänglich bekannt.
Ich sehe hier schon eine sehr deutliche Unterlassung der Qualitätssicherung auf Seiten des ifk. Und auch nun möchtest Du, wie man aus Deinem Statement raushört, mit dem Plagiat (und der zum Teil mühsamen Rekonstruktionsarbeit) wieder nichts zu tun haben. Was ist so schwer dran, dieser Sache in die Augen zu sehen? Ist es, weil Du der SZ gesagt hast, Frau Haferkamp sei "eine der führenden Wissenschaftlerinnen in der Internetforschung"(http://www.sz-online.de/nachrichten/artikel.asp?id=2912239)?
Ich vermisse auch Statements dazu, dass man plagiatsfrei arbeiten möchte und welche Formen der Qualitätssicherung (Software etc.) man in Zukunft anwenden möchte, damit sich so etwas nicht wiederholt.
Und natürlich: Kannst Du Plagiate bei anderen Mitarbeiter/innen des ifk ausschließen? Was wurde überprüft, was wird überprüft werden? Was sind die "Lehren"?
Plagiate als "handwerkliche Mängel" zu verharmlosen ist für einen, der die Fahnen des Realismus, der Objektivität und der konservativen Werte hochhält, schon sehr schräg (sofern Dich die FAZ richtig zitiert hat). Und auch, dass Du nicht bereit bist, empirische Sachverhalte anzunehmen, spricht nicht dafür, dass Du die von Dir propagierte Wissenschaftstheorie auch lebst. Da weiß ich nicht mehr recht, was ich glauben soll.
LG
sw
September 21, 2012
Herr Weber,
spätestens mit dem neuesten Eintrag auf Ihrem Blog zeigen Sie, daß Sie nicht an seriöser Aufklärung, sondern nur an Hetze interessiert sind. Es ist einfach nur noch öffentliches Nachtreten, das mit "wissenschaftlicher Redlichkeit" aber nun rein garnichts mehr zu tun hat.
Frau Haferkamp hat die Professur aufgegeben, anscheinend geht es ihr auch nicht gut. Reicht Ihnen das nicht langsam? Was wollen Sie noch: Öffentliches Teeren und Federn von "Plagiatoren"?
Ich hoffe daß niemand mal mit ihnen so gnadenlos umgehen wird, wenn Sie mal einen Fehler machen!!
September 22, 2012
Ein Plagiat ist eben gerade kein "Fehler", sondern Intention. Und vielleicht geht es mir auch gesundheitlich nicht gut. Nur hat das weder etwas mit Plagiaten noch mit deren Aufdeckung zu tun.
September 22, 2012
Herr Dr. Weber, auch Dinge, die man absichtlich tut, können doch als Fehler bezeichnet werden. Was mich stört, ist die Genüßlichkeit, mit der Sie (u. a. in Ihrem Blog) die Fehler und das Versagen anderer geradezu zelebrieren und sich daran weiden. Wissenschaftliche Redlichkeit ist wichtig - in ihren Texten scheint aber eine menschliche Kälte auf, die erschreckt.
Oktober 10, 2012
Wiederholt: nach einiger Bedenkzeit muss ich mich doch mal dazu äußern - http://www.dr-thomas-hartung.de/?p=1426
Dezember 2, 2012
Alle sprechen von Frau Haferkamp, aber Herr Dr. Weber hat hier gleich zwei Karrieren zerstört, nämlich vorläufig die von der jungen Dame und seine eigene endgültig. So einen Kollegen wie ihn will niemand haben. Sein Engagement werden Kommissionsmitglieder und Gutachter lange nicht vergessen. Mit 42 Jahren hat er auch nur noch wenig Zeit auf eine Professur an einer Universität.
Der Artikel in der "FAZ" gibt auch einen guten Eindruck zu Webers Verständnis über wissenschaftliche Redlichkeit. Mit einem befreundenden Unternehmer wird eine Stiftungsprofessur ausgeheckt auf welche man sich dann selbst bewirbt. Wie billig.