Der frühe Vogel fängt die Meldung: Die Sächsische Staatskanzlei hat einen eigenen Facebook-Auftritt gestartet. Der erste Eintrag auf der neuen Seite ist eine Pressemitteilung, in der Staatskanzleichef Johannes Beermann die Datenpolitik von Facebook kritisiert. Nach den Fanpages des Freistaat Sachsen und von Ministerpräsident Tillich ist das die dritte Facebook-Seite der Staatskanzlei.
Im Moment hat die neue Fanpage, obwohl laut Timeline vor 18 Stunden gestartet, noch exakt nur 1 Fan - kein Witz (Stand 2.3.2012, 13.26 Uhr). Wir klicken auch erst NACH der Veröffentlichung dieses Beitrags, nicht dass uns die News noch jemand wegschnappt. Und, bevor jemand zweifelt: Wir haben nachgefragt, die Seite ist wirklich echt.
In der einzigen Mitteilung, die in der Timeline bis jetzt verlinkt ist, übt der Chef der Staatskanzlei Johannes Beermann Kritik an der verpflichtenden Einführung der Timeline durch Facebook - die Übersichtlichkeit steigere das Missbrauchsrisiko durch Dritte um ein Vielfaches, so die Mitteilung. Die Nutzer aber würden nicht gefragt.
In der Mitteilung heißt es:
"Seitens Facebook herrscht bei der Verwendung der preisgegebenen Daten keine Transparenz. Die 'Lebenschronik' verwendet Daten zur Erstellung eines Tagebuches, unabhängig davon, ob ein Nutzer das möchte oder nicht. Niemand weiß, was tatsächlich mit den Daten passiert. Das widerspricht dem elementaren Menschenrecht auf informationelle Selbstbestimmung."
Beermann in der Mitteilung wörtlich:
"Es geht um das Recht auf Löschung der vom Nutzer selbst eingebrachten Daten im Netz. Wir müssen das Recht des Bürgers auf informationelle Selbstbestimmung gegenüber Unternehmen stärken, die auf Kosten seiner Privatsphäre Geschäfte machen. Deshalb sind das diskutierte Prinzip des ’Privacy by Design’ und die Verpflichtung, den höchstmöglichen Datenschutz zur Grundeinstellung zu machen, die Minimalforderungen an ein modernes Datenschutzrecht und damit auch an Facebook."
Beermann, so die Mitteilung weiter, unterstütze damit das von EU-Kommissarin Reding für jeden Einzelnen geforderte „Recht auf Vergessen“.
Hier geht es lang zur neuen Facebook-Fanpage der Sächsischen Staatskanzlei.
März 2, 2012
gehört beim Recht auf Vergessen auch dazu, den Herrn B. zu vergessen? Fein.
März 2, 2012
Wenn ich nicht wüsste, dass der Artikel von Euch kommt, würde ich es für einen vorgezogenen Aprilscherz halten.
März 2, 2012
unglaublich peinlich :-) Da hat sich aber jemand mächtig ein Ei gegen die Schiene genagelt ;-)
März 2, 2012
Wer hat die Echtheit bestätigt? Hoffentlich die Opposition. Bitte lass das gefaked sein
März 2, 2012
Die Bestätigung kam von der stellvertretenden Regierungssprecherin.
Und, falls noch jemand fragt: Ich unterhalte mich manchmal mit Leuten aus der SK, aber ich habe mit den Facebook-Auftritten des Freistaats nichts zu tun.
März 2, 2012
Ich bin fassungslos, was ich dort sehe und lese. Wer hat hier beraten? Oder andere Frage: Welcher Grundlage entstammt, was hier kommuniziert wird? Nicht schlimm genug, was hier als Diskussionsgrundlage dargeboten wird, nein, wer geht Donnerstag mit so einer unfertigen Fanpage online? (Ich sehe nicht einmal ein Impressum.) Offenbar jemand, der nichts zu verlieren hat.
Und sollte ich in einer Stellungnahme zu den bisherigen Reaktionen lesen, man habe einfach nur provozieren wollen, um Aufmerksamkeit zu erregen, sage ich: Herzlichen Glückwunsch (und sucht euch einen neuen Praktikanten)!
März 2, 2012
Peinlich! Wenn man von der Materie keine Ahnung hat, wie es bei Herrn Beermann offensichtlich der Fall ist, sollte man sich etwas erklären oder die Finger davon lassen. Dieser Blödsinn sprengt selbst die Pressemitteilung des CDU-Fraktions-Medienpolitikes vor zwei Wochen... Aua, eine offizielle Sachsen-Anti-Facebook-Kampagne auf Facebook... (http://wp.me/ppkst-1yV)
März 6, 2012
Kurz mal zwei Lesehinweise zum Thema: Im Blog Mittelstern kommentiert
Social Media ExperteKollege Sebastian Schwerk die Aktion der Staatskanzlei ("Sachsen will sich offenbar zur Zeit auf Teufel komm raus im Netz blamieren?", hier nachzulesen: http://mittelstern.de/2012/03/an-der-grenze-zur-verleumdung-die-sachsische-staatskanzlei-uber-facebook/); auf der Online-Plattform Lead Digital schreibt Annette Mattgey ebenfalls über die Aktion der SK ("Freistaat Sachsen blamiert sich im Social Web", hier: http://www.lead-digital.de/start/social_media/freistaat_sachsen_blamiert_sich_im_social_web).