Online-Kommunikationsberater Alexander Hesse hat vergangene Woche Mittwoch (26.10.2011) den trimedialen Abend aus dem MDR-Landesfunkhaus Sachsen verfolgt. Für FLURFUNK DRESDEN zieht er Bilanz.
Trimedialität lautete das Zauberwort, das am vergangenen Mittwoch (26.10.2011) im gesamten sächsischen Funkhaus in aller Munde war. Der Pokalabend mit dem Spiel Erzgebirge Aue gegen den 1. FC Nürnberg bildete das Rahmenprogramm für einen Abend voller Diskussionen um den sächsischen Fußball. Das Thema wurde durch die Ereignisse beim Pokalspiel von Dynamo Dresden am Vortag natürlich zusätzlich mit Gesprächsstoff versorgt. Darum, soll es in diesem kleinen Rückblick aber nicht gehen, sondern um eine kurze Einschätzung der ersten Schritte des MDR auf diesem Gebiet.
Kurz noch zur Erklärung des Wortes Trimedialität: Radio, TV und Internet wurden an diesem Abend "vereinigt" und haben sich entlang des Themas und der einzelnen Schauplätze ergänzt. Im Livestream auf mdr.de konnte man den Radiomoderator mit seinen beiden Studiogästen bei der Diskussion beobachten und sich gleichzeitig in den parallelen Chat einbringen oder direkt per Mail und Telefon einen Kommentar zum Thema des Abends beisteuern. Das Radioprogramm lieferte also quasi die Grundlage für die Einbindung der anderen Medien Internet und TV (vgl. FLURFUNK DRESDEN: "Premiere für den MDR Sachsen: Trimedialer Fußball-Abend aus dem Landesfunkhaus").
Alles in allem eine sehr schöne Idee, die von den Öffentlich-Rechtlichen momentan als das attraktivste Mittel zur Erreichung des jungen Publikums angesehen wird (vgl. W&V, Ausgabe 39/2011). Was hat dieses Experiment nun aber wirklich gebracht und wie hat sich die Redaktion und die Produktion im Hintergrund geschlagen?
Als ich nach einem Dreiviertel der Sendung den Webstream abgeschaltet habe, hatte ich das Gefühl, dass diese Form der öffentlich-rechtlichen Abendunterhaltung Zukunft haben kann. Natürlich gab es an einigen Stellen noch Optimierungsbedarf, aber der MDR kann mit diesem Experiment aus meiner Sicht zufrieden sein. Die Verknüpfung der einzelnen Medien durch die Moderatoren hat innerhalb des Programms sehr gut funktioniert, die Übergänge zwischen dem "Radio-Livestream-Studio" und dem "Internet-Chat-Forum" inklusive der Liveschaltung ins TV-Programm waren gut organisiert. Auch wenn es für die jüngere Zielgruppe gewöhnungsbedürftig gewesen sein dürfte, als musikalischen Zwischenteil zum größten Teil Schlager hören zu müssen (es ist ja quasi trotzdem das Live-Radioprogramm von MDR 1 Radio Sachsen), rundete dieser Teil die ganze Aktion auch in dieser Hinsicht ab.
An einigen Ecken gibt es trotz des guten Gesamteindrucks Verbesserungspotential. Grundlegend hat es mich besonders gestört, dass ich mindestens vier Internetfenster gebraucht habe, um alle Aktivitäten (abgesehen vom Fernseher und dem Radio - als Offlinemedien) nutzen zu können: Livestream, Radiointernetstream vom Pokalspiel, Chatfenster, Erklärungsfenster zum Abend und Kontaktseite für Mail, Forum usw...
Eine optisch ansprechende und übersichtliche Zusammenführung der einzelnen Funktionen (z. B. in der Form, wie es bereits die etablierten Newsrooms aufbauen) wäre für die nächste Phase wohl eine der wichtigsten Überarbeitungsaufgaben.
Auch der Chat, der zeitweilig mit über 100 Teilnehmer sehr gut gefüllt war, kann sicherlich noch ein wenig attraktiver gestaltet werden. Vielleicht hätten es ein paar weniger Experten auch getan und man hätte sich intensiver mit dem Beantworten der Fragen und einer Diskussion beschäftigen können.
Was ich mir auch noch gewünscht hätte, wäre eine intensivere Einbindung der Social-Media-Kanäle, also die Diskussion zum Beispiel auch aktiv auf Facebook zu führen und dann mit in die Berichterstattung einzubinden.
Mein Fazit: Alles in allem eine gute Strategie, die es verdient, weiterverfolgt zu werden. Nicht zuletzt auch aus einem ganz banalen Grund, der sich im Titel dieses Beitrags versteckt:
Ich fand es klasse, die Leute im Radio auch einmal zu sehen. Ich höre eigentlich nie MDR 1 Radio Sachsen, aber die Stimmen vom Samstagfußballnachmittag und der Nachrichtensprecherin sind selbst mir sehr prägnant im Kopf geblieben. Und so war es wirklich mal schön, deren Gesichter zu sehen. Verstecken müssen sich jedenfalls weder Peter Neumann und Susanne Prager, noch dieses Experiment des mdr.
Auf den Seiten des MDR finden sich eine Zusammenfassung des "Großen Pokalabends" ("Rückblick auf den großen Pokalabend"), eine Fotogalerie sowie das Protokoll des Chats.
Der Autor Alexander Hesse arbeitet als selbstständiger Berater zu den Themen Onlinekommunikation und -marketing.
November 13, 2011
Leider sind die von Ihnen benannten Fakten nicht gänzlich richtig. Es ist nicht das 1. Mal, dass so eine trimediale Produktion im MDR LFH SACHSEN erfolgte. Schon vor gut 6 Jahren gabe es einen gleichartigen Piloten bei der journalistischen Begleitung der "Pfundskur". Damals in Zusammenarbeit mir der AOK und der ernährungspsychologischen Forschungsstelle der UNI Göttingen, Herrn Prof. Volker Pudel und Herrn PD Thomas Ellrodt. Ein wendig präzisere Recherche hätte ich Ihrer Redaktion schon zugetraut.
Freundliche Grüße
Rolf Garmhausen